Ein neuer Diesel soll den Meriva kräftig anschieben. Verschafft der Motor dem kleinen Opel-Van eine Chance gegen den quirligen Ford B-Max?
Umparken im Kopf sollen wir. Das sagen uns die Werbemenschen von Opel. Als wichtigste Wegweiser in die neue Parklücke fungieren zunächst neue Motoren. Nach Zafira und Astra bekommt jetzt auch der MinivanMeriva einen frischen Antrieb. Dem 1,6-Liter-Diesel mit 110 PS eilt der Ruf voraus, dass er angeblich flüsterleise sein soll. Ob das stimmt, klärt der Vergleich mit dem Ford B-Max.
Der neue Selbstzünder tut dem Opel richtig gut
Endlich: Opel hat mit dem neuen Diesel alles richtig gemacht – der Motor ist leise und kräftig.
Um es vorwegzunehmen: Opel hat sich mit dem neuen Dieselmotor einen riesigen Gefallen getan. Der 1.6er hält, was er verspricht. Er ist hörbar leiser als seine Vorgänger – und auch als der Diesel im Ford. Dazu bringt der Meriva ordentlich Power mit, im Sprint und im Zwischenspurt hängt er den Ford locker ab. Das liegt auch daran, dass der CDTI im Opel mit 300 Newtonmetern deutlich mehr Drehmoment liefert als der TDCi im Ford mit 215 Newtonmetern. Dennoch wirkt der Opel irgendwie nicht so spritzig. Was – na klar – am höheren Gewicht des Meriva liegt. Er bringt 135 Kilo mehr auf die Waage als der B-Max, ist 23 Zentimeter länger und sechs breiter, und das Fahrwerk ist zudem stärker auf Komfort getrimmt: Federung und Dämpfung sind weicher, die Lenkung reagiert indirekter als im Ford.
Dynamisch: Der B-Max erinnert mit seinem Fahrwerk an ein zu groß und zu hoch geratenes Kart.
Der erinnert mit seinen spontanen Richtungswechseln und seinem härter abgestimmten Fahrwerk an ein zu groß und zu hoch geratenes Kart. Was durchaus Spaß bringt, zumal auch die Schaltung mitspielt. Die fünf Gänge des B-Max finden zielgenau ihren Weg, während beim Opel besonders der Wechsel vom zweiten in den dritten Gang nur sehr hakelig gelingt – manchmal sogar erst beim zweiten Versuch. Beim Verbrauch punkten beide. Für den Opel notieren wir 5,7 Liter, für den Ford 5,4 – vorbildlich. Wie auch die Innenräume der beiden Minivans. Gut verarbeitet, nichts klappert, der Materialmix macht einen ordentlichen Eindruck. Im Opel herrschen dabei großzügige Platzverhältnisse – er fährt schon fast eine Klasse höher als der Ford, auch was die Variabilität betrifft: Sein flexibles Sitzsystem im Fond macht aus dem Fünfsitzer bei Bedarf einen Viersitzer mit viel Beinfreiheit. Insgesamt sind die Sitze bequem, gut konturiert und auch für längere Strecken geeignet.
Kassenunterschied: Für den Meriva 1.6 CDTI werden 23.840 Euro fällig, für den B-Max TDCI 21.100.
Während das Cockpit im Opel eher zeitlos konservativ wirkt, ist die Ford-Kommandozentrale verspielter und jugendlicher. Mit dem Meriva teilt sich der B-Max allerdings die Schalterwüste in der Mittekonsole. Wer sich hier zurechtfinden will, braucht doch einige Zeit der Eingewöhnung. Vom Raumgefühl wirkt der B-Max natürlich enger, und er hat auch kein so ausgefeiltes Sitzkonzept wie der Opel: Die hintere Bank lässt sich nur zweigeteilt umklappen, insgesamt sind die Sitzpolster kürzer und schmaler geraten. Hier hat der Meriva ganz klar Vorteile. Die sich Opel auch bezahlen lässt. Der getestete Meriva startet bei selbstbewussten 23.840 Euro, der B-Max bei 21.100 Euro. Lohnt sich das Umparken im Kopf trotzdem? Der neue Motor und der flexiblere Innenraum sprechen eindeutig für den Meriva. Nur abnehmen dürfte er jetzt noch.
Fazit
von
Christopher Clausen
Glückwunsch, Opel! Die neuen Dieselmotoren tun der Modellpalette sichtlich gut. Meriva und B-Max sind zwei ausgereifte, kleine Vans, der Opel hebt sich insbesondere durch seine höhere Variabilität und das ausgeglichene Fahrverhalten ab.