Gegen Mercedes scheint beim Italien GP kein Kraut gewachsen zu sein: Diesen Eindruck vermittelten zumindest das erste und zweite Freie Training am Freitag in Monza. Auf den langen Geraden der lombardischen Traditionsbahn, unterbrochen von schnellen Kurven und Schikanen, können Lewis Hamilton und Nico Rosberg die Stärken ihres Autos ausspielen und der Konkurrenz um die Ohren fahren, was der Brite mit einer Bestzeit in 1:24.279 Minuten am Nachmittag erneut unterstrich. Der Weltmeister, der wenige Stunden zuvor die Szenerie im Alleingang bestimmt hatte, lieferte sich ein enges Duell mit Teamkollege und WM-Rivale Rosberg. Der Deutsche lag am Ende nur 0,021 Sekunden zurück und scheint das Rennen um die Pole-Position als frischgebackener Vater offen gestalten zu können.
So lief das erste Monza-Training am Vormittag: Hamilton Schnellster

Silberpfeile mit voller Power

Mercedes
Nur ein Trainingsbild: Bisher spricht nicht viel dafür, dass Ferrari auch im Rennen vor Mercedes fährt
Dass andere Teams eingreifen, scheint hingegen Wunschdenken. Sebastian Vettel bekam als bester Nicht-Mercedes-Pilot auf dem dritten Rang 0,759 Sekunden Rückstand aufgebrummt. Entsprechend positiv fallen Reaktionen im Mercedes-Lager aus: "Es war ein guter Tag", befindet Hamilton, der erstmals auf den mit Hilfe sämtlicher Punkte zur Motorenentwicklung aufgebohrten Mercedes-Antrieb zurückgriff. Das Experimental-Triebwerk für 2016 entwickelt sich offenbar zur Monza-Wunderwaffe, was für den gesamten F1 W06 Hybrid gilt: "Wir haben einiges getestet, vor allem hinsichtlich der Balance. Das Auto fühlt sich gut an, die Pace ist großartig", lobt der in Monza erblondete Hamilton.
Auch Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff hat nichts zu meckern: "Der Longrun war auch wieder gut", findet der Österreicher, warnt aber: "Ferrari ist im Moment noch nicht ganz so stark. Aber es ist erst Freitag." Mit viel Sprit waren seine Autos in der Tat die schnellsten, allen voran Rosberg beeindruckte mit Zeiten im niedrigen 1:27er-Bereich. Eine ganze Sekunde langsamer war Ferrari, wo es Kimi Räikkönen im Gegensatz zu Vettel schaffte, seine tiefsten Zeiten konstant und ohne Erholungsphasen zu realisieren. Der Heppenheimer will nachlegen und erklärt: "Es ist erst Freitag. Wir müssen uns für morgen verbessern, aber es war ein solider Tag. Ich bin zufrieden." Ob es noch für einen Grand-Prix-Sieg reicht, darf bezweifelt werden. Das weiß Vettel selbst: "Mercedes sieht sehr stark aus. Das ist keine Überraschung."

Verstappen macht Sainz nach

Toro Rosso
Sainz machte es vor (Bild), Teamkollege Verstappen nach - beide Toro Rosso landeten am Freitag im Kies
Räikkönen (6./+1,101 Sekunden) merkt gedämpft euphorisch an, dass Ingenieure und Mechaniker so schnell nicht ins Bett kommen: "Es ist noch Arbeit zu erledigen. Ein Tag, der in Ordnung war, aber nicht mehr." Weitere Gefahr: Den Ferrari-Piloten auf die Pelle rückten die Force-India-Fahrer auf den Rängen vier und fünf. Sergio Perez hatte dabei mit 0,999 Sekunden Abstand die Nase im teaminternen Duell mit Nico Hülkenberg vorne (+1,046), weniger beeindruckend waren jedoch die Longrun-Zeiten der mit Mercedes-Power ausgestatteten Inder. Die Top 10 komplettierten die Lotus von Romain Grosjean (7./+1,218) und Pastor Maldonado (8./+1,234) vor den Williams-Piloten Valtteri Bottas (9./+1,368) und Felipe Massa (10./+1,612).
Probleme gab es bei Red Bull. Daniel Ricciardo kämpfte mit einem Hydraulikproblem und kam mit 1,943 Sekunden Rückstand immerhin noch auf den 13. Rang. Teamkollege Daniil Kwjat hatte ein Getriebeproblem zu beklagen und fuhr mit 4,444 Sekunden Abstand auf den 20. und letzten Rang, verzichtete vor dem Hintergrund einer bereits feststehenden Strafversetzung in der Startaufstellung wegen Motorenwechsels jedoch auf Qualifying-Versuche mit wenig Sprit und weichen Reifen. Wenig besser lief es bei Schwesterteam Toro Rosso: Rang 14 belegte Max Verstappen (+2,175) vor Stallgefährte Carlos Sainz (+2,362) - noch mehr fiel der Niederländer jedoch durch einen spektakulären Abflug auf, der offenbar mit einem Getriebeproblem beim Herunterschalten zu tun hatte. Ähnliches war Sainz schon am Vormittag passiert.