Weg vom Wickelkommoden-Image

Wie macht man einen Würfel schön? Bislang suchten die Designer eine Form, die gut funktionieren, aber nicht unbedingt gut aussehen musste. Was rauskam, waren praktisch-quadratisch gute Vans. Leider in ihrer Form beliebig. Es hätte einen nicht gewundert, wenn das Heck der Familienkisten plötzlich vorangefahren wäre. Die jüngsten Vertreter der Van-Klasse heißen Ford C-Max und Seat Altea. Zwei, die nun versuchen, das Wickelkommoden-Image elegant abzuschütteln. "Ich meine, ein Minivan muss nicht aussehen, als ob er nach Windeln riecht", so Ford-Chefdesigner J Mays.

Es scheint fast, als habe Seat-Stylist Walter de Silva diesen Satz ins Lastenheft geschrieben, als er anfing, den Altea zu zeichnen. Der heimste bereits den begehrten Reddot-Designpreis ein, als er noch nicht einmal auf der Straße fuhr. Aus einer Kiste formte Seat Kunst. Durch Oberflächen, die sich hier nach innen, dort wieder nach außen wölben. Durch eine charaktervolle Linie, die schräg durch die Flanke läuft. Durch Liebe zum Detail: Die kantenlose Windschutzscheibe sieht aus wie ein großer Flachbildschirm. In den massigen A-Säulen verbergen sich gegenläufige Scheibenwischer – was die Frage aufwirft, wohin Politessen künftig die Knöllchen stecken sollen.

Mit jedem Strich zeigte De Silva den Rotstift-Akrobaten im Seat-Vorstand, wofür er sein Geld verdient. Im Innenraum wurde dann wieder mehr aufs Geld geachtet. Die hängende Mittelkonsole glänzt metallisch, ist aber aus Plastik gegossen. Genauso wie die Einfassung der Instrumente, die in tiefen Höhlen sitzen. Im Zentrum steckt der Drehzahlmesser, eingerahmt von Tacho, Öltemperatur- und Tankanzeige.

Preise und Ausstattungen

Etwas hochwertiger wirkt das C-Max-Cockpit. Es kommt ohne Schnörkel und Pseudo- Alu aus. Weicher Kunststoff, klare Instrumente, schöne Sony-CD-Anlage (790 Euro). Ford löste die Innenraumarchitektur ganz sachlich. Form folgt Funktion, ohne dabei ins Banale abzudriften. Alle Schalter sind so logisch angebracht, dass wir die Betriebsanleitung getrost vergessen können. Sehr entgegen kommt dem Fahrer der erhöhte Schalthebel des exakten Fünfganggetriebes, weil er den Weg zum Lenkrad verkürzt.

Im Seat sitzt der Knüppel wie bei jedem Pkw im Mitteltunnel, was weniger bedienungsfreundlich ist. Dafür gehen beide Schalter kurze Wege, ohne sich in den Gassen unnötig aufzuhalten. C-Max und Altea spielen in ihrer Klasse zweifellos die Rolle des Dynamikers. Sportliches Fahren gefällt ihnen besser als großartige Innenraumkonzepte mit sieben Sitzen – die ohnehin kaum jemand braucht. So bieten beide Vans Platz für fünf – der sich aber flexibel gestalten lässt.

Wenn nur zwei Personen im Fond des C-Max sitzen, klappt der Mittelsitz in den Kofferraum. Die äußeren hinteren Sitze lassen sich nun diagonal verschieben. Dadurch rücken die Plätze näher zusammen, fahren etwa zehn Zentimeter zurück und schaffen mehr Bein- und Schulterfreiheit – besser sitzt wohl auch kein Bankdirektor im langen Siebener-BMW. Als Fünfsitzer schenkt der Seat vorn wie hinten aber deutlich mehr Platz – und weniger Kofferraum. Genial einfach: das Klappsystem à la Honda Jazz. Die Lehnen fallen mit einem Handgriff nach vorn, sobald man an einer Schlaufe zieht – funktioniert so einfach wie bei einer Ausziehcouch.

Betriebskosten und Garantien

Hinter dem Lenkrad geben sich beide Vans sportlich, die Sitze schneiderten die Hersteller auf Figur mit ausgeprägten Wangen für perfekten Seitenhalt, den aktive Fahrer gern in Anspruch nehmen. Die elektromechanische Servolenkung des Seat arbeitet harmonisch, direkt und denkt für den Fahrer mit. Bei Seitenwind oder abfallenden Straßenrändern lenkt sie automatisch gegen. Diese Technik kennen wir bereits vom Konzernbruder Golf, auf dem der Altea basiert. Ebenso wie das sportliche Fahrwerk mit Mehrlenker-Hinterachse, das supersicher reagiert. Zudem fährt noch ESP in Serie mit, das den Seat auf Kurs hält, falls er auszubrechen droht.

Vergleichbar gut ist das Ford-Fahrwerk, das schon vom nächsten Focus stammt. Der C-Max meistert damit Kurven aller Art und schnelle Ausweichmanöver so souverän, dass wir das ESP getrost langzeitarbeitslos melden könnten. Die feinfühlig Servolenkung verleite zum Kurvenkratzen, wobei der Hintern bei Lastwechseln gern ein wenig wackelt (bei abgeschaltetem ESP – was natürlich immer eingeschaltet sein sollte).

Weniger aufregend als das sportliche Fahrerlebnis sind beide Motoren. Zwar reichen die 1,6-Liter-Aggregate mit 101 PS (Ford) und 102 PS (Seat) völlig aus, um die beiden durch die Stadt zu treiben, reißen einen aber nicht unbedingt vom Hocker, wobei der Seat-Zweiventiler überraschend munterer aufspielt als der Vierventiler des Ford. Leider macht sich das auch beim Verbrauch bemerkbar. 7,6 Liter Super lesen sich ganz akzeptabel im Altea-Prospekt. In der Praxis indes rauschten bei flotter Autobahnfahrt 14,5 Liter durch die Kraftstoffleitung, im Schnitt waren es dann neun Liter Super. Dieser Wert kann auch vom Ford nicht deutlich unterboten werden: 8,8 Liter Super. Aber so ist das halt: Wenn es auf die Form ankommt, gehören Kompromisse zur Serienausstattung.

Technische Daten und Bewertung

Fazit Diese beiden Kompakt-Vans sehen nicht nur besser aus als viele Konkurrenten, sie fahren auch besser. Lenkung, Fahrwerk, Bremsen sind auf dem Niveau einer Top-Limousine. Seat und Ford haben lange auf einen Van warten lassen, deshalb konnten sie Fehler anderer Hersteller vermeiden. Herausgekommen sind dabei zwei Autos, die viel Fahrfreude machen. Wer einen Altea oder C-Max kaufen will, kann ausschließlich nach Geschmack entscheiden. Denn bei diesen Vans kommt es auf die Form an. Empfehlenswert sind beide!