Nicht nur seine Fahrfehler waren der Grund, warum Sebastian Vettel die Weltmeisterschaft verloren hat. Nach dem Tod von Sergio Marchionne Ende Juli ist bei Ferrari ein Machtvakuum entstanden. Das Team ist in zwei Lager geteilt. Teamchef Maurizio Arrivabene und Technikchef Mattia Binotto ziehen nicht mehr am selben Strang.
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Hintergrund: Eigentlich sollte Arrivabene Ende des Jahres seinen Posten räumen. Sein Vertrag läuft aus, Ex-Präsident Sergio Marchionne wollte Technikchef Mattia Binotto zum Teamchef befördern. 
Arrivabene
Maurizio Arrivabene scheint den Machtkampf bei Ferrari gewonnen zu haben
Dagegen schwamm Binotto auf einer Welle des Erfolgs. Er ist seit 1995 bei Ferrari, seit 2016 als Technikchef. Seither agiert Ferrari technisch aggressiver, geht mehr Risiko ein, traut sich wieder, technisch neue Maßstäbe zu setzen. Bis die Roten nach der Sommerpause mit neuen Teilen in eine Technik-Sackgasse fuhren, hatte man mindestens ein Auto, das auf Augenhöhe mit Mercedes kämpfte.
Doch der Tod von Ferrari-Präsident Sergio Marchionne änderte alles. Arrivabene nutzte das Machtvakuum und zog die Fäden an sich. Dazu kommt; Geschäftsführer Louis Camilleri hat aus gemeinsamen Tagen beim Tabakkonzern Philip Morris einen guten Draht zu Arrivabene. Laut der italienischen Gazzetta dello Sport soll der Vertrag deshalb verlängert werden.
Aber, so erfuhr AUTO BILD MOTORSPORT: Fiat-Chef John Elkann denkt offenbar darüber nach, noch eine dritte Person neben Arrivabene und Binotto zu setzen – einen Berater und Aufpasser quasi mit der Aufgabe, sich um die Finanzen und die Verhandlungen mit Formel-1-Besitzer Liberty Media und der FIA zu kümmern.
Für Binotto wäre das eine Niederlage. Aus Italien ist mittlerweile zu hören, dass er sogar über einen Abschied aus Maranello nachdenkt. Mercedes und vor allem Renault sollen, so heißt es, bereits ihre Fühler ausgestreckt haben.

Von

Michael Zeitler