Auch ein halber Tag reicht Weltmeister Max Verstappen, um am Freitag in Abu Dhabi die Spitze zu erobern: Der Niederländer dreht im zweiten Training auf dem Yas Marina Circuit die Tagesbestzeit von 1:25.146 Minuten. Die erste Session muss Verstappen noch aussetzen, weil Red Bull wie sieben weitere Teams zum Saisonabschluss im Training einen Nachwuchspiloten ins Auto setzt und Liam Lawson so ein paar Formel-1-Kilometer ermöglicht.
Am Ort seines größten Triumphes, wo sich Verstappen vor elf Monaten erstmals zum Champion krönte, könnte es am Sonntag indes zur Neuauflage des Duells mit Erzfeind Lewis Hamilton kommen: Denn auch Mercedes ist in Abu Dhabi wieder schnell unterwegs. Im ersten Training bei Tageslicht haben beide Silberpfeile von Hamilton angeführt die Nase vorne, in der zweiten Session reiht sich Brasilien-Sieger George Russell als erster Verstappen-Verfolger auf Rang zwei ein.
George Russell landete direkt hinter Max Verstappen
Bild: Mercedes

"Die Longruns heute waren wieder sehr gut bei Mercedes, das wird ein Fight zwischen Mercedes und Red Bull werden", beurteilt Experte Mathias Lauda bei ServusTV die ersten Eindrücke aus Abu Dhabi. Deutlich weniger gut sieht der Österreicher die Chancen von Ferrari: "Bei denen läuft seit Mexiko wirklich nichts mehr, auch die Longruns heute waren schwach."
Nicht nur die Zeiten vom Freitag untermauern diesen Eindruck: Ferrari-Star Charles Leclerc fühlt sich sogar im Cockpit "so langsam", dass er irritiert am Kommandostand nachfragt, von seinem Ingenieur jedoch nur zu hören bekommt, was er ohnehin schon weiß: "Unsere Pace ist nicht gut im Moment." Macht über eine Runde unterm Strich fast eine halbe Sekunde Rückstand auf die Spitze für Leclerc. Teamkollege Carlos Sainz ist als Sechster nochmal drei Zehntel langsamer.
Sebastian Vettel erlebt einen starken Auftakt in sein letztes Grand-Prix-Wochenende, beendet das erste Training als Sechster. In der zweiten Session, in der dann wieder ausnahmslos alle Stammfahrer dabei sind, reicht es immerhin noch zu Rang zwölf.
Sebastian Vettel fährt in Abu Dhabi sein letztes Rennen
Bild: Aston Martin

Aston-Martin-Teamchef Mike Krack zeigt sich von der Performance seines Teams positiv überrascht. "Ehrlich gesagt hätte ich es nicht so gut erwartet. Sebastian hatte auf seiner schnellsten Runde einen Verbremser drin in Kurve sechs, da wäre sonst noch mehr gegangen von der Zeit her", freut sich Krack und fügt hinzu: "Auch unsere Longruns waren nicht schlecht." Punkte beim Abschied sind also absolut drin für Vettel.
"Für uns beginnt sein Abschied erst mit der Zielflagge. Natürlich ist es für alle im Team ein besonderes Wochenende und bei so einer Karriere muss man es auch berücksichtigen. Wir haben uns schon am Mittwoch getroffen und hatten ganz privat ein cooles Event", verrät Kack. "Jetzt wird es aber nochmal auf der Strecke ernst, da werden wir versuchen es so fokussiert wie möglich über die Bühne zu bringen. Aber danach werden wir natürlich feiern."
Schöne Geste: Vettels Vater Norbert hat seinem Sohn schon zum Auftakt in Abu Dhabi ein ganz besonderes Geschenk gemacht. Hinten in der Aston-Martin-Box hängt neben einem Foto vom jungen Sebastian auch sein erster Rennoverall und ein Helm aus Vettels Anfangstagen im Motorsport aus dem Jahr 1995, die sein Papa extra mit zum Abschieds-Grand-Prix gebracht hat.
Vettels erster Overall und und Helm aus dem Jahr 1995
Bild: Sky Sports F1

Um seinem Kumpel Tribut zu zollen, ist beim Saisonfinale Landsmann Mick Schumacher ebenfalls mit einem Helm im Vettel-Design unterwegs. Für den anderen Deutschen geht es dieses Wochenende aber weit weniger erfreulich zu, ist es doch auch für Schumacher die Abschiedsvorstellung bei Haas, allerdings unfreiwillig.
Immerhin verbucht der 23-Jährige dabei am Freitag nochmal einen kleinen Achtungserfolg: Obwohl auch Schumacher in der ersten Session schon mal das Zuschauen üben muss und das US-Team lieber Ersatzfahrer Pietro Fittipaldi ranlässt, schlägt Mick in der Abendsession Teamkollege Kevin Magnussen, der den ganzen Tag im Auto saß: 76 Tausendstel ist er schneller als der Däne und belegt damit Rang 17.

Formel 1 Grand Prix von Abu Dhabi
2. Freies Training, Ergebnis

1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 1:25,146 Min.
2. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +0,341 Sek.
3. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +0,453
4. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +0,615
5. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +0,706
6. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari +0,786
7. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine +0,892
8. Fernando Alonso (Spanien) – Alpine +0,897
9. Daniel Ricciardo (Australien) – McLaren +0,978
10. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo +1,154
11. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren +1,231
12. Sebastian Vettel (Heppenheim) – Aston Martin +1,249
13. Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo +1,333
14. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin +1,401
15. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri +1,534
16. Alexander Albon (Thailand) – Williams +1,604
17. Mick Schumacher (Gland/Schweiz) – Haas +1,693
18. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas +1,769
19. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpha Tauri +1,890
20. Nicholas Latifi (Kanada) – Williams +2,116

Formel 1 Grand Prix von Abu Dhabi
1. Freies Training, Ergebnis

1. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes 1:26,633 Min.
2. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +0,220 Sek.
3. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +0,255
4. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +0,334
5. Liam Lawson (Neuseeland) – Red Bull +0,568
6. Sebastian Vettel (Heppenheim) – Aston Martin +0,635
7. Robert Schwarzman (Israel) – Ferrari +0,796
8. Daniel Ricciardo (Australien) – McLaren +0,986
9. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo +1,022
10. Alexander Albon (Thailand) – Williams +1,207
11. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpha Tauri +1,212
12. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine +1,258
13. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri +1,358
14. Robert Kubica (Polen) – Alfa Romeo +1,431
15. Logan Sargeant (USA) – Williams +1,465
16. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas +1,509
17. Pietro Fittipaldi (Brasilien) – Haas +1,571
18. Patricio O'Ward (Mexiko) – McLaren +1,717
19. Jack Doohan (Australien) – Alpine +1,851
20. Felipe Drugovich (Brasilien) – Aston Martin +2,0

Von

Frederik Hackbarth