Hat die moderne Formel 1 einfach nur ein Imageproblem? „Ich habe mir neulich ein Rennen von 1990 oder '89 angeschaut. Da wurden alle anderen außer den Top-4 überrundet. Trotzdem erinnern wir uns an diese Zeit als goldene Ära der F1 mit den großen Namen“, schmunzelt Fernando Alonso am Donnerstag in der Pressekonferenz vor dem Bahrain GP.
Die viel kritisierte Hersteller-Dominanz in der Königklasse will Alonso damit aber nicht verteidigen - ganz im Gegenteil. Trotz seines historischen Beispiels findet er: „In der Formel 1 können wir heute am Donnerstag schon die Startaufstellung für Sonntag rausgeben. Das ist ein bisschen traurig.“
Alonso
Alonso mitsamt Freundin am Donnerstag in Bahrain
Doch ganz uneigennützig ist Alonsos Wunsch, dass „es endlich wieder enger zugeht an der Spitze“, auch nicht. Der McLaren-Star will mit seinem Rennstall 2018 gerne wieder vorne mitmischen im Konzert der Großen. Immerhin: Nach drei Seuchenjahren mit Honda belegte McLaren beim Saisonauftakt mit dem neuen Motorpartner Renault gleich mal Rang fünf.
Alonso ordnet diesen vorsichtig ein: „Wir hatten Glück mit zwei ausgefallenen Haas und dem virtuellen Safety-Car.“ Trotzdem findet er: „Am Ende waren wir sogar nah am Podium dran. Ich konnte Kimi (Räikkönen; d. Red.) und Daniel (Ricciardo; d. Red.) sehen, die vor mir um Platz drei gekämpft haben.“
Ein Besuch auf dem Podest ist McLarens nächstes Ziel. Alonso untermauert: „Ich glaube daran. Es ist dieses Jahr absolut möglich. In einem Rennen kann alles passieren. Wenn man nur nah genug dran ist, kommt irgendwann die Gelegenheit. Dann werden wir da sein“, verspricht der Spanier - und bedient sich auch gleich zweier Beispiele aus seiner eigenen Vergangenheit: „2008 habe ich zwei Rennen gewonnen, auch 2009 war ich am Podium - obwohl wir am Ende Neunter in der WM waren.“ Soll heißen: Es wäre nicht das erste Mal, dass Alonso mit unterlegenem Renault-Material Erfolg hätte...
McLaren
Kein Bock mehr auf Reihe zwei: Alonso will Ergebnisse
Im Vergleich zum lahmen Honda ist für den stolzen Spanier alles ein Fortschritt. „Es ist das erste Mal in den letzten drei Jahren, dass es wieder an uns als Team liegt, die Performance und Resultate zu liefern“, watscht Alonso den Ex-Partner aus Japan abermals verbal ab und verspricht: „Wir bei McLaren werden unser Bestes geben.“
Auch bei Toro Rosso: Honda in Nöten
Wann es aber einen neuen Pokal für den Trophäenschrank in Woking gibt, vermag auch Alonso nicht zu sagen. „Ich habe keine Kristallkugel. Natürlich haben wir noch aufzuholen auf die Top-3-Teams. Das Auto hat allerdings Potenzial. Das wollen wir in den nächsten Rennen entfalten.“ Für Alonso sind die nächsten „fünf, sechs Grand Prix“ entscheidend. „In den kommenden zwei Monaten sehen wir, wohin die Reise geht. Wenn es nicht der WM-Kampf wird, dann hoffentlich reguläre Top-6-Platzierungen.“ Und die Chance auf das ein oder andere Podium.

Von

Frederik Hackbarth