Ein Toter und ein Schwerverletzter – das war die traurige Bilanz von einem der brutalsten Unfälle der letzten Jahrzehnte 2019 beim Formel-2-Rennen in Spa. Anthoine Hubert hat das Unglück nicht überlebt, Juan Manuel Correa zog sich schwere Verletzungen etwa an Beinen und Lunge zu.
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Fünf Monate nach dem Horrorcrash hat der Automobilweltverband FIA nun die Analyse abgeschlossen und die Erkenntnisse daraus veröffentlicht. Grundtenor: Keinem kann irgendein Fehler vorgeworfen werden.
Für die Analyse hat die FIA die Unfallbeteiligten befragt, also Ralph Boschung, Giuliano Alesi und Juan Manuel Correa. Darüber hinaus wurden die Unfallfahrzeuge sowie die Unfallstelle genau inspiziert. Außerdem wurden sämtliche Videoaufnahmen und Daten der Autos ausgewertet.
Correa
Juan Manuel Correa hat den Unfall schwerverletzt überlebt
Der Unfallhergang spielte sich so ab: Giuliano Alesi krachte ausgangs der Eau Rouge wahrscheinlich aufgrund eines Druckabfalls im Reifen in die Streckenbegrenzung. Boschung und Hubert nutzten die asphaltierte Auslaufzone, um dem Wrack von Alesi auszuweichen. Dabei verlor Hubert die Kontrolle über sein Auto.
Was jetzt kommt, ist harte Kost. Denn die folgenden Zahlen zeigen die Brutalität des Unfalls. Mit 216 km/h krachte er in die Streckenbegrenzung, wobei er einer Belastung von 33,7g ausgesetzt war – also dem 33,7-fachen seines Körpergewichts. Das Auto wurde auf die Strecke zurückgeschleudert und Correa krachte mit 218 km/h in das fast zum Stillstand gekommene Wrack von Hubert. Das Auto von Hubert wurde dadurch wieder auf 100 km/h beschleunigt. Die Belastung für Hubert betrug dabei 81,8g, für Correa 65,1g.
Etwa eine Minute nach dem Unfall waren die Helfer an den Autos der Unfallopfer.
Zusammenfassend heißt es im FIA-Bericht: „Eine Kettenreaktion führte zu einer ausgedehnten und komplizierten Unfallabfolge. Der Aufprall von Correa geradewegs in die Seite des Wagens von Hubert erzeugte solch hohe Energie, dass ein Überleben des Franzosen nicht möglich war und der Amerikaner schwer verletzt wurde. Es gab keinen einzelnen Grund für die Tragödie, sondern verschiedene Faktoren führten zum ungewöhnlichen Unfallablauf. Die Untersuchung kommt zum Schluss, dass sich kein Pilot unangemessen verhalten hat. Die Reaktion von Streckenposten und medizinischem Personal war gut.“
Kritik kommt von Correa. Er schreibt auf Instagram: „Die Sicherheitskommission der FIA hat mehr als fünf Monate gebraucht, um die Untersuchung abzuschließen, aber der Bericht dazu wirft für mich mehr Fragen auf, als er Antworten liefert. Ich finde es auch überraschend, dass ich den gesamten Unfallreport nicht bekommen habe, um ein klareres Verständnis über die Schlüsse der FIA zu bekommen.“
Und weiter: „Am 31. August 2019 verlor ein Freund und Rennfahrer-Kollege sein Leben, eine Familie ein geliebtes Mitglied und ich habe mir ernsthafte Verletzungen zugezogen. Ich kann die Vergangenheit nicht ändern, aber vielleicht haben alle Schmerzen und Opfer einen Sinn, wenn es hilft, unseren Sport sicherer zu machen.“
Zusammen mit seinen Anwälten will er nun in Besitz des vollständigen Unfallreports kommen. „Ich hoffe, dass ich dann in der Lage sein werde, Stellung dazu zu beziehen“, erklärt er.

Von

Michael Zeitler