Sonntag

Zuversicht klingt anders: Ferrari-Technikchef James Allison zeigte Fernando Alonso im Vorfeld des Deutschland GP die ersten Pläne für das neue Auto - auch, um den Star-Piloten, der immer wieder mit anderen Teams (McLaren, Mercedes, etc.) in Verbindung gebracht wird, bei Laune zu halten. Alonsos Reaktion fiel jedoch anders als erhofft aus. "Das ist meine 14. Saison in der Formel 1. Ich habe im Juli und August also schon viele Projekte gesehen und es ist bei diesen Prestentation immer das Gleiche: Im August sind alle konkurrenzfähig, im November noch mehr, im Januar sogar super... aber im Februar sind dann nur zwei oder drei Teams siegfähig." Alonso genervt: "Um zu wissen was nächstes Jahr passiert, bräuchten wir schon eine Kristallkugel." Anschließend schickte der Ferrari-Star noch einen Seitenhieb an sein Team hinterher. "Mercedes hat dieses Jahr gezeigt, dass die aktuellen Autos auch schnell und dominant sein können." Immerhin eine Hoffnung bleibt aber: Durch die neuen Regeln stecken manche Entwiclungen noch in den Kinderschuhen. Der Spanier: "Es ist noch nicht wie früher, wo alles schon am Limit war. Auf 2015 gibt es also noch Raum für weitere große Verbesserungen."

Samstag

Feiertag für Finnland: Im Vorfeld des Großen Preises von Deutschland hatte es um Nico Rosberg eine große Nationalitäten-Debatte gegeben. Ist Hockenheim überhaupt Rosbergs Heimrennen? Papa Keke ist Finne, Mutter Silvia zwar Deutsche... aber aufgewachsen ist Nico in Monaco und Spanien. Das nächste Kapitel in der Diskussion um seine Herkunft schrieb Rosberg nun ausgerechnet selbst. Nach seiner Pole-Fahrt witzelte er mit einem finnischen Journalisten: "Heute darfst du schreiben, dass ich Finne bin. Zumindest halb." Der Grund: Mit dem Zweitplatzierten Valtteri Bottas steht der nächste Finne am Start direkt neben Rosberg. Der Mercedes-Star lachend: "Anderthalb Finnen in der ersten Reihe, das dürfte ein neuer Rekord sein! Heute ist also ein historischer Tag, denn sonst stand immer nur maximal einer vorne."
Tribünen
Viel war nicht los auf den Rängen: Die Tribünen in Deutschland sind nicht gut besetzt
Leere auf den Tribünen:
Offizielle Zuschauerzahlen gibt’s erst morgen, aber ein Blick auf die Ränge macht klar: Die Tribünen sind nur spärlich besetzt. Als DTM-Pilot Timo-Glock ein Twitter-Bild unserer Reporterin Bianca Garloff von der Innentribüne sah, reagierte er spontan: „Ist ja weniger als bei der DTM!“ Daraufhin meldeten sich weitere Fans bei unserer Reporterin. Ihre Begründungen: „F1 vor Ort zu gucken lohnt sich doch schon lange nicht mehr, im Regelwald spaziert keiner mehr gerne.“ Oder: „Sorry, aber ‪#F1 ist sowas von Langweilig geworden. Zu viel Regeln und hässliche Autos + Sound. ‪#F1 ist nicht mehr interessant!“ Oder: „F1 ist einfach zu teuer. Hab mir 700€ für alles mit anfahrt und hotel ausgerechnet.“ Auch Sebastian Vettel schüttelt den Kopf: „Ein deutsches Auto fährt mit einem deutschen Fahrer vorneweg. Den Engländern hat’s offenbar besser gefallen als unseren eigenen Fans.“
Sorgenfalten bei Rosberg, Teil 2: Mit Lewis Hamiltons Defekt und dem damit verbundenen heftigen Abflug des Briten hatte es weniger zu tun - doch auch Nico Rosberg macht sich Gedanken um seine Bremsen. „Lewis fährt mit Bremsen einer anderen Firma (Brembo, Rosberg fährt mit Carbon Industry; d. Red.)“, schloss der Deutsche das gleiche Problem bei sich aus. Dennoch hatte auch er am Samstag Schwierigkeiten. „Ich hatte im Quali neue Bremsen drauf und obwohl sonst alles gleich war, verhielt sich das Auto auf einmal komplett anders. Ich musste mich ganz schön umstellen.“ Hat geklappt, wie P1 bewies. Mercedes-Sportchef Toto Wolff forderte mit Blick auf die Brems-Problematik trotzdem: „Wir müssen sicherstellen, dass die Autos sicher fahren können. Das bedeutet, wir müssen das Bremsmaterial wechseln.“ Der Österreicher ging sogar noch weiter: „Nicht nur wir, sondern viele Teams fahren auch mit diesem Material. Die Sicherheitsdiskussion sollte also vielleicht noch erweitert werden...“ Auf Brembo setzt Mercedes am Sonntag jedenfalls nicht. „Wir haben keine Möglichkeit in der kurzen Zeit bis zum Rennen die Ursache für den Defekt festzustellen – also wird anders gefahren“, so Wolff.

Freitag

Sorgenfalten bei Rosberg: Mit P2 im Freitagstraining war Nico Rosberg zum Auftakt seines Heimrennens nicht zufrieden. „Ich mag nicht Zweiter sein“, so der Deutsche, der sich dann zu allem Überfluss nicht nur auf der Strecke sondern auch in der Box hinter Stallgefährte Lewis Hamilton anstellen musste. „Mein lieber netter Teamkollege hat sich einfach so entschieden, mal reinzufahren... dadurch hatten wir ein bisschen Chaos in der Box, aber es hat zum Glück für kein Problem gesorgt“, schmunzelt Rosberg. Für Probleme sorgen könnten in Hockenheim aber die Reifen. „Die weiche Mischung ist zu weich, da hat Pirelli wohl die Hitze hier nicht vorhergesehen. Der Reifenverschleiß ist riesig!“ Was heißt das fürs Rennen? Rosberg: „Österreich war zuletzt unser schlechtester GP, da gab’s auch weiche Reifen. Der Abstand zu den anderen könnte also schmelzen.“
Sutil
Adrian Sutil ließ sich für den Deutschland GP etwas Besonderes einfallen und richtete Grüße nach Bayern
Die Helme der Deutschen:
Nachdem bereits Sebastian Vettel und Nico Rosberg ihr spezielles Helmdesign für den Deutschland Grand Prix vorgestellt hatten, wobei sich der Mercedes-Pilot sogar mit einem Veto durch den Fußballweltverband FIFA auseinandersetzen musste, der das Abbilden des WM-Pokals untersagte, zeigte am Freitag auch Saubers Adrian Sutil seinen patriotischen Kopfschutz: Auf diesem finden sich aber weniger die Farben schwarz, rot, gold als vielmehr blau & weiß wieder! Sutil: „Ich bin Bayer... und man muss ja nicht alles machen, was die anderen machen. Ich gehe meine eigenen Wege und von daher fand ich es passend, mein Bundesland hervorzuheben.“ Der Münchner: „Die Krone auf dem Helm steht übrigens für König Ludwig.“
Frau am Steuer: Susie Wolff durfte im ersten Training für Williams fahren - los ging es mit einer Schrecksekunde. Nachdem ihr Einsatz vor zwei Wochen in Silverstone schon früh durch die Technik beendet wurde, gab es auch diesmal ein Elektronikproblem. Wolff: „Ich bin irgendwie zurück an die Box gekrochen, um nicht das ganze Training zu verlieren. Dort konnten sie den Defekt zum Glück gleich beheben und ich durfte wieder raus auf die Strecke.“ Auf dieser lief es dann gut. „Es hat viel Spaß gemacht und ich hatte den Vorteil, dass ich den Kurs aus meiner DTM-Zeit bestens kenne, auch wenn im F1-Auto alles etwas schneller geht“, so die Schottin. Das machte sich auch bei den Zeiten bemerkbar: Am Ende wurde Wolff respektable 15. – mit nur zwei Zehnteln Rückstand auf Teamkollege Felipe Massa.
 
Dempsey
Schauspieler Patrick Dempsey ist in Hockenheim zu Gast und fährt im Porsche-Supercup mit
Hollywood-Prominenz in Hockenheim:
Das Fahrerlager am Hockenheimring hat am Wochenende einen ganz besonderen Gast: Schauspieler Patrick Dempsey, bekannt aus der TV-Serie 'Grey's Anatomy' startet im Porsche-Supercup, der im Rahmen der Formel 1 fährt. "Ich liebe Racing", sagt der Amerikaner, der in der Rennszene kein Unbekannter ist und bei über 80 Rennstarts auch schon bei den 24 Stunden von Le Mans mitgefahren ist. Nun einmal im Rahmen der Königsklasse Gas zu geben freut ihn. "Meine Tochter dachte immer, dass ich ein guter Freund von Michael Schumacher bin, weil ich auch Rennen fahre", scherzt der Hobbyrennfahrer, der auch über seinen eigenen Einsatz am Lenkrad hinaus noch viel im PS-Zirkus vor hat: Als nächstes möchte Dempsey seine beiden Leidenschaften Rennfahren und Film nämlich vereinen und eine Dokumentation über das Thema Motorsport drehen...

Donnerstag

Briten halten zusammen: 672 Punkte zu 657 Punkte - so lautet Jenson Buttons Bilanz gegen Lewis Hamilton als Teamkollege... wohlgemerkt zu seinen Gunsten! Von 2010 bis 2012 fuhren die beiden Briten zusammen für McLaren und Button heimste in diesen drei Jahren mehr WM-Zähler als der heutige Mercedes-Star ein. Wenn also einer weiß, wie man den schnellen Hamilton im internen Duell besiegen kann, ist es Button. Doch Tipps für Nico Rosberg für den WM-Kampf dieses Jahr gibt es vom Champion von 2009 trotzdem nicht. "Ich finde, es soll einfach der werden, der auf der Strecke den besseren Job macht", sagt Button mit Blick auf das Titel-Duell Hamilton vs. Rosberg und fügt auf Nachfrage von AUTO BILD MOTORSPORT mit einem Zwinkern an: "Ein echter Rennfahrer verrät ohnehin nie seine Tricks!" Und die Briten erst Recht nicht den Deutschen...
Ricciardo
Küsst nicht nur seine Pokale sondern auch sein Auto: Red Bulls Aufsteiger Daniel Ricciardo
Ricciardo im Aufwind:
Ausgerechnet vor dem Heimspiel des Teamkollegen hat Red Bulls Aufsteiger Daniel Ricciardo mächtig Rückenwind. Zuletzt in Silverstone landete er auf dem Podium, vor allem aber wieder vor Sebastian Vettel - so wie schon bei allen anderen sieben Rennen, die die beiden diese Saison zusammen beendeten. Was macht der junge Australier also anders, dass es bei ihm so viel besser läuft? "Das Geheimnis ist: Ich küsse mein Auto jede Nacht vor dem Schlafengehen... mit Zunge! Das hilft...", sagt Ricciardo im Vorfeld des Hockenheim-Rennens und hat die Lacher damit auf seiner Seite. Doch tatsächlich hat seine gute Performance sein Standing im Team verbessert. "Es ändert insofern ein bisschen etwas, dass es mir viel Zuversicht gibt, aber auch die Beziehungen im Team besser macht und die Kommunkikation, denn mein Wort hat nun mehr Gewicht. Für mich läuft also alles in die richtige Richtung", strahlt der Red-Bull-Pilot in Bezug auf seine starke erste Saisonhälfe.

Von

Frederik Hackbarth
Ralf Bach