Sensation in Sao Paulo und gleichsam ein Albtraum für Mick Schumacher: Kevin Magnussen holt die Pole-Position für den Sprint in Brasilien! Weil der Däne gleich zu Beginn von Q3 eine Mega-Runde erwischt, Ferraris Kommandostand einmal mehr peinlich patzt und Mercedes' George Russell für eine rote Flagge sorgt, kann niemand mehr Magnussen von der Spitze verdrängen.
Denn auch der Wettergott spielt in Sao Paulo mit: In der Qualifying-Unterbrechung nimmt der Regen zu, der am Freitag immer wieder auf die Piste in Interlagos einprasselt, macht Zeitenverbesserungen am Schluss unmöglich.
"Ich weiß nicht, was ich sagen soll. Das Team hat mich genau zum richtigen Zeitpunkt auf die Strecke geschickt, jetzt haben wir die Pole. Es ist einfach unglaublich", sagt der erste Däne, der es in der Königsklasse auf den ersten Startplatz schafft.
Kevin Magnussen feiert seine Pole.
Bild: F1/Twitter

Für Magnussen, dessen F1-Karriere eigentlich schon beendet schien und der erst kurz vor Saisonstart als Ersatz für den Russen Nikita Mazepin zurück ins US-Team geholt wurde, ist es bereits der 140. Grand Prix: "Danke an Gene Haas und Günther Steiner für diese Möglichkeit. Ich will das bis morgen jetzt einfach genießen. Mein kleines weißes Haas-Auto da vorne auf der Pole stehen zu sehen, wird ein ziemlicher Spaß", lacht der Däne.
Im Sprint über 24 Runden am Samstag muss sich Überraschungsmann Magnussen aber auf harte Konkurrenz einstellen. Neben ihm in Startreihe eins steht kein Geringerer als Weltmeister Max Verstappen. Auch der Red-Bull-Star muss über die Haas-Sensation grinsen, erklärt in Bezug auf sein eigenes Qualifying: "Ich habe mich in Kurve acht verbremst. Aber für morgen sieht es gut aus: Das Wichtigste bei diesen Bedingungen ist, vorne mit dabei zu sein und das sind wir."
Kurios: Crash-Pilot Russell, der die Magnussen-Pole mit seinem Abflug in Q3 überhaupt erst ermöglicht hat, darf seinen dritten Startplatz behalten. Mercedes-Superstar Lewis Hamilton bricht seine Runde indes ab und wird deshalb nur als Achter in den Sprint starten.
George Russells Ausritt sicherte Magnussen die Pole.
Bild: F1/Twitter

Groß ist der Frust bei Ferrari-Star Charles Leclerc: Die Scuderia schickt ihn auf noch trockener Strecke als einzigen Fahrer im Feld auf Intermediates raus, mehr als eine Schleichfahrt zu Platz zehn ist so nicht drin. Kurios: Auch Sergio Perez, mit dem Leclerc noch um Platz zwei in der WM kämpft, ist Leidtragender des Ferrari-Patzers, weil er hinter dem Monegassen feststeckt und seine Runde deshalb ebenfalls ruiniert wird.
Bei Haas will man aber trotz der Favoriten-Patzer nichts von Glück hören: "Damit hatte das nichts zu tun, das war wohlverdient für das Team und den Fahrer", strahlt Teamchef Günther Steiner, der Magnussen in der Boxengasse jubelnd in die Arme fällt. "Wir waren zum richtigen Zeitpunkt, nämlich als Erste draußen und Kevin hat die Runde hingezaubert. Wir waren heute einfach bereit", sagt der Haas-Boss.
Erinnerungen werden wach an Nico Hülkenbergs Sensations-Pole für Williams im Jahr 2010, ebenfalls bei Mix-Bedingungen in Interlagos. Stichwort Hülkenberg: Ein Albtraum ist das Resultat indes für Mick Schumacher, der mit seinem deutschen Landsmann bei Haas um das letzte offene F1-Cockpit für 2023 konkurriert.
Mick Schumacher startet vom letzten Platz in den Sprint.
Bild: LAT/Haas

Während ausgerechnet Stallkollege Magnussen am Freitag die Sensation gelingt, wird Schumacher im Qualifying Letzter. Dem Deutschen fehlen bei ebenfalls gemischten Bedingungen in Q1 satte 2,4 Sekunden auf Magnussen und 1,4 zum Einzug in die nächste Runde.
Mick niedergeschlagen: "Das werden wir analysieren müssen. Ich musste in meiner Outlap ins Nasse fahren, um Esteban (Ocon; d. Red.) und Sebastian (Vettel; d. Red.) auf ihren schnellen Runden vorbeizulassen. Dadurch hatte ich zu wenig Reifentemperatur in der ersten Runde, die mir so nicht das Gefühl gegeben hat, um schneller zu fahren in der zweiten Runde."
Schumachers Landsmann Vettel schafft in seinem vorletzten F1-Qualifying zwar immerhin den Einzug in Q2, scheidet dort aber nach einem Verbremser und Ausritt durchs Gras in Kurve eins als 13. aus. "Die Strecke war zu naß. Ich war glaube ich auch nicht der einzige, der zum Schluss geradeaus gesegelt ist. Schade, dass uns das eine Zehntel gefehlt hat", sagt Vettel, der zumindest vor Aston-Martin-Teamkollege Lance Stroll landet.

Formel 1 Grand Prix von Brasilien
Qualifying, Ergebnis

1. Kevin Magnussen (Dänemark) - Haas 1:11,674 Min.
2. Max Verstappen (Niederlande) - Red Bull +0,203 Sek.
3. George Russell (Großbritannien) - Mercedes +0,385
4. Lando Norris (Großbritannien) - McLaren +0,589
5. Carlos Sainz Jr. (Spanien) - Ferrari +0,683
6. Esteban Ocon (Frankreich) - Alpine +0,751
7. Fernando Alonso (Spanien) - Alpine +0,830
8. Lewis Hamilton (Großbritannien) - Mercedes +0,937
9. Sergio Perez (Mexiko) - Red Bull +3,927
10. Charles Leclerc (Monaco) - Ferrari 1:14,486
11. Alexander Albon (Thailand) - Williams 1:11,631
12. Pierre Gasly (Frankreich) - Alpha Tauri 1:11,675
13. Sebastian Vettel (Heppenheim) - Aston Martin 1:11,678
14. Daniel Ricciardo (Australien) - McLaren 1:12,140
15. Lance Stroll (Kanada) - Aston Martin 1:12,210
16. Nicholas Latifi (Kanada) - Williams 1:15,095
17. Zhou Guanyu (China) - Alfa Romeo 1:15,197
18. Valtteri Bottas (Finnland) - Alfa Romeo 1:15,486
19. Yuki Tsunoda (Japan) - Alpha Tauri 1:16,264
20. Mick Schumacher (Gland/Schweiz) - Haas 1:16,361

Von

Frederik Hackbarth