380 Meter hat Nico Rosberg am Sonntag die Möglichkeit, seine Chancen auf den Sieg beim Großen Preis von Italien erheblich zu steigern. Das ist der Weg von der ersten Reihe der Startaufstellung in Monza bis hin zur ersten Kurve. Rosberg startet am Sonntag als Zweiter hinter Lewis Hamilton. Will er seinen Teamkollegen schlagen, kommt es mehr denn je auf die ersten Meter an. Das hat zwei Gründe: „Monza ist eine sehr einzigartige Strecke. Wir fahren hier mit einem ganz anderen Auto als sonst, Front- und Heckflügel sind extrem flach gestellt“, erklärt Rosberg. Wegen der hohen Endgeschwindigkeiten und langen Geraden ist Monza traditionell das kürzeste Rennen des Jahres, das im Normalfall mit einer Ein-Stopp-Strategie absolviert wird.

Sprintrennen um die Strategiewahl

Hamilton & Rosberg
Hamilton (li.) schnappte sich am Samstag in Monza die Pole - zwei Zehntel vor Teamkollege Rosberg (re.)
„Mit nur einem Stopp ist es aber schwieriger zu überholen, weil man mit der Strategie viel weniger Spielraum hat“, sagt Rosberg. Sein zweiter Startplatz ist daher nicht ideal, wenngleich der 29-Jährige lediglich zwei Zehntel Rückstand auf die Pole-Position nach dem Verpassen des Vormittagstrainings wegen eines Getriebeproblems positiv werten will. „Und die Pace im Rennen entscheidet immer noch über den Sieg, deswegen ist P2 schon in Ordnung“, rechnet sich der WM-Spitzenreiter weiterhin Chancen aus und macht gute Mine zum bösen Spiel. Doch Rosberg weiß: Derjenige, der den Start gewinnt, gibt im Team die Taktik vor und wählt die beste Strategie für das Rennen. Mit der Pole-Position hat Hamilton daher einen großen Vorteil, Rosberg muss sich nach aktuellem Stand hinten anstellen und kann sich für seinen Boxenstopp nur noch die zweitbeste Runde im Strategiefenster heraussuchen - es sei denn er übertölpelt den Briten schon vor Kurve eins...

Risiko nach Spa-Crash unerwünscht

Liegt er im Rennen aber erst einmal hinter Hamilton, wird es schwer für den Deutschen. Zumal bei Mercedes nach dem Teamkollegencrash von Belgien absolutes Unfallverbot herrscht! Heißt: Kein unnötiges Risiko, keine dummen Aktionen oder gewagte Überholmanöver mehr. Wie AUTO BILD MOTORSPORT in der aktuellen Ausgabe berichtet, trägt laut Mercedes’ internen Zweikampfregeln der Hinterherfahrende die Verantwortung - wie zuletzt beim Schlagabtausch in Spa vor zwei Wochen liegt diese aktuell also wieder bei Rosberg. Hamilton kann an der Spitze hingegen machen was er will. Das hat die Silberpfeil-Teamführung mit der Schuldzuweisung an Rosberg nach dem Belgien GP klargemacht.

Vorentscheidung nach 380 Metern

Start
Zuletzt in Spa verlor Rosberg (li.) den Start gegen Hamilton (re.) - anschließend knallte es in Runde zwei
Deshalb sagt auch Rosberg mit Blick auf den Sonntag und die so wichtigen ersten 380 Meter, auf denen er im Beschleunigungsduell mit Hamilton freie Sicht hat und attackieren darf: „Der, der dann auf der Strecke hinten ist - und das bin aktuell ich - muss überholen. Und das wird im Rennen verdammt schwer. Damit ist der Start besonders wichtig und ich brauche morgen einen guten!“ Ansonsten wird sich der WM-Spitzenreiter wohl 53 Runden lang Hamiltons Heck ansehen müssen, denn das Risiko einer erneuten Berührung darf Rosberg nach dem Silber-Zwist der letzten Wochen auf keinen Fall eingehen.

Von

Frederik Hackbarth