Formel 1: Kritik am schnellen Hamilton
Die Irrwege des Weltmeisters

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Der Erfolg gibt ihm Recht. Oder doch nicht? Lewis Hamilton droht wieder einmal abzuheben. Von den Kollegen hagelt es Kritik, der Brite bleibt uneinsichtig.
Bild: Picture-Alliance / Instagram

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Zu viel gefeiert: Crash im Pagani
Seitdem fällt der Brite aber vor allem abseits der Rennstrecke durch Negativschlagzeilen auf. Geläutert hatte sich Hamilton die letzten anderthalb Jahre präsentiert, wenig war übrig geblieben von den Eskapaden, mit denen er sich in der Vergangenheit ein ums andere Mal selbst ausgebremst hatte. Zur Belohnung gab es mit den WM-Titeln 2014 und 2015 sportlichen Erfolg und auf der Strecke den wohl besten Lewis Hamilton, der je zu sehen war. In den Tagen seit seinem dritten Titelgewinn fürchtet der ein oder andere Beobachter aber einen Rückfall in alte Muster. Er sei noch lange nicht am Ende, erklärte Hamilton jüngst, wohl mit Blick auf seine sportlichen Ziele. „Ich bin jetzt in einer Phase der Reflexion und der Entdeckung“, sagte der Brite. Am vergangenen Montag ergründete Hamilton erst einmal die Limits seines zwei Millionen Euro teuren Pagani Zonda. Und fand sie in Form geparkter Autos in seiner Wahlheimat Monte Carlo – um 03.30 Uhr morgens, wohlgemerkt.
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Button spottet über 'arroganten' Hamilton
Wegen des Unfalls reiste der Champion einen Tag später als geplant nach Brasilien, ließ dafür einige Sponsorentermine platzen. Zunächst war noch von Fieber als Grund für die Flugverschiebung berichtet worden. Als Hamilton dann endlich im Paddock von Interlagos saß, hatte sein Auftritt fast schon komödiantische Züge. „Es gehören viele Dinge dazu. Vor allem aber Fokus. Der Fokus ist der Schlüssel, denn wenn der dir fehlt, hast du nichts“, sprach Hamilton über sein Erfolgsrezept. Manch einer konnte sich im Licht der jüngsten Vorkommnisse bei diesen Zielen ein Lachen nicht verkneifen. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott bekanntlich nicht zu sorgen. Auch unter den Fahrerkollegen war Hamiltons Crash Thema. Und nachdem der Brite sich zuletzt bei diesen nicht besonders beliebt gemacht hatte, setzte es nun Hohn.

Jenson Button (l.) ist Hamiltons Ex-Teamkollege, Nico Rosberg (r.) fährt aktuell neben dem Briten
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Kluft zu Rosberg wächst weiter
In den drei gemeinsamen Jahren in Woking verfügt Button sogar über eine positive Punktebilanz gegenüber Hamilton (672:657). Daher rüffelte er den 30-Jährigen: „Keiner von uns ist komplett. Wenn wir sein Auto hätten, könnten wir ihn sicher schlagen. Er ist sehr talentiert, macht einen tollen Job. Aber auch er hat Schwächen.“ Button: „Wenn du ihn in ein gleiches Auto mit Vettel, Fernando (Alonso; d. Red.) oder mir setzt, sieht es für ihn anders aus und es wäre schwer für ihn. Er hätte dann nicht das Vertrauen in die Situation. Aktuell ist er in einer sehr komfortablen Position und hat außer seinem Teamkollegen keinen ernsten Konkurrenten.“ Eben dieser Teamkollege, Nico Rosberg, nutzte Hamiltons Ausrutscher auf den Straßen Monacos, wo auch der Deutsche seit Jahren lebt, für die nächste Spitze im andauernden Duell der beiden Silberfeinde.

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Ärger mit Schumacher-Fanklub
Was Mercedes’ sportliche Führungsspitze allerdings tun muss, um Hamilton im Zaum zu halten, darüber lässt sich nur mutmaßen. Der Weltmeister scheint einmal mehr außer Rand und Band. Einziger Vorteil: Hamiltons Fehltritte in diverse Fettnäpfchen reihen sich derzeit so rasend schnell aneinander, dass sie keine lange Verweildauer in den Schlagzeilen haben. Denn dann folgt meist schon das nächste Missgeschick. Erst kürzlich hatte sich der Brite mit den Anhängern von Michael Schumacher angelegt. „Ich habe nie solche Aktionen wie Michael gemacht, um einen Titel zu gewinnen. Ich habe meine Titel auf natürliche Art und Weise gewonnen“, sagte er. Nach einem Shitstorm durch den Fanklub des Kerpeners entschuldigte sich Hamilton kleinlaut.

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