Bei Mercedes hängt der Haussegen schief. Zwei schlechte Rennen in Folge: Dem technisch bedingten Doppelausfall von Spielberg folgt eine Niederlage ausgerechnet beim Hamilton-Heimspiel in Silverstone. Weil Ferrari-Pilot Kimi Räikkönen den Briten in Kurve drei abschießt (dafür zehn Strafsekunden bekommt und sich entschuldigt), muss Hamilton die große Aufholjagd starten. Platz zwei ist maximale Schadensbegrenzung. Trotzdem ist man im silbernen Lager „nicht happy“.
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Hamilton
Ein Mann sieht rot: Hamilton ist wütend auf Räikkönen
Der Frust sitzt tief. Vielleicht auch deshalb schaffen es Verschwörungstheorien aus den Mündern der Verantwortlichen in die Öffentlichkeit. Mercedes-Sportchef Toto Wolff: „Der Startunfall war unglücklich, denn in Le Castellet (beim GP Frankreich rammte Vettel Bottas am Start raus; d. Red.) werden wir zum ersten Mal rausgeschoben, jetzt hier schon zum zweiten Mal. Um mich bei James Allisons (Technikchef; d. Red.) Worten zu bedienen: Das ist entweder Absicht oder Inkompetenz. Das müssen wir alle jetzt selbst beurteilen.“

Mercedes
Schon in Kurve drei kommt es am Start zur Kollision
Soll heißen: Entweder hat Räikkönen Mercedes-Superstar Hamilton bewusst abgeräumt - oder der Finne hat das Fahren verlernt. Teamkollege Vettel findet in der Pressekonferenz klare Worte zu den Anschuldigungen: „Es ist albern, zu denken, dass irgendetwas absichtlich passiert ist. Ich finde es unnötig, das überhaupt anzudeuten.”
Denn auch Hamilton selbst poltert schon auf dem Podium: „Interessante Taktik von Ferrari. Wir haben alles Mögliche getan, um gegen sie zu kämpfen.“
Was Hamilton und Co. aber verschweigen: Erst ein schlechter Start des Briten bringt den Viertplatzierten Räikkönen in Schlagdistanz zum Mercedes-Star. Und später im Rennen verpasst Strategiechef James Vowles die Chance zum Wechsel auf neue, weiche Reifen. Deshalb ist Bottas gegen den heranstürmenden Vettel chancenlos. Der nächste Strategiefehler im Silber-Lager nach Australien, China und Österreich.
Brundle
Lewis Hamilton mit Martin Brundle auf dem Podium
Dazu kommt: Lewis Hamilton entzieht sich nach Platz zwei den Pflicht-Interviews im Parc Fermée, zeigt sich als vermeintlich schlechter Verlierer. Interviewer Martin Brundle: „Lewis hat geschäumt, als er aus dem Cockpit geklettert ist. Matteo (Bonciani, Pressechef; d. Red.) von der Fia hat mir deshalb gesagt: 'Sei vorsichtig mit ihm, er ist gerade echt nicht gut drauf.' Auf dem Podium war er wieder etwas beruhigter, aber selbst da wollte er noch nicht wirklich reden.“
RTL-Kommentator Christian Danner während der Übertragung: „Das ist Theater, was da nicht hingehört. Ein Champion seiner Klasse sollte da drüberstehen. Das ist er auch den Fans schuldig.“
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Diese kritisieren Hamilton in den sozialen Medien so heftig, dass sich der Brite am Abend zu einer Klarstellung gezwungen sieht.
Fans
Nach dem Rennen fand Hamilton seine Energie wieder
Auf Instagram schreibt er: „Ich habe heute fast drei Kilo verloren, als ich versucht habe wieder zurück an die Spitze zu kommen, für Euch und mein Team. Ich hatte am Ende kaum noch Energie, um zu stehen, geschweige denn zu reden. Wenn ihr das nicht nachvollziehen und schätzen könnt, dann verstehe ich das vollkommen. Aber es hatte nichts zu tun mit Ärger. Ich war einfach nur buchstäblich ausgelaugt, physisch und emotional.“