Karosserie und Technik

Die Fieberkurve dauerte nicht mal ein Jahrzehnt – die Renaissance der Coupés zu Beginn der neunziger Jahre. Kaum räuberten VWs Corrado und Audis Coupé in der Zulassungsstatistik, spurteten bei der Konkurrenz die Nachfolger von Capri und Manta auf die Straße. Doch während sich Opels Calibra ganz ordentlich verkaufte, fuhr Fords Probe hinterher und stand wie Beton bei den Händlern. Daran hat sich bis heute nicht viel geändert.

Gebrauchte Probe zählen preislich zu den Kellerkindern. Nur eine Geschmacksfrage (Ford-Zitat "eigenständig mit einem Schuss Extravaganz")? Oder nahmen die Markenfreunde übel, dass unterm Blech ein reinrassiger Mazda steckte? Immerhin, das baugleiche MX-6-Coupé verkaufte sich noch schlechter und wurde sogar ein Jahr vor dem Probe bei uns vom Markt genommen (97). Das Produktions-Aus des Probe konnte allerdings auch die Mazda-Qualität nicht verhindern. Die garantiert beispielsweise solide Rostvorsorge.

Satt Unterbodenschutz, Plastikeinsätze in den Radhäusern, stabile Bremsleitungen – trotzdem mäkeln TÜV-Prüfer gern. Denn unschön sind die zahlreichen rostigen Schrauben, wie sie schon beim MX-6 auffielen (AUTO BILD 2/99). Da beide Modelle in Flat Rock (Michigan/USA) vom selben Mazda-Band rollten, wenig erstaunlich. Und der Rostansatz an den Achsschenkeln ist zwar hässlich, lässt sich aber mit ein wenig Mühe beseitigen. Dagegen hilft beim Auspuff nur Austausch. Keine 40.000 Kilometer hatte unser Kandidat abgespult, aber die Anschlüsse waren von vorn bis hinten in Auflösung begriffen. Vielfahrer haben weniger Sorgen, wenn das zermürbende Kondenswasser rausgefeuert wird.

Motor und Fahrwerk

Nicht nur potenzielle Sportskanonen melden allerdings einen erhöhten Bedarf an Bremsscheiben und -klötzen. Zu den echten Sorgenkindern zählen vor allem die hinteren Bremssättel, die gerne festgammeln. Am Testobjekt hatten aufmerksame Mechaniker die sensiblen Sättel mit reichlich Fett gegen den nächsten Rostangriff behandelt. Ohne Befund dagegen: die hinteren Stabilager, die wie beim MX-6 ausschlagen.

Solider präsentierte sich der US-Ford von seiner Antriebsseite, die ebenfalls weitgehend von den Japanern geliefert wird. Das gilt vor allem für den Zweiliter-Vierzylinder mit 115 PS. Bis auf poröse Zündkabel wegen heißer Motornähe und den lebensnotwendigen Zahnriemenwechsel alle 90.000 Kilometer eine langlebige Maschine, die allerdings nicht die Wurst vom Teller zieht. Leise und laufruhig, aber ohne Durchzugskraft, notierten unsere Tester (Heft 5 und 14/94). Es reichte trotzdem für einen Testsieg gegen Toyota Celica, VW Corrado und Opel Calibra, Tempo 200 und einen Sprint in elf Sekunden auf 100 Stundenkilometer. Wer es zahmer angehen lässt, fährt mit acht Liter Normal, flotte Fahrer verfeuern um die elf Liter.

Dynamischer ist natürlich der Sechszylinder mit 162/163 PS, ebenfalls ein Mazda-Ableger. Allerdings sind dann mindestens zwölf Liter Sprit fällig, und in der Teilkasko geht es drei, in der Haftpflicht eine Stufe rauf. Davon bleiben Fahrkomfort und Fahreigenschaften unbeeindruckt. Super Straßenlage, Sicherheitsreserven in flott gefahrenen Kurven und vorbildliche Lenkung attestierte AUTO BILD der zweiten Auflage des Coupés. Dazu passt das ABS, leider nicht das Fading der Bremsen nach fünf Vollbremsungen. Fazit: Solides Coupé mit wenig Unarten, aber Seltenheitswert, dazu preislich attraktiv – bei Fans hat der Ford schon lange seine Probe bestanden.

Historie, Schwächen, Kosten

Modellgeschichte 9/90 Einführung des Probe I, technisch weitgehend identisch mit Mazda MX-6. ABS serienmäßig. Nur als GT mit 2,2-Liter-Turbomotor/147 PS. Preis: 41.960 Mark 1/93 Probe II: längerer Radstand, neue Vorderradaufhängung. Motor: 2,5-Liter-24V-Sechszylinder mit 163 PS. Preis: 47.150 Mark 2/94 Vierzylinder: 2.0 16V mit 115 PS. V6 nur noch 162 PS 5/95 Sechszylinder überarbeitet und wieder mit 163 PS 3/98 Import- und Produktionsende

Schwachstellen • Auspuff mit Schwächen: Am Testobjekt waren nach 40.000 Kilometern alle Anschlüsse und Halter fast völlig zermürbt • Bremsscheiben und -beläge sind schnell verschlissen – liegt es am Sportcoupé oder an den sportlichen Fahrern? • Stabilager oder Führungsgelenke schlagen wie beim Vetter Mazda MX-6 schnell aus • Zündkabel werden dicht über dem heißen Zylinderkopf entlanggeführt und deshalb mit der Zeit porös • Seitenscheiben neigen zum Flattern. Weniger Windgeräusche gibt es, wenn nach jedem Türöffnen die Scheiben runter- und wieder raufgefahren werden – sie liegen dann exakter an den Dichtungen

Reparaturkosten Für ein exotisches Coupé noch recht zivile Preise. Nur Lichtmaschine und Anlasser sollten nicht kaputtgehen – bei Mazdas MX-6 ist das günstiger.

Fazit und Modellempfehlung

Fazit "Der Ford Probe ist weitgehend ein Durchschnittstyp bei der Hauptuntersuchung. Weder Auspuff noch Fuß- oder Handbremse fallen aus dem Rahmen. Bestnoten gibt es sogar für die Bremsleitungen. Ärger kann nur das Fahrwerk machen. Dreimal anfälliger als der Durchschnitt sind die Radaufhängungen, vor allem die Stabilisatorbuchsen schlagen aus. Und auch wenn der Rost sich noch nicht durchfrisst, so ist er an tragenden Teilen doch zu finden." Klaus Lesczensky, Gutachter TÜV Rheinland/Berlin-Brandenburg

Modellempfehlung Ford Probe 16V (85 kW/115 PS)

Steuer/Schadstoffklasse: 240 Mark im Jahr/Euro 2 Testverbrauch: Herstellerangabe 7,8 Liter, gemessen 11 Liter Normal Versicherung: Vollkasko (21/1000 Mark SB): 2496 Mark, Teilkasko (32/300 Mark SB): 545 Mark. Haftpflicht (16): 1604 Mark (Basis: HUK-Jahrestarife für Regionalklasse Berlin, 100 Prozent) Inspektion: alle 15.000 Kilometer. Kosten: etwa 250 bis 350 Mark Wertverlust: Dreijährige kosten nur noch den halben Neupreis (Händlerverkaufspreis), danach jährlich 2000 bis 3000 Mark Verlust