Fernreise im Ford: Auf einem eintägigen Roadtrip von Deutschland nach England zeigte der neue Galaxy seine Stärken und Schwächen.
Auf zu neuen Galaxien. Okay, ganz so weit wollte Ford uns bei der ersten Fahrt mit dem neuen Galaxy nicht schicken. Doch eine Strecke von Köln nach Goodwood, England, ist mit 650 Kilometern schon recht ungewöhnlich für eine Fahrveranstaltung. Normalerweise hat man durchschnittlich nur drei Stunden Zeit, das Fahrzeug kennenzulernen. Doch ein großer Siebensitzer wie der Galaxy kann gerne mehr Zeit zur Begutachtung in Anspruch nehmen. Immerhin ist alles neu, verspricht Ford.
Er ist ein Van – und das ist auch gut so!
Klare Sache: Beim Design macht der neue Galaxy keine Experimente – er bleibt ein klassischer Van.
Trotz aller Überarbeitungen bleibt die dritte Generation Ford Galaxy optisch ein Van. Er will nicht auf Teufel komm raus ein Sport-Van oder aktiver Tourer sein. Und das ist auch gut so! Denn anders als beispielsweise ein Renault Espace behielt der Ford seine hohe Dachlinie, die kaum nach hinten abfällt. Große Passagiere im Fond können sich für die Kopffreiheit bedanken. Der Aston Martin-Grill, die optionalen 19-Zoll-Alufelgen und der kleine Heckspoiler lassen den Galaxy dabei aber nicht bieder wirken. Papa kann sich also ruhig mit dem Van sehen lassen.
Der Galaxy ist vorne und hinten gut zu überblicken, das Kombiinstrument hingegen ist überladen.
Auch im Cockpit gibt es wenig Grund zum Maulen. Lediglich der hohe Plastikanteil beim Material-Mix und das mit Informationen überfüllte digitale Kombiinstrument stören. Die Sinnhaftigkeit einer Ablage, versteckt hinter der Mittelkonsole, will sich ebenfalls nicht erschließen. Vielleicht bekämpft es die Handysucht, weil man ständig sein Mobilgerät da drin vergisst? Nützlicher ist da schon die "Split-View"-Frontkamera. Damit guckt der Galaxy um die Ecke. An schwer einsehbaren Kreuzungen oder Abzweigungen überträgt eine Kamera im Kühlergrill ein 180-Grad-Weitwinkelbild auf den acht Zoll großen Multifunktions-Touchscreen im Cockpit. Erspart dem Fahrer umständliche Verrenkungen. Nach vorne bietet der Galaxy ohnehin mit seiner großen Windschutzscheibe und tief angesetztem Armaturenbrett eine ausgezeichnete Sicht. Auch hinten ist es luftig. Großzügige Glasflächen lassen viel Licht ins Innere und lassen beim Schulterblick erkennen, was sich im toten Winkel versteckt.
In Fahrt zeigt sich der Galaxy angenehm leise
Flüsterleise: Der 180 PS starke Zweiliter-Diesel ist kaum zu hören, auch Windgeräusche dringen kaum durch.
Fahrer- und Beifahrersitz können auf der langen Strecke überzeugen. Es fühlt sich an, als wenn jemand sanft mit einem Kissen den unteren Rückenbereich stützt – ausgezeichnet! Die Polsterung hat einen optimalen Härtegrad, der auch nach vier Stunden nicht nachlässt. Auch Motor, Lenkung und Federung machen schnell klar, dass sie auf der langen Tour nicht nerven werden. Der zwei Liter große Diesel mit 180 PS hat ein gutes Ansprechverhalten, entfaltet seine Stärke rasch ab 2000 Umdrehungen und bleibt auch oben raus kräftig. Und man hört ihn kaum. Doch das gilt nicht nur für den Motor. Selbst bei hohem Tempo dringen Windgeräusche kaum durch die Innenraum-Dämmung. Den Durschnittsverbrauch gibt Ford mit fünf Litern an. Bei uns standen am Ziel acht Liter zu Buche. Genauer nimmt es der Schaltknüppel des manuellen Sechs-Gang-Getriebes. Er arbeitet wie ein britischer Wachsoldat, zackig und präzise.
An der Kasse kratzt der Ford an der 40.000-Euro-Marke
Preislich auf Augenhöhe mit dem VW Sharan: Der Ford Galaxy Titanium 2.0 TDCi kostet 39.760 Euro.
Die neue Adaptiv-Lenkung lässt den Van leicht im Wagon des Eurotunnel-Zuges rangieren und setzt bei hohem Tempo auf der Autobahn schnell die Lenkbefehle um. Dabei arbeitet der Fahrer viel weniger gegen Wankbewegungen als beim Vorgänger. Das straffe Fahrwerk hält den 1,75 Meter hohen Van im Zaum, lässt dem Aufbau nur in schnellen Kurvenfolgen kleines Spiel. Doch trotz neuer Integrallenker-Hinterachse muss man – wie bei den meisten Vans – in Kauf nehmen, dass es Querfugen kurz rumpeln lassen. Das adaptive Fahrwerk für 2000 Euro könnte da Abhilfe schaffen. Womit wir beim Preis wären. Mit der Topausstattung Titanium (LED-Tagfahrlicht, Klimaautomatik, Fahrspurassistent etc.) kostet der gefahrene Galaxy mindestens 39.760 Euro. Damit liegt er auf Augenhöhe mit dem VW Sharan. Gut 5000 Euro weniger kostet der schwächer motorisierte Opel Vivaro Combi.
Technische Daten Ford Galaxy Titanium • Motor: 2,0 l TDCi • Leistung: 180 PS bei 3500 1/min • max. Drehmoment: 400 Nm bei 2000 1/Min • Antireb: 6-Gang-Schaltgetriebe, Frontantrieb • 0-100 km/h: 9,7 s • V/max: 208 km/h • Verbrauch: 5,0 l/100 • Abgas CO2: 129 g/km • Preis 39.760 Euro (Marktstart September 2015).
Zu den Stärken des neuen Galaxy gehören die Übersichtlichkeit, das Platzangebot, der hohe Komfort und der starke Antrieb. Der Material-Mix in der Mittelkonsole enttäuscht. Außerdem reagiert das Touchpad nicht besonders schnell auf Eingaben und ist bei starker Sonneneinstrahlung nicht optimal abzulesen.