Spartanisches Billig-Image ist Vergangenheit

Wer von uns träumt nicht von sechs Richtigen? Einmal den Hauptreffer landen, das wär's doch, oder? Vorbei sind alle finanziellen Nöte, vorbei dann sicher auch die Zeit, Prospekte über Kleinwagen zu durchforsten – auf der Suche nach dem richtigen Angebot.

Für alle, die noch nicht zu den Lotto-Glücklichen zählen: Wir haben ebenfalls sechs Richtige für Sie. Sechs moderne, vollwertige Autos. Denn die Zeiten, in denen Kleinwagen das spartanische Billig-Image anhaftete und eigentlich nur Verzicht bedeuteten, sind längst vorbei.

Modern, sicher, sparsam, komfortabel, manchmal auch günstig und vielseitig oder eben alles zusammen, so präsentieren sich unsere Testkandidaten heute: Ford Fiesta, Hyundai Getz, Honda Jazz, Mazda2, Nissan Micra und der VW Polo.

Mazda2 – Japaner mit Ford-Technik

Jüngster Teilnehmer im Sixpack ist der Mazda2. Spätestens beim Blick in den Motorraum wird klar: Unter seinem Blech steckt im Wesentlichen Ford-Technik. Kein Wunder also, dass sich die Fahrwerte und auch das Fahrverhalten vom Kölner nur minimal unterscheiden.

Weitaus wichtiger ist jedoch, was die Ingenieure im Innenraum besser (oder auch schlechter) gemacht haben. Klare Sache: Der Mazda bietet mehr Raumgefühl und die höhere Sitzposition. Auch das Cockpit und die Türverkleidungen wirken edler, würden sogar eine Klasse darüber noch passen.

Kopf- und Knieraum im Fond sind ähnlich. Im Fiesta sitzt es sich nur aufgrund der dünnen Polster unbequemer. Als sehr angenehm erweist sich die extrem niedrige Ladekante des Mazda2. Das schont die Bandscheiben. Zwar lassen sich die Rücksitze geteilt umlegen, doch ganz ohne Stufe im Ladeboden geht's leider nicht. Pfiffig: Das Umklappen der Beifahrerlehne nach vorn erlaubt den Transport langer Gegenstände wie zum Beispiel des Surfbretts zum Baggersee oder Latten vom Baumarkt.

Der Fiesta punktet beim Handling

Mager dagegen der Fiesta. In Sachen Variabilität muss dem Kölner ein Armutszeugnis ausgestellt werden. Welcher Entwicklungschef sagt ja zu einer Faltlösung, bei der nur die Lehnen geteilt nach vorn klappen, die Sitzfläche aber nur im Ganzen hochgestellt werden kann? Welchen Sinn macht dies, außer Geld zu sparen? Und der Blick auf die Schaumstofffüllung und Lochbleche weckt auch keine Begeisterung.

Dafür punktet der Fiesta mit einem guten Handling. Statt wie früher über die Vorderräder zu schieben, geht er agil und neutral ums Eck, vermittelt fast ein wenig Sportgeist, ohne jedoch dabei zu viel an Komfort einzubüßen.

Auch die direkte Lenkung zählt zu den Highlights im Kleinwagensektor, vermittelt jede Menge Fahrbahnkontakt. Schade nur, dass der Motor im Vergleich etwas müde ist und – zusammen mit dem Mazda – die schlechtesten Elastizitätswerte liefert.

Einzigartige Variabilität beim Jazz

Den frischesten Eindruck liefert der Honda. Nicht zuletzt, weil er am wenigsten wiegt. Überhaupt zeigt der pfiffige Japaner, wie viel Gehirnschmalz in einem modernen Kleinwagen stecken kann. Fangen wir mit der Variabilität an. Eigentlich reicht ein Wort: einzigartig. So perfekt, dass sich die Konkurrenz in Grund und Boden schämen müsste.

Selbst eine Mutter mit Kind auf dem Arm schafft das Umlegen der Rücksitze ohne Anstrengung. Ein Finger reicht, und die Sitze fallen so genial zu Boden, dass man dies am liebsten jeden Tag seinem Nachbarn zeigen möchte. Flach, ohne Stufe, absolut eben. So soll es sein. Da können zur Not sogar zwei Mountainbikes mit. Zusätzlich lassen sich die Sitzflächen zur Lehne hochstellen. So entsteht Laderaum vom Boden bis zur Decke. Da passt selbst eine 1,40 Meter hohe Zimmerpflanze aufrecht hinein. Auch sonst glänzt der Jazz mit Bestwerten. Zusammen mit dem Polo ist er der Leiseste, hat mit dem Micra den kleinsten Wendekreis, den größten Kofferraum und die meisten wirklich gebrauchsfähigen Ablagen (keine Dekofächer!).

Vom Platzangebot her ist dieser Honda, nicht zuletzt durch seine Van-animierte Form, der Größte seiner Klasse. Vier Personen reisen wesentlich bequemer als in den anderen fünf Kandidaten dieses Vergleichs. Das ist umso erstaunlicher, als der Jazz sieben Zentimeter kürzer endet als der Polo. Ein Lob an die Ingenieure für ein derart maximiertes Raumkonzept. Fahrwerkmäßig haben sich die Honda-Leute nicht zuletzt auch unsere Kritik zu Herzen genommen und die viel zu harte Feder-Dämpfer-Abstimmung geändert. Der Komfort ist jetzt spürbar besser, wenngleich der Jazz immer noch etwas störrisch über Querfugen und Bodenwellen rollt. Der einzige echte Nachteil bleibt seine etwas teigige, indirekte Lenkung, die allerdings nur im unmittelbaren Vergleich auffällt, dann also, wenn man von einem Auto ins nächste steigt.

Flinker Micra setzt auf Emotionen

Ähnlich erging es uns beim Micra. Seine Lenkung spricht träge an, wirkt um die Mittellage schwergängig. Erst bei höherem Tempo auf der Autobahn verliert sich dieser Effekt. Der kleine Nissan ist durch seine rundliche, knuffige Form (besonders Frauen lieben ihn dafür) funktionell eher im Nachteil, kann deshalb natürlich nicht beim Kapitel Platz und Kofferraum mithalten. Dennoch: Der Knieraum hinten (bei zurückgeschobener Bank) ist nicht schlechter als bei den anderen, lediglich die Kopffreiheit ist knapper. Bisweilen stoßen Mitfahrer nicht mehr gegen den Himmel, sondern, bedingt durch die coupéhafte Form, schon gegen das Blech der Heckklappe. Da sind Kopfnüsse programmiert.

Die Ausgestaltung des Innenraums gefällt durch schickes Design und angenehme Materialien. Gedacht wurde auch an pfiffige Kleinigkeiten. So gibt es einen Taschenhaken am Armaturenbrett, eine Schublade im Handschuhfach, klappbare Cupholder, und unter der aufstellbaren Beifahrersitzfläche steckt ein Zwölf-Liter-Staufach, das herausnehmbar ist.

Für eine Überraschung sorgt der Micra-Motor. Er arbeitet zwar etwas rau, ist aber sehr lebendig und gefällt mit sehr guten Elastizitätswerten. Da muss man nicht ständig schalten, obwohl das Getriebe exakt und leichtgängig arbeitet. Pluspunkte sammelt der Micra auch durch einen kleinen Wendekreis, sehr gute Bremsen (die besten im Vergleich) und den geringen Verbrauch. Übrigens: Schon das Grundmodell kann mit Automatik (1200 Euro) bestellt werden. Beim Jazz gibt es ein CVT-Automatikgetriebe ab der LS-Version für 1250 Euro. Polo, Getz, Mazda2 und Fiesta lassen den Automatik-Freund leider im Regen stehen. Schade, dass die Micra-Entwickler sich nicht mehr Mühe mit der Fondsitzbank gegeben haben. Zwar lässt sie sich längs verschieben, doch nur die Lehnen fallen nach vorn. So entsteht eine unnötig hohe Stufe im Ladeboden, die das Beladen erheblich einschränkt.

Polo: Der Teuerste muss nicht der Beste sein

Über diese Sitzbanktreppe ärgern wir uns auch im (ausstattungsbereinigt) teuersten Wagen dieses Vergleichs: im Polo. Der Wolfsburger bietet nur eine sehr beschränkte Variabilität. Sein Kofferraum ist schmal und tief, eine geteilte Rückbank kostet in der Grundversion 133 Euro Aufpreis.

VW selbst nennt den Polo "Wertemaßstab seiner Klasse". Dies können wir in vielen Punkten unterstreichen. Die Verarbeitung ist tadellos, die Materialanmutung hochwertig, die Sicherheit vorbildlich, der Federungskomfort herausragend. Hinzu kommen eine knackige Schaltung sowie ein äußerst agiler und leiser Motor mit Benzin-Direkteinspritzung. Der FSI mit 83 PS macht den Polo nicht nur zum schnellsten Kleinwagen im Vergleich, sondern verbraucht mit 6,9 Litern auch am wenigsten. Und dies trotz des höchsten Gewichts.

Der größte Kritikpunkt beim Polo bleibt die unverschämte Preispolitik. Vergleichbar ausgestattet, kostet er über 2000 Euro mehr als der günstigste Teilnehmer im Test: der Hyundai Getz. Eine Menge Geld, besonders in dieser Klasse.

Günstig, aber nicht billig gemacht: der Getz

Für den Getz sind nur 11.790 Euro zu bezahlen. Das ist ein Wort. Und dafür gibt es keineswegs Magerkost. In einem ersten Vergleich schlug der Koreaner bereits den Ford Fiesta. Klar, die Anmutung im Innenraum ist nicht so hochwertig wie im Honda Jazz oder VW Polo. Dafür ist der Getz mit allen wesentlichen Technik-Features bestückt. Front- und zwei kombinierte Seiten-/Kopfairbags, ABS, elektrische Fensterheber, verstellbares Lenkrad und Servolenkung sind serienmäßig an Bord.

Das Cockpit ist modern gestylt mit gut ablesbaren Instrumenten, die Lenkung wirkt ein wenig teigig und nicht so zielgenau wie beispielsweise im Fiesta. Der Komfort ist akzeptabel, es fehlt jedoch noch an der Feinabstimmung. Bei der Variabilität ließen sich die Koreaner eine eigene Klapplösung einfallen. Zuerst fallen die Lehnen nach vorn, gehen dann zusammen mit den Sitzflächen nach oben. Das schafft zwar keinen langen, aber doch wenigstens einen ebenen Ladeboden.

Einen Wermutstropfen muss der Getz-Fahrer dann aber doch hinnehmen: Der 80-PS-Vierzylinder verbraucht glatt einen Liter mehr als der sparsame Polo, der allerdings mit dem teuren Super plus gefüttert werden will. Doch das ist angesichts des Preisunterschieds mehr als hinnehmbar. Problematischer die nüchterne Bewertung des wahrlich knuffig-sympathischen Micra: ein Kleinwagen mit Seele. Doch leider gibt es dafür keine Punkte.

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