So überlegen war lange kein Fahrer mehr wie Max Verstappen (Red Bull) an diesem Sonntag beim Großen Preis von Belgien in Spa. Der fliegende Holländer fährt von Rang 14 aus ungefährdet seinen neunten Saisonsieg und seinen 29. Erfolg insgesamt nach Hause. Auf Platz zwei folgt Teamkollege Sergio Perez vor Ferrari-Pilot Carlos Sainz. Es ist der 21. Doppelsieg für Red Bull.
„Da war eine Demonstration der Stärke“, urteilt Sky-Experte Timo Glock. „Alle anderen werden schwer ins Grübeln kommen. Red Bull enteilt in großen Schritten und Max Verstappen war in einer eigenen Liga.“ Das zeigt auch ein historischer Vergleich: Verstappens Triumphfahrt erinnert an 1995, als Michal Schumacher auf der Ardennenachterbahn von Platz 16 zum Sieg brauste.
Schon in Runde zwölf übernimmt der amtierende Weltmeister die Führung, nachdem er sich an allen Stars der Szene vorbei durchs Feld gepflügt hat. Am Ende hat er 18 Sekunden Vorsprung: „Ein unglaublicher Sonntag“, jubelt Verstappen am Boxenfunk. „Davon will ich mehr.“ Perez trifft den Nagel verbal auf den Kopf: „Max hat nur gespielt.“
Leclerc wird in der Boxengasse geblitzt und bekommt eine 5-Sekunden-Zeitstrafe aufgebrummt.
Bild: Ferrari

Sein WM-Rivale Charles Leclerc landet hinter George Russell und Fernando Alonso auf Platz sechs, verpasst auch den Punkt für die schnellste Rennrunde, obwohl Ferrari dem Monegassen eine Runde vor Schluss extra noch einmal weiche Reifen aufzieht. Doch Ferrari kann im Moment einfach nichts richtig machen: Leclerc wird dabei auch noch in der Boxengasse geblitzt und bekommt eine 5-Sekunden-Zeitstrafe aufgebrummt, die ihn Platz fünf kostet.
Verstappen hat nun 92 Punkte Vorsprung auf seinen Teamkollegen Sergio Perez und 98 auf Leclerc. „Es war leichter, als wir uns gedacht haben“, sagt Red Bull-Motorsportberater Helmut Marko. „Wenn Max freie Fahrt hatte, war er eine bis 1,5 Sekunden schneller als Perez. Das ist eine enorme Leichtigkeit, mit der er momentan diese Leistungen bringt. Eine Kombination aus Selbstbewusstsein und fahrerischer Klasse von Verstappen, Honda-Motor und einem Chassis, das wir immer besser verstehen und das immer näher ans Gewicht-Limit kommt.“
Der siebenmalige Weltmeister Lewis Hamilton scheidet nach einer Berührung mit Fernando Alonso in der ersten Runde aus. Am Ende der langen Kemmel-Geraden zieht der Mercedes-Star von der Außenbahn nach innen und fährt Alonso über den linken Vorderreifen. Hamilton hebt ab und muss seinen Silberpfeil wenig später abstellen.
Alonso tobt am Radio: „Was ein Idiot! Hamilton kann nur vorne starten und vorne fahren.“ Hinterher bekommt der Brite auch noch eine Verwarnung, weil er sich trotz Warnlampe nicht im Medical Center untersuchen lässt.
Sebastian Vettel fuhr ein starkes Rennen.
Bild: Aston Martin

Sebastian Vettel holt auf Platz acht vier Punkte. Der Heppenheimer hat dabei seinen Zonta-Moment erlebt. Auf der Kemmel-Geraden wird der Aston Martin-Star von Esteban Ocon und Pierre Gasly in die Zange genommen und überholt wie 2000 Ricardo Zonta von Michael Schumacher und Mika Häkkinen. „Der Zonta war aber sogar noch langsamer als ich auf der Geraden“, lacht Vettel. „Ich habe mich ähnlich gefühlt wie er: Wenn ich links oder rechts zucke, wird’s gefährlich, da bleibe ich lieber in der Mitte.“
Mick Schumacher wird einen Platz und 2,8 Sekunden hinter seinem Haas-Teamkollegen Kevin Magnussen 17. „Es war recht warm im Auto“, verrät der Deutsche. „Uns ist die Isolation weggefallen, deshalb habe ich die ganze Zeit heiße Luft abbekommen. Vom Speed her sind wir nicht da, wo wir sein sollten, deshalb freuen wir uns auf Zandvoort, wo wir wieder einen größeren Flügel draufpacken können. Ich hoffe, dass wir da wieder ins Mittelfeld und in die Punkte fahren können.“

Formel 1 Grand Prix von Belgien
Ergebnis

1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 1:25:52,894 Std.
2. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +17,841 Sek.
3. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari +26,886
4. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +29,140
5. Fernando Alonso (Spanien) – Alpine +1:13,256 Min.
6. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +1:14,936
7. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine +1:15,640
8. Sebastian Vettel (Heppenheim) – Aston Martin +1:18,107
9. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpha Tauri +1:32,181
10. Alexander Albon (Thailand) – Williams +1:41,900
11. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin +1:43,078
12. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren +1:44,739
13. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri +1:45,217
14. Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo +1:46,252
15. Daniel Ricciardo (Australien) – McLaren +1:47,163
16. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas + 1 Rd.
17. Mick Schumacher (Gland/Schweiz) – Haas + 1 Rd.
18. Nicholas Latifi (Kanada) – Williams + 1 Rd.
Ausfälle:
Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes (1. Rd.)
Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo (2. Rd.)

Fahrer-Wertung
Stand nach 14 von 22 Rennen:

1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 284 Pkt.
2. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull 191
3. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari 186
4. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari 171
5. George Russell (Großbritannien) – Mercedes 170
6. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes 146
7. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren 76
8. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine 64
9. Fernando Alonso (Spanien) – Alpine 51
10. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo 46
11. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas 22
12. Sebastian Vettel (Heppenheim) – Aston Martin 20
13. Daniel Ricciardo (Australien) – McLaren 19
14. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpha Tauri 18
15. Mick Schumacher (Gland/Schweiz) – Haas 12
16. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri 11
17. Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo 5
18. Alexander Albon (Thailand) – Williams 4
19. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin 4

Konstrukteurs-Wertung
Stand nach 14 von 22 Rennen:

1. Red Bull 475 Pkt.
2. Ferrari 357
3. Mercedes 316
4. Alpine 115
5. McLaren 95
6. Alfa Romeo 51
7. Haas 34
8. Alpha Tauri 29
9. Aston Martin 24
10. Williams 4

Von

Bianca Garloff