Startschuss ins neue Jahr und damit auch in die neue Formel-1-Saison 2023! Regeländerungen, Personalwechsel, Termine: AUTO BILD MOTORSPORT hat alles Wissenswerte zur 74. Ausgabe der Automobilweltmeisterschaft auf einen Blick:

Rennkalender

Klar ist bereits: 2023 wird eine Rekordsaison, denn so viele Rennen im Kalender gab es noch nie! 24 sind aktuell geplant, unklar ist allerdings, ob sich noch ein Ersatzkandidat für den vierten WM-Lauf am 16. April findet: Der dort angesetzte China GP wurde wegen der Covid-Restriktionen des Landes abgesagt. Momentan gilt Portimao (Portugal) als Favorit unter den Alternativen.
Sollte der Slot leer bleiben, fährt die Formel 1 aber immer noch einen Grand Prix mehr als 2022: Denn nur der Frankreich GP in Le Castellet ist nicht mehr dabei. Neu hinzu kommen aber Katar (8. Oktober) und Las Vegas (18. November). Im Spielerparadies in Nevada war die Königsklasse zuletzt 1982 zu Gast, damals noch auf anderer Strecke. Katar kehrt indes nach einjähriger Auszeit (wegen der Doppelbelastung mit der Fußball-WM) wieder in den Kalender zurück.
Die F1 kehrt nach über 40 Jahren nach Las Vegas zurück
Bild: F1

Auch neu: Bisher gab es drei Sprintrennen pro Saison, ab sofort sind es sechs. Auffällig: Die Rennaction schon am Samstag gibt es fast ausschließlich in der zweiten Saisonhälfte: In Baku, Spielberg, Spa, Austin, Losail (Katar) und Sao Paulo wird 2023 gesprintet. Los geht die Saison am 5. März mit dem Bahrain GP, enden soll sie am 26. November in Abu Dhabi. Zu sehen sind die Rennen live bei Sky.

Präsentationen

Trotz des vergleichsweise frühen Saisonstarts Anfang März: Mit den Präsentationsterminen für die neuen Autos halten sich die F1-Teams für 2023 noch auffallend zurück. Bisher haben überhaupt erst drei Rennställe bekanntgegeben, wann sie ihren neuen Renner vorführen: Ferrari enthüllt seine rote Göttin ausgerechnet am Valentinstag (14. Februar), Aston Martin ist schon einen Tag früher dran. Nochmal zwei Tage vorher präsentiert AlphaTauri in New York - allerdings nur die Lackierung.

Testfahrten

Dabei ist eigentlich Eile geboten, denn bereits vom 23. bis 25. Februar dröhnen in Bahrain die Motoren für die offiziellen Wintertestfahrten. Diese fallen mit gerade einmal drei Testtagen - halb so viele wie noch 2022 - dieses Jahr extrem kurz aus. Gröbere technische Probleme können sich die Teams mit den neuen Boliden also nicht leisten, ohne dadurch mit einem gewaltigen Nachteil in den Saisonauftakt an Ort und Stelle zu starten: Was die Spannung natürlich steigert.
Zehn Teams und 20 der weltbesten Fahrer sind am Start
Bild: F1
Der Europa-Test in Barcelona, der letztes Jahr noch zur Erprobung der nach umfassenden Regeländerung komplett neuen Autos diente, wurde für 2023 hingegen ersatzlos gestrichen.

Rookies

Eine Herausforderung ist das vor allem für die beiden jungen Rookies im Feld: Oscar Piastri (21) und Logan Sargeant (22)  bestreiten beim Saisonauftakt in Bahrain ihr erstes Formel-1-Rennen: Der Australier Piastri hat bei McLaren Landsmann Daniel Ricciardo verdrängt, Logan Sargeant aus den USA ersetzt bei Williams den Kanadier Nicholas Latifi. Supertalent Piastri wurde 2021 in der Formel 2 Meister, Sargeant im vergangenen Jahr immerhin Vierter in der Nachwuchsserie.

Fahrerwechsel

Eine Rückkehr in die Startaufstellung feiert unterdessen der Deutsche Nico Hülkenberg: Er ersetzt bei Haas Landsmann Mick Schumacher, der als Testfahrer bei Mercedes ins zweite Glied rückt. Mit Sebastian Vettel hat ein weiterer Deutscher seine erfolgreiche Karriere beendet, er wird bei Aston Martin von Altmeister Fernando Alonso beerbt. Der spanische Doppelchampion ist mit 41 Jahren nicht nur der älteste Fahrer im Feld, sondern mit aktuell 356 GP-Starts auch der Rekordpilot der Formel 1.
Nico Hülkenberg ist 2023 der einzige Deutsche im Feld
Bild: LAT/Haas

Alonsos Nachfolger bei Alpine wird der Franzose Pierre Gasly, der von AlphaTauri kommt. Gaslys Platz beim Juniorteam von Red Bull übernimmt indes Nyck de Vries. Für den Niederländer wird der Auftakt in Bahrain auch erst der zweite Grand Prix, nach seinem eindrucksvollen Debüt als Ersatzfahrer bei Williams letztes Jahr in Monza.

Teamchefs

Personalrochaden gab es im Winter auch bei den Teamchefs: Ferraris Mattia Binotto ist weg, er verließ die Scuderia nach den sich mehrenden Pannen am Kommandostand auf eigenen Wunsch. Sein Nachfolger in Maranello wird Fred Vasseur, der bisher für Alfa Romeo tätig war. Im Zuge des nahenden Audi-Einstiegs wechselt der Deutsche Andreas Seidl als Vasseur-Nachfolger zum Team aus Hinwil. Seidls Posten bei McLaren übernimmt Andrea Stella. Auch Williams' deutscher Teamchef Jost Capito ist zurückgetreten, seine Nachfolge aber noch nicht kommuniziert.
Personalien: Fred Vasseur, Andreas Seidl, Andrea Stella
Bild: ABMS-Montage

Regeländerungen

Auf technischer Seite ändern sich nach der großen Regelrevolution des Vorjahres diesmal nur Kleinigkeiten: So wurden für eine bessere Sicht etwa die Rückspiegel an den Autos vergrößert und als Folge des Überschlags von Alfa-Romeo-Pilot Gunayu Zhou in Silverstone die Überrollbügel verstärkt. Wegen des Porpoisings, dem Aufsetzen der Autos auf den Asphalt, wurden zudem die Unterböden um 15 Millimeter angehoben und auch die Minimalhöhe des Diffusorkanals angepasst.
Im sportlichen Regelwerk wurde unterdessen die Verteilung von Strafen und ihre Auswirkungen auf die Startaufstellung klarer geregelt, um mehr Transparenz für die Fans und weniger Chaos zu generieren. Äußerst bedenklich hingegen: Eingeschränkt wurde für 2023 die Meinungsfreiheit der Fahrer, die Protestaktionen oder Kritik in Zukunft vorab mit dem Automobilweltverband absprechen müssen. Die FIA folgt damit dem schlechten Vorbild der FIFA.
Die Formel 1 legt auch 2023 wieder beim Bahrain GP los
Bild: Ferrari

Favoriten

Nach Red Bulls dominanter Rekordsaison mit 17 Siegen, 15 davon durch Weltmeister Max Verstappen, starten der Niederländer und sein Team als großer Favorit ins Jahr. Aber: Der Trend der Saisonschlussphase 2022 zeigt, dass auch Mercedes wieder in den Titelkampf eingreifen könnte: George Russell gewann für die Silberpfeile beim vorletzten Rennen in Sao Paulo den Sprint und das Rennen, Rekordweltmeister Lewis Hamilton brennt nach Ausmusterung des ungeliebten wie zickigen W13 auf seinen achten Titel und Revanche für das kontroverse WM-Finale 2021.
Fraglich ist hingegen, ob Ferrari seine starke Form aus 2022 halten kann: Der Scuderia steht nach dem Teamchefwechsel ein Übergangsjahr bevor. Ob die internen Turbulenzen die Konzentration aufs Sportliche beeinträchtigt haben, wird sich zeigen. Fest steht aber: Von hinten drängen mit Alpine und Aston Martin, die mit dem hochmotivierten Alonso und neuer Mega-Fabrik kommen, zwei aufstrebende Werksteams, die endlich den Anschluss zur Spitze schaffen wollen - auf jeden Fall aber die ein oder andere Überraschung.

Von

Frederik Hackbarth