Gas: Die Formel 1 prickelt wieder (Bianca Garloff)

Der erste Testtag in Barcelona lässt mich zur Erkenntnis gelangen: Die Formel 1 prickelt wieder! Nicht nur, dass die Renner deutlich spektakulärer aussehen. Sie hören sich auch wieder kerniger an. Lange schon stand ich nicht mehr in der Boxengasse und konnte mein eigenes Wort nicht verstehen. Heute früh war das der Fall. Mit einer Ausnahme: Der neue Renault-Antrieb schnurrt immer noch wie ein Kätzchen. Hoffentlich kein schlechtes Zeichen für die Spannung…
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Der Unterschied zwischen den alten und neuen Autos
Später traf ich den Vater eines aktiven Piloten im Fahrerlager. Früher war er ein Edelfan, seit der Hybridformel konnte er lange Zeit nichts mehr von der Formel 1 hören. Im wahrsten Sinne des Wortes. Jetzt schien er wieder versöhnt mit seiner Lieblingsserie. Angetan von sichtbar höheren Kurvengeschwindigkeiten, mehr Action für die Fahrer, schwer zu beherrschenden Autos. Wenn sogar einer wie er wieder optimistisch ist, dann muss das was heißen! Das Entscheidende aber ist: Jetzt sind wieder richtige Rennfahrer gefragt, die bei den wesentlich höheren Kurvengeschwindigkeiten und kürzeren Bremswegen (Marc Surer berichtete von jenseits der 100 Meter Marke), den Unterschied ausmachen können. Die Formel 1 wird endlich wieder zur Fahrer-WM!

Bremse: Zu hohe Risiken und Nebenwirkungen (Michael Zeitler)

Die neuen Formel-1-Autos sind schöner, keine Frage. Aber reicht das? Erinnern wir uns an 2014 zurück, als der Zorn der Fans über die neuen Hybrid-Autos auch die Formel-1-Szene erreichte. Die Formel 1 sei zu langweilig, zu unspektakulär, zu vorhersehbar. Also setzten sich alle an einen Tisch und suchten nach Lösungen. Mercedes-Teilhaber Niki Lauda zum Beispiel sagte: „Der nächste Schuss muss sitzen!“ Die Lösungen, die gefunden wurden, sehen wir jetzt bei den Formel-1-Testfahrten.
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Der neue Sauber in Action
Schon jetzt ist klar: Die Formel 1 wird deutlich flotter. Zum ersten Mal in der Geschichte der Königsklasse werden Aerodynamikregeln so geschrieben, dass die Fahrzeuge eben nicht eingebremst, sondern schneller werden. Doch kriegt der Fan davon wirklich was mit? Ist die Optik der Fahrzeuge wirklich so entscheidend? Am Ende wird die Formel 1 daran gemessen, wie das Spektakel auf der Strecke ausfallen wird. Und ob sich das groß verändert? Vielleicht ja, aber wohl eher in die negative Richtung. Mit weniger Überholmanövern.
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Die Formel 1 ist mit den neuen Regeln den falschen Weg gegangen. Besser wäre es gewesen, die Aerodynamik noch weiter zu beschneiden, den mechanischen Grip deutlich zu erhöhen und die Leistung der Motoren zu steigern. Wenn die Autos mehr Power als Abtrieb haben, werden die Biester wieder richtig schwierig zu Fahren. Auch sichtbar für die Fans. Jetzt werden die Rundenzeiten zwar schneller – aber das merken auch nur die Nackenmuskeln der Piloten durch die höheren Fliehkräfte in den Kurven.
Und selbst über die Optik der 2017er Autos lässt sich streiten. Sie haben einige Schönheitsfehler wie die Heckflosse auf der Motorabdeckung oder die Stummelnasen vorn. Dafür sind die Risiko- und Nebenwirkungen einfach zu hoch. Möglicherweise kommen 2021 wieder ganz neue Regeln – und dieser Schuss muss dann wirklich sitzen!

Von

Michael Zeitler