Eine halbe Milliarde Zuschauer weltweit, keine Rennserie ist bekannter als die Formel 1, aber doch sind nur vier Hersteller in der Formel 1 engagiert. Die aktuellen Formel-1-Motoren (1,6 Liter Hubraum, V6-Turbo, Energierückgewinnung aus Bremse und Abgaswärme) stoßen bei den hunderten Autoherstellern weltweit auf wenig Interesse: zu komplex, zu unbeliebt, vor allem aber zu teuer.
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Der neue Formel-1-Besitzer Liberty Media wollte 2021 daher eine Revolution und neue Motoren einführen. Prompt war das Interesse groß. Allein am Verhandlungstisch saßen 13 Motorbauer, andere haben ebenfalls Interesse bekundet. Dabei waren neben den vier aktuellen Marken auch Aston Martin, Alfa Romeo, Porsche, Audi, Cosworth, Ilmor, Zytek, McLaren und Magneti Marelli. Von Verhandlungsrunde zu Verhandlungsrunde wurden es immer weniger Hersteller.
Spa
Setzt die Formel 1 bis 2023 auf die aktuellen Triebwerke?
Inzwischen ist nur noch Porsche als möglicher Neueinsteiger übriggeblieben. Aber selbst die deutsche Edelmarke will nicht kommen, wenn die MGU-H bleibt – also das Energierückgewinnungssystem am Abgastrakt. Das ist viel zu komplex. Obwohl Porsche im LMP1-Prototyp, mit dem man drei Mal die 24 Stunden von Le Mans und die Sportwagen-WM gewann, ebenfalls ein Rückgewinnungssystem am Abgastrakt hatte. Aber das war ganz anders aufgebaut. Und schon das zur Rennreife zu bringen dauerte Jahre, wie aus dem Porsche-Umfeld zu erfahren ist. 
Doch genau an der MGU-H hängen die aktuell in der Formel 1 vertretenen Hersteller. Inzwischen ist auch die Zeit für einen Einstieg eines Autokonzerns für 2021 zu knapp. Und für unabhängige Hersteller ist die Formel 1 immer noch viel zu teuer.
Daher reift der Plan, die neuen Motoren erst 2023 oder sogar erst 2024 zu bringen. Hintergrund: So langsam nähern sich die verschiedenen Hersteller leistungstechnisch an. Mercedes ist 2018 erstmals sogar hinter Ferrari. 
Selbst im Red-Bull-Lager plädiert man bereits für eine Aufschiebung des Reglements – um dann doch eine größere Revolution zu starten, die jetzt in der Kürze der Zeit bis 2021 nicht mehr möglich ist. „Es werden keine neuen Hersteller kommen, weil dieses Reglement für einen neuen Motorbauer unmöglich ist“, erklärt Teamchef Christian Horner. „Statt eines Versuchs eine halbgute Lösung zu finden sollten wir uns mehr Zeit geben, um zu entscheiden, was der richtige Motor für die Zukunft ist.“
Die Fakten zeigen, wie elitär die Formel 1 geworden ist. In diesem Jahrzehnt stiegen nur zwei Motorbauer in die Formel 1 ein. Cosworth (2010) ist wieder verschwunden, Honda seit 2015 dabei – aber immer noch Schlusslicht. Zum Vergleich: Abgesehen von den 50er Jahren (32 Einstiege!) gab es in den 60er Jahren 16 Einstiege von Motorherstellern in die Formel 1, in den 70er Jahren sechs, in den 80er Jahren 13, in den 90er Jahren neun und selbst in den 00er Jahren noch sechs. Dieses Jahrzehnt wird also den absoluten Negativrekord aufstellen.

Von

Michael Zeitler