Meine Güte, ging das schnell! Eben noch waren Vans die Lieblinge der deutschen Familien, weil sie so vielseitig sind wie ein Schweizer Taschenmesser. Und jetzt, nur ein paar Jahre später, haben ihnen die SUV schon wieder den Rang abgelaufen. Trotzdem halten Ford und Nissan am Van fest – und haben ihn auf ein alltagstaugliches Format geschrumpft. Mit einer Länge von nur wenig mehr als vier Metern spielen B-Max und Nissan Note in der Kompaktklasse, bieten aber mehr Variabilität und eine höhere Sitzposition.

Mit konventionellen Türen wäre der B-Max praktischer

Ford B-Max
Diese Idee zündet nicht recht: Die Schiebetüren des B-Max erweisen sich im Alltag als wenig praktisch.
So weit die Theorie. Denn vor allem Ford hat einem optischen Gag viel Funktionalität geraubt: Die Kölner bauen beim B-Max hinten Schiebtüren ein, verzichten auf B-Säulen – und versprechen damit einen besseren Einstieg. Klappt im Alltag leider nicht ganz. Um den Fond zu entern, muss ein breiter Schweller überwunden werden. Zudem schränkt die aufwendige Konstruktion das Platzangebot ein, mehr als zwei Gäste können in Reihe zwei nicht bequem sitzen. Das kann der Nissan besser. Er bietet Platz für drei Kinder, sowohl Innenbreite als auch Kniefreiheit passen. Nur ganz ehrlich: Das können Kompakte im gleichen Format ähnlich gut, der vermeintliche Vorteil der Vans erschließt sich nicht. Zumal die Kofferräume mit einem Volumen von 318 (Ford) und 325 (Nissan) Litern einen Koffer weniger schlucken als ein guter Kompakter. Leider erreichen die beiden kleinen Allzweckwaffen auch im Cockpit nicht das Klassenniveau. Billig wirkende Kunststoffe und die nicht ganz saubere Verarbeitung zeigen die Abstammung vom Kleinwagen – und passen nicht zu den hohen Preisen von mehr als 20.000 Euro.
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Bei den Assistenzsystemen kann der Note punkten

Nissan Note
Alles drin, alles dran: Der Note glänzt serienmäßig mit einem großen Paket an Assistenzsystemen.
Wenigstens gibt es an der Bedienung nicht viel auszusetzen. Einzig die vielen kleinen Knöpfe auf der Mittelkonsole des Ford verlangen Gewöhnung. Die Klassengrenzen sprengt der Nissan immerhin bei den Assistenzsystemen. So sind neben Navigation und einer 360-Grad-Kamera auch Spurhalteassistent und Totwinkelwarner serienmäßig mit an Bord – vorbildlich! Eines haben aber beide Hersteller geschafft: Diese Vans fahren sich nicht wie ein Kleinwagen. Vor allem der B-Max fällt positiv auf. Fast schon traditionsgemäß bietet der Ford einen sauberen Kompromiss aus brauchbarem Komfort und agilem Handling. Mit dem fährt Papa gern zum Supermarkt. Passt auch prima zum recht durchzugsstarken Motor, der sein maximales Drehmoment schon unter 2000 Touren liefert. So lässt es sich entspannt durch den Alltag cruisen. Ganz so geschliffen ist der Nissan nicht geraten. Sein Fahrwerk federt holziger, kurze Unebenheiten dringen trocken in den Innenraum und werden auch nicht von den dünn gepolsterten Sitzen abgefangen. Dabei wirkt der Note nicht ganz so sportlich wie der B-Max.
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Dafür kann der laufruhige Motor mit guten Sprintwerten überzeugen, fährt nur bei der Elastizität leicht hinterher. So lässt man es als Fahrer fast automatisch ruhig angehen. Lohn dieser Abstimmung: Mit einem Testverbrauch von 4,9 l/100 km bleibt der Nissan erfreulich sparsam, verbraucht einen Drittelliter weniger als der Ford. Allerdings sollte man sich davon nicht täuschen lassen, echte Sparbüchsen sind beide nicht. Dem steht schon der Anschaffungspreis von 21.100 Euro (Ford) und 20.730 Euro (Nissan) entgegen. Trotz guter Ausstattung eine selbstbewusste Ansage. Denn für derart hohe Preise fehlt es beiden an Feinschliff und echten Qualitäten. Klein, aber nicht oho – kein Wunder, dass bei den Minivans langsam die Käufer ausbleiben.

Kaufberatung: SUVs bis 20.000 Euro

Fazit

von

Stefan Voswinkel
Am Ende kann der Nissan knapp den Vergleich gewinnen. Er bietet mehr Ausstattung als der Ford, ist vorbildlich sparsam. Der Ford opfert der fehlenden B-Säule viel Raum im Fond. Dafür gefällt das Fahrwerk. Vergleichsweise teuer sind beide.

Von

Stefan Voswinkel