Ferrari Daytona SP3: Supersportwagen, V12, 840 PS, Preis
Daytona trifft Spa

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Der Name Daytona SP3 erinnert an ein legendäres 1-2-3-Finish und ist eine Hommage an die Ferrari-Sportprototypen der 1960er-Jahre. Wir durften exklusiv ein paar Runden in Spa drehen.
Bild: Ferrari
Nach über 20 Jahren in diesem Job glaubte ich, schon alles gefahren, erlebt, gesehen zu haben. Ich war auf so ziemlich allen bekannten Rennstrecken der Welt, bin vom kleinen Gruppe-A-Mini bis zum M4 GT3 alles an Rennwagen gefahren, habe über 700 Autos am Sachsenring gezeitet.
Und dann gibt es doch wieder so einen Tag, wo man abermals geflasht wird. Nämlich dann, wenn am Telefon eine +39 0536… erscheint, du kurz grübelst, Italien, Maranello, abhebst und dir eine freundliche Stimme im besten Italo-Englisch erklärt, dass du in zwei Wochen einen Daytona SP3 fahren kannst.

Die Schmetterlingstüren leiten die Luft zu den seitlich angebrachten Kühlern.
Bild: Ferrari
Weil ich es kaum glauben kann, erlaube ich mir eine kurze Rückfrage. Und die nette Dame legt noch einen drauf – und erzählt etwas von Spa-Francorchamps. Und ich antworte nur plump: "Yes, I come!"
Daytona SP3: 1,9 Millionen Euro auf 599 Stück limitierten
Was das alles heißt: Ferrari lässt mich einen dieser ultrakrassen, 1,9 Millionen Euro teuren, auf 599 Stück limitierten Targas in Spa fahren? Zehn Tage später stehe ich tatsächlich in Belgien neben dem Auto.
Obwohl – Auto scheint der falsche Ausdruck, Kunstwerk trifft es eher. Was haben sich die Italiener nur dabei gedacht?

Das abnehmbare Dachteil lässt sich zwar nicht unter der Fronthaube verstauen, der Fahrtwind föhnt aber hervorragend die Haare – wenn man welche hat...
Bild: Ferrari
Ganz einfach, die seit 2018 gegründete Icona-Serie brauchte nach Monza SP1 und SP2 ein neues Modell. Der Daytona SP3 ist eine Hommage an den historischen Hattrick in der Sportprototypen-Weltmeisterschaft 1967, als der Ferrari 330 P3/4, der 330 P4 und der 412 P bei den 24 Stunden von Daytona alle drei Podiumsplätze belegte.
Aerodynamisch effizientester Ferrari
Die Optik stammt aus der Feder von Designdirektor Flavio Manzoni. Sie zeichnet sich durch abgerundete, muskulöse Formen in der Seitenansicht, eine umlaufende Windschutzscheibe und ausgeprägte Radkästen mit darauf angebrachten Außenspiegeln aus.
Die Frontpartie weist Scheinwerfer mit einer beweglichen Abdeckung als Anspielung auf die alten Klappscheinwerfer auf, die Heckpartie mit horizontalen Lamellen und zwei zentralen Endrohren sowie aggressivem Diffusor erinnert mich irgendwie an den Testarossa.

Der 6,5-Liter-V12 ist mittig hinter den Passagieren positioniert. Optisch wie technisch ein Kunstwerk, 840 PS stark, stimmgewaltig, 2,85 Sekunden auf 100.
Bild: Ferrari
Die fortschrittliche Aerodynamik verwendet zwar keine aktiven Elemente, laut Maranello soll es aber das aerodynamisch effizienteste Auto sein, das Ferrari je gebaut hat.
V12 mit sagenhaften 840 PS
Im Heck sitzt ein V12, genau der, der 2017 im 812 Superfast seine Premiere feierte. Im Daytona leistet der 6,5-Liter nun sagenhafte 840 PS und drückt 697 Newtonmeter.
In Zahlen ausgedrückt heißt das: über 340 Spitze, 9500 Touren Höchstdrehzahl und 7,4 Sekunden aus dem Stand auf 200 km/h. In Worten: sieben Komma vier!

Wie im Motorsport: Die Pedale lassen sich individuell an die Größe des Fahrers anpassen.
Bild: Ferrari
Das Cockpit ist genauso von den Rennwagen 330 P3/P4, 312 P und 350 Can Am inspiriert. Besonders auffällig die beiden Sitze, die sich über den Mitteltunnel ziehen. Und da hocke ich mich jetzt hinein.
Eau Rouge, La Source und Blanchimont warten. Doch richtig Vollgas darf ich nicht geben. Maximal 100 km/h sind erlaubt, auch wegen des Lärms, Pardon: infernalischen Sounds.
Die 599 Kunstwerke sind alle schon verkauft
Doch im hinteren Teil zwischen Les Combes und Stavelot sollte was gehen. Ein kurzer Druck auf den Start-Engine-Knopf, und los geht’s. Der Motor bollert sich untertourig warm, das Getriebe wartet in Nullstellung auf seinen Einsatz, die Ampel ist grün, das Manettino auf Race, ab geht’s.

Das Heck erinnert mit seinen horizontalen Rippen an den Ferrari Testarossa.
Bild: Ferrari
Der Ansaugtrakt stellt auf Durchzug, die zwei Auspuffrohre reißen alle Klappen auf, Eau Rouge und Kemmel Straight noch halbe Kraft, dann Vollgas. Der Horizont kommt mit einem Tempo auf mich zu, das Angst macht.
Zuerst raubt die Fliehkraft fast den Atem, dann setzt das Ferrari-Heck zum Überholen an, und schließlich gibt mir noch der Schalt-Kick den Rest. Das Handling ist modern, das Fahrwerk superschlau, die Bremsen gefühlvoll, schade, dass wir schon nach drei Runden aufhören müssen. (Vollfettstufe mit 700 PS zum Abschied des V12 Vantage)
Keine Frage – dieses Auto ist eine Droge fürs Ego, eine Kampfansage an die Vernunft. Dass der Daytona mit 16,2 Liter/100 km etwas viel Super Plus wegzischt, dürfte der Zielgruppe ebenso egal sein wie die knapp zwei Millionen Euro.
Übrigens, die 599 Kunstwerke sind alle verkauft, ein Wahnsinn!
Technische Daten und Preis: Ferrari Daytona SP3
• Motor V12, Mitte hinten längs
• Hubraum 6496 cm3
• Leistung 618 kW (840 PS) bei 9250/min
• max. Drehmoment 697 Nm bei 7250/min
• Antrieb Hinterrad/7-Gang-Doppelkupplung
• L/B/H 4686/2050/1142 mm
• Leergewicht 1485 kg
• 0–100/200 km/h 2,85/7,4 s
• Spitze 340 km/h
• Verbrauch 16,2 l SP
• Abgas CO2 368 g/km
• Preis 1.949.283 Euro
• Hubraum 6496 cm3
• Leistung 618 kW (840 PS) bei 9250/min
• max. Drehmoment 697 Nm bei 7250/min
• Antrieb Hinterrad/7-Gang-Doppelkupplung
• L/B/H 4686/2050/1142 mm
• Leergewicht 1485 kg
• 0–100/200 km/h 2,85/7,4 s
• Spitze 340 km/h
• Verbrauch 16,2 l SP
• Abgas CO2 368 g/km
• Preis 1.949.283 Euro
Fazit
Logisch, dieser Ferrari Daytona SP3 ist zu wenig effizient, viel zu teuer und natürlich zu schnell für diese Welt. Aber genau das ist es, was dieses automobile Kunstwerk, einen der letzten Dinosaurier, ausmacht.
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