ST gegen GTI, das ist das Sportduell zweier Kürzel. ST weckt Erinnerungen an den rasiermesserscharfen RS, GTI steht für die sechste Generation einer immer perfekteren Ikone. Focus gegen Golf, das ist auch der Kampf um die Krone der Kompaktklasse. Der neue Focus ST ist größer geworden, ohne an Sportlichkeit einzubüßen. Der solide, sichere und souveräne VW hat auch zum nahenden Ende seiner Laufzeit nichts von seiner Attraktivität verloren. Sportmodell aus Köln gegen Sportmodell aus Wolfsburg, das sind zwei Philosophien, die sich annähern. ST gegen GTI, das ist kein Gipfeltreffen, das allein von nackten Zahlen entschieden werden könnte.
Ford Focus ST
Der Ford-Vierzylinder steht mit 250 PS und 360 Newtonmeter gut im Futter.
Ford Focus Ford hat im neuen ST den von Volvo ausgeborgten Fünfzylinder durch einen 2,0-Liter-Ecoboost-Vierzylinder ersetzt. Der 250 PS starke Turbo-Treibsatz heizt den Vorderrädern mächtig ein. Wir erinnern uns in diesem Zusammenhang an die Vorderachse des Focus RS, die mit Hilfe von Revo-Gelenken und mechanischem Sperrdifferenzial jede Art von Lenkradzerren im Keim ersticken wollte. Gelungen ist das freilich nur ansatzweise, und deshalb verwundert es nicht, dass auch der ST mit Antriebseinflüssen seine liebe Not hat. Trotz ESP, TSC, TVC, CUSC und EPAS kämpft der Ford vor allem bei Nässe und in engen Kurven um die Ideallinie im Kraft-mal-Weg-Parallelogramm. Hinter den Kürzeln steht eine Elektronik-Armada, die sich um die Drehmomentverteilung zwischen den Antriebsrädern kümmert.
VW Golf GTI Edition 35
Der GTI liegt mit 235 PS und 300 Newtonmetern deutlich hinter dem ST.
VW Golf Der GTI Edition 35 mobilisiert 235 statt 211 PS wie der Standard-GTI; seine Drehmomentkurve gipfelt bei 300 statt bei 280 Newtonmetern. Damit rückt der Golf GTI 35 in Schlagdistanz zum Focus ST. Im Golf GTI bemühen sich neben ESP und ABS auch XDS (elektronische Quersperre), EDS (Differenzialsperre), ASR (Antriebsschlupfregelung), DCC (Dämpfereinstellung, kostet 975 Euro extra) und DSG (Doppelkupplungsgetriebe, 1900 Euro Aufpreis) um maximale fahrdynamische Effizienz. Der GTI gibt sich verbindlicher und neutraler. Der in kritischen Fahrsituationen automatisch auslösende kurzzeitige ESP-Resteingriff ist zwar gut gemeint, beendet aber jede ernsthafte Quertreiberei, bevor sie wirklich angefangen hat. Wer das sportliche Duell am Ende für sich entscheidet, erfahren Sie oben in der Bildergalerie.Den kompletten Artikel gibt's im Online-Heftarchiv als PDF-Download.
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Video: VW Golf GTI Cabrio

Gieriges Sprint-Luder


Fazit

von

Georg Kacher
Zwei Autos, zwei Philosophien. Der Focus ST ist die schärfere Klinge – aggressiv, raubeinig, kompromisslos. Der Golf GTI wirkt ausbalancierter, komfortabler, weniger verspielt. Weil beide Modelle gleich schnell sind, entscheidet der Preis für den Ford, das Bauchgefühl für den VW.

Von

Georg Kacher