Sieben solcher Capris insgesamt hatte die Ford-Rennabteilung auf die Piste geschickt. Nach dem "Aus" für die 73er Saison verschwanden die Sportwagen von der Bildfläche. Dieser hier kam – wie auch immer – in die Pfalz. Bei der Firma Dan fand er einen Dauerparkplatz im Regal. Sieben Jahre später entdeckte der leidenschaftliche Schrauber Antonio das Renngerät. Das Auto und alles, was aus der Renn-Ära noch vorhanden war, packte der Rentner ein, begutachtete zu Hause seine fette Beute und machte sich an den Wiederaufbau. Der Wagen hatte etliche Blessuren von diversen Zweikämpfen mit hartnäckigen Kontrahenten. Hier war in erster Linie Improvisationstalent, Erfahrung und handwerkliches Geschick gefragt. "Das Schrauben hat Spaß gemacht", blickt Antonio auf die Tage in seiner Werkstatt zurück. Dabei befasste er sich mit einem capritechnischen Leckerbissen. Rahmen und Fahrwerkskonstruktion waren ausschließlich für den Sporteinsatz gebaut worden. Die hintere Achse stammt aus der Ford-Rennabteilung.

Die Kolben des V6 stammen aus einem BMW-Motor

Anpassungen an die jeweiligen Straßenverhältnisse sind durch Einstellungen von Höhe, Härte und Sturz möglich. BBS Felgen in den monströsen Dimensionen 9x15 vorn und 12 x15 hinten mit 225/50er und 285/45er Pirelli-Walzen lassen den Capri jederzeit auf der Straße kleben. Wegen der ultraleichten Kunststoffkarosserie bringt das ganze Fahrzeug nur 1050 kg auf die Waage. Kein Problem also für den nahezu rennmäßig hergerichteten Motor, das Auto mit seinen 220 PS voranzutreiben. "Bei 7200 Umdrehungen schafft er 270 Stundenkilometer", beziffert Antonio das Leistungsvermögen seines Capri. Die Innereien des 2,8-Liter-V6 sind nur vom Feinsten. Die Kurbelwelle dreht sich in Dreistofflagern und ist genauso wie die 316-Grad-Nocke feingewuchtet, poliert und nitriert. Passende Kolben für seinen Power-Motor fand Antonio bei BMW.

In dem geplanten Kopf sorgen 38er Einlass- und 42er Auslassventile für einen flotten Gasdurchsatz. Kipphebel und Stößel sind aus Titan. Die Kanäle im Zylinderkopf hat Antonio aufgebohrt und geglättet. Auch die Ansaugbrücke ist entsprechend aufgebohrt und poliert worden. Offene Ansaugtrichter auf der Renneinspritzanlage von Kugelfischer krönen die Kopfarbeit. Die Kraft des Triebwerks wird über eine Kupplung von Fichtel & Sachs an das Fünf- Gang-Getriebe weitergegeben. Von dem ehemaligen Renngetriebe hat Antonio sich verabschiedet. Das war zwar auch fünffach sortiert, hatte aber einen elend langen ersten Gang. "Den konnte man bis Tempo 120 ziehen. Das is‘ nix für die Straße", so Antonio. Aus einem Sierra Cosworth entnahm er sich daher eine passender übersetzte Schaltzentrale.
Weit schwieriger als der technische Aufbau gestaltete sich der Weg durch den Behörden-Dschungel. Der Capri war für Rennzwecke entwickelt und nie für die Straße zugelassen worden. Um dennoch das begehrte Papier zu bekommen, wandte sich Antonio an Ford. Vergeblich. Erst ein technisch versierter und aufgeschlossener TÜV-Mann ebnete den Weg in den Straßenverkehr. Warum sollte denn eine Kunststoffkarosserie, die den hohen Sicherheitsstandards des Rennreglements entspricht, nicht auch im Alltag bewegt werden?

Technische Daten

Typ Ford Capri RS • Baujahr 1970 • Motor • V6 • 2772 cm³ • 220 PS • BMW Kolben • Kurbelwelle und 360° Nockenwelle feingewuchtet, poliert und nitriert • Dreistofflager • Kopf geplant • Einlass- und Auslasskanäle aufgebohrt und poliert • Ansaugbrücke aufgebohrt und poliert • 38er Einlass- und 42er Auslassventil • Titan-Stößel und Kipphebel • Renneinspritzung • offene Ansaugtrichter • Sierra Cosworth Fünf-Gang-Getriebe • Räder BBS VA: 9 x15 Zoll mit Pirelli 225/50-15 HA: 12 x15 Zoll mit Pirelli 285/45-15 • Fahrwerk • Ford-Rennachse hinten • Schraubenfedern • Bilstein-Dämpfer • Stabilisatoren vorn • Schubstreben hinten • Auspuff Supertrapp-Anlage • Besonderheiten • Leergewicht 1050 Kilogramm • Höchsgeschwindigkeit: 270 km/h • innen belüftete Scheibenbremsen vorne und hinten • Fichtel & Sachs- Kupplung • Straßenzulassung