Es gibt wohl kaum einen Fahrer, der nicht für Ferrari fahren will. Es ist das erfolgreichste Team, das dienstälteste, das beliebteste. Aber wer für Ferrari fährt, der trägt auch eine tonnenschwere Last. Denn Fehler darf man sich nicht leisten, sonst wird man von den italienischen Journalisten und Tifosi medial gekreuzigt. Sebastian Vettel muss das nach seinem fünften Fehler in dieser Saison gerade am eigenen Leib erfahren.
Nicht jeder Fahrer verkraftet das. Vielleicht auch deshalb hat Ferrari schon lange nicht mehr auf einen jungen Fahrer gesetzt. Diesen Druck muss jemand wie Charles Leclerc, der beim Australien GP 2019 und damit bei seinem ersten Ferrari-Rennen erst 21 Jahre und 152 Tage alt sein wird, erstmal aushalten.
Weil fast jeder Fahrer eines Tages für Ferrari fahren will, kann die Scuderia aber aus dem Vollen schöpfen. Ferrari muss keine Stars machen, sie können Fahrer anheuern, die schon solche sind. Die letzten drei Neuverpflichtungen waren allesamt Formel-1-Champions: Fernando Alonso 2010, Kimi Räikkönen 2014, Sebastian Vettel 2015.
Ferrari
Steiler Aufstieg: Charles Leclerc fährt 2019 im Ferrari
Wenn Leclerc seinen ersten Grand Prix für Ferrari bestreitet, hat er erst 21 Formel-1-Läufe hinter sich. Einen so unerfahrenen Fahrer hatte Ferrari zuletzt 1991. Gianni Morbidelli kam nach eineinhalb Jahren und 18 Grands Prix für die Scuderia Italia und Minardi zu Ferrari. Aber nur für das Saisonfinale in Australien, weil Ferrari zuvor Alain Prost auf die Straße setzte. Seitdem sind 14 Fahrer neu zu Ferrari gekommen, mit der Erfahrung von im Schnitt 83 Rennen.
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Der letzte Fahrer, der Vollzeit zu Ferrari kam und weniger Rennen als Leclerc absolviert hat, war Stefan Johansson 1986. Auf 13 Rennen brachte er es für Tyrrell, Spirit und Toleman davor - verstreut über 2,5 Jahre. Der letzte der 21 Fahrer, die für Ferrari das Formel-1-Debüt gaben, war Arturo Merzario 1972 beim Großbritannien GP 1972.
Leclerc ist außerdem der zweitjüngste Ferrari-Pilot in der Formel-1-Geschichte. Nur Ricardo Rodriguez war noch zwei Jahre jünger, als er 1961 beim Italien GP für Ferrari sein Debüt gab. Aber damals setzte Ferrari beim Heimspiel noch bis zu sechs Rennwagen ein - und testete dabei junge Talente.

Die zehn jüngsten Ferrari-Piloten aller Zeiten

Ricardo Rodriguez (Italien 1961) 19 Jahre, 6 Monate, 27 Tage
Jacky Ickx (Südafrika 1968) 23 Jahre, 0 Monate, 0 Tage
Mike Hawthorn (Argentinien 1953) 23 Jahre, 9 Monate, 8 Tage
Chris Amon (Monaco 1967) 23 Jahre, 9 Monate, 17 Tage
Gianni Morbidelli (Australien 1991) 23 Jahre, 9 Monate, 21 Tage
Peter Collins (Argentinien 1956) 24 Jahre, 2 Monate, 16 Tage
Cesare Perdisa (Argentinien 1957) 24 Jahre, 2 Monate, 23 Tage
Eugenio Castellotti (Niederlande 1955) 24 Jahre, 8 Monate, 9 Tage
Pedro Rodriguez (Mexiko 1964) 24 Jahre, 9 Monate, 7 Tage
Felipe Massa (Bahrain 2006) 24 Jahre, 10 Monate, 15 Tage

Von

Michael Zeitler