Formel 1: Italien GP - Tagebuch
Monza im Splitter: Sonntag

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Die Formel 1 gastierte in Italien. AUTO BILD MOTORSPORT schildert die Eindrücke aus dem Fahrerlager von Monza. Alle News jetzt im Überblick:
Bild: Picture-Alliance
Sonntag
Vettel kämpft für Monza: Noch ist offen, ob Monza über 2016 hinaus im Formel-1-Kalender bleibt. Immerhin bei den verantwortlichen Politikern herrscht Zuversicht, den Italien GP weiterhin auf dem Hochgeschwindigkeitskurs zu behalten. F1-Chef Bernie Ecclestone hatte die Zukunft des Rennens zuletzt mehrfach infrage gestellt. „Zu 99,9 Prozent ist Monza gerettet”, versicherte indes Roberto Maroni, der Regionenpräsident der Lombardei. „Wir haben Ecclestone zugesichert, dass wir das Abkommen abschließen wollen und das werden wir bis Ende des Jahres tun.” Nachdem bereits Fiat-Chef Sergio Marchionne Unterstützung für das Autodromo Nazionale di Monza zugesichert hatte, mischte sich nun auch Sebastian Vettel ein. „Wir dürfen das Rennen nicht aus beschissenen Geld-Gründen verlieren. Die Emotionen hier sind unbezahlbar”, äußerte sich der Deutsche drastisch. Kollege Felipe Massa sagte: „Monza ist die Historie der Formel 1, sie ist in unserem Blut und muss es auch bleiben.”

Gedachten ihres verunglückten Kollegen: Romain Grosjean, Sebastian Vettel und Jenson Button
Mehr dazu hier: Formel 1 diskutiert - Muss immer erst Tote geben
Samstag
Strategien im Fokus: Reifenhersteller Pirelli hat nach den Reifenschäden zuletzt in Spa verschärfte Mindestdrücke für die Teams vorgegeben - diese könnten nun starke Auswirkungen auf die Strategie haben. Weil bei längerer Fahrdauer der Druck sinkt und die Autos so schneller werden, könnten viele Piloten versuchen, eine Einstoppstrategie zu realisieren - in Monza sowieso eine oft gewählte Taktik. Wie die Simulationen im Vorfeld ergeben haben, ist ein Stopp der schnellste Weg durch die 53 Runden im Autodromo Nazionale. Ein Start auf der Soft-Mischung und ein Wechsel auf den Medium-Pneu nach 21 Runden sind die Strategie, die der Computer empfiehlt. Jedoch sagen Bits und Bytes auch, dass zwei Besuche bei der Crew insgesamt nur 1,63 Sekunden langsamer wären! Dazu müsste ein Pilot ebenfalls auf Soft starten, in Runde 19 nochmals Soft aufziehen und nach 36 Umläufen Medium wählen.

Bange Blicke in der Box: Zwar holte Nico Rosberg nur P4, eine Strafe blieb ihm aber erspart
Samstag ist Hamilton-Tag: Mercedes-Pilot Lewis Hamilton hat sich mit seiner Pole-Position in Monza in dieser Statistik weiter von Sebastian Vettel absetzen können. Der Brite startet beim Italien GP am Sonntag bereits zum 49. Mal in seiner Karriere von Position eins. Der vierfache Weltmeister Vettel, dem in diesem Jahr noch keine Bestzeit in der Qualifikation gelang, steht bei insgesamt 45 Pole-Positionen. Hamilton als Dritter und der deutsche Ferrari-Star als Vierter stehen als einzige aktuelle Piloten bei den Pole-Positionen in den Top-10. Michael Schumacher ging am häufigsten von Startplatz eins aus in ein Rennen. Der siebenmalige Weltmeister holte 68 Poles. Der Brasilianer Ayrton Senna (65) ist Zweiter. Hamilton hat 2015 gute Chancen noch einen weiteren Rekord zu brechen: Vettel schaffte 2011 das Kunststück, 15 Mal die Pole zu holen. Hamilton steht sieben Qualifikationen vor Jahresende nun schon bei elf Bestzeiten.
Freitag

Bislang läuft es für Red Bull noch nicht rund in Monza: Beide Fahrer bekamen Motor-Strafen
Vermarktung auf dem Prüfstand: Daimler-Vorstand Dieter Zetsche hat angesichts seit Jahren sinkender TV-Einschaltquoten eine bessere Vermarktung der Formel 1 gefordert. „Wir müssen die Formel 1 stärker digital und interaktiv vermarkten”, sagte der Konzernchef in einem Interview des Magazins „Deutsche Unternehmerbörse”, über das das „Handelsblatt” berichtete. Zetsche erklärte, im Zweifelsfall werde sich Daimler dabei selbst engagieren. Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone ist ein strikter Gegner der neuen sozialen Medien. Mehrfach sprach der 84 Jahre alte Brite Twitter, Facebook und ähnlichen Diensten die Qualität ab, mehr Fans für die Formel 1 zu begeistern. Zwischen 2007 und der zurückliegenden Saison ist die Zahl der Fernsehzuschauer nach Angaben des Branchenreports „Formula Money” von knapp 600 Millionen auf 435 Millionen gesunken.

Ungewohntes Aussehen: Lewis Hamilton erschien mit blond gefärbten Haaren in Monza
Monza vor dem Aus: Bernie Ecclestone (84) sieht wenig Chancen auf den Verbleib der Formel 1 in Monza über 2016 hinaus. „Wir haben etwas zu verkaufen, andere müssen entscheiden, ob sie am Erwerb interessiert sind. Im Moment ist die Erneuerung des Vertrags unwahrscheinlich”, sagte der F1-Boss zu italienischen Medien. „Der Preis, den wir fordern, ist derselbe, den andere europäische Veranstalter auch zahlen. Es dürfte kein Drama sein, doch Monza ist nicht in der Lage, die Verhandlungen abzuschließen”, so Ecclestone. Er verlangt 25 Millionen Euro pro Jahr für die Verlängerung des Vertrages mit der Traditionsrennstrecke, die Italiener bieten lediglich 15 Millionen Euro. Der italienische Ministerpräsident Matteo Renzi will am kommenden Sonntag für die Rettung Monzas kämpfen. Er plant ein Gespräch mit Ecclestone. „Die Formel 1 lebt auch von Symbolen, nicht nur von Geld. Das werden wir Ecclestone klar sagen. Hände weg vom Großen Preis in Monza!”, so Renzi.

Bewährtes Duo: Valtteri Bottas und Felipe Massa teilen sich auch weiterhin die Williams-Garage
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