Rauchende Motoren, stotternde Autos, enttäuschte Fahrer – gleich fünf Piloten blieben beim Österreich-GP mit technischen Gebrechen stehen. Dieses Mal erwischte es auch Lewis Hamilton, dessen beeindruckende Serie von 33 Zielankünften in Folge damit zu Ende ging. Ausgerechnet in dem Grand Prix, in dem er den Allzeitrekord von Nick Heidfeld (von China 2007 bis Bahrain 2009) hätte schlagen können.
Insgesamt ist die Zuverlässigkeit in der Formel 1 trotz der komplexen Hybrid-Technik erstaunlich gut. 134 Mal schaffte es ein Fahrer zehn oder mehr Rennen in Folge ins Ziel zu kommen. Unter den längsten 100 Zielankunftsserien stammen 50 aus dem aktuellen Jahrzehnt, 24 aus den 2000er Jahren, noch sechs aus den 90ern, vier aus den 80ern, fünf aus den 70ern und eine aus den 60er Jahren. 
Graham Hill schaffte damals von USA 1964 bis USA 1965 in seinem BRM für damalige Verhältnisse unglaubliche elf Zielankünfte in Folge. Seitdem wurde der Rekord mehrfach pulverisiert: Denny Hulme kam von Österreich 1972 bis Großbritannien 1973 13 Mal in Folge ins Ziel, Niki Lauda von Monaco 1975 bis Schweden 1976 sogar 17 Mal, Michael Schumacher von Ungarn 2001 bis Malaysia 2002 24 Mal – dann kam Heidfeld mit seinen sagenhaften 33 Rennen ohne Ausfall. 
Red Bull
Auch Ricciardo musste sein Fahrzeug beim Österreich GP abstellen
Doch jetzt scheint die Serie gestoppt. Den besten Lauf hat derzeit noch WM-Leader Sebastian Vettel. Er sah seit dem USA 2017 immer die Zielflagge, inzwischen also schon 13 Mal. 
Warum aber streikten in Österreich so viele Autos? Der Kampf an der Spitze ist eng, die Hersteller sind inzwischen auf einem ähnlichen Niveau, müssen also mehr Risiko eingehen, um sich gegenüber der Konkurrenz einen Vorteil zu verschaffen. Mercedes erlebte den ersten technisch bedingten Doppelausfall seit dem Italien-GP 1955! Damals brach bei Karl Kling das Getriebe und bei Stirling Moss der Motor. Aber Mercedes hatte vier Autos am Start – Juan Manuel Fangio und Piero Taruffi steuerten die anderen beiden Silberpfeile zum Doppelsieg. Einen technisch bedingten Komplettausfall erlebte Mercedes zum ersten Mal!
„Doch die Defekte in Spielberg dürften mit dem neuen Motorupdate nichts zu tun haben“, beschwichtigt Mercedes-Sportchef Toto Wolff. Valtteri Bottas rollte mit einem Hydraulikschaden aus, bei Lewis Hamilton trat der Defekt im Benzinsystem auf. Schon in Frankreich blieb Sergio Pérez aus dem Mercedes-Kundenteam Force India mit einem Turboschaden liegen. Zu Beginn der Saison machte das Getriebe bei Mercedes Probleme.
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Noch ärgerlicher ist die Situation bei Renault. Nico Hülkenbergs Motorschaden war spektakulär, weil er mit Feuer und Rauch begleitet war. „Ein Schaden am Turbolader“, heißt es von Sportchef Cyril Abiteboul. Schon am Freitag musste bei Carlos Sainz der Turbolader gewechselt werden. Er fährt schon mit dem dritten, mehr sind straffrei nicht mehr erlaubt. Renault ist unter Zugzwang. Beim Österreich-GP brachten die Franzosen ein neues kinetisches Energierückgewinnungssystem mit, das erstmals ein starkes Motorprogramm für mehr Leistung im Quali generieren sollte. Kunde Red Bull verzichtete drauf – weil Renault bei den erlaubten Motorteilen ohnehin schon am Limit operiert. Renault, aber auch Red Bull werden es nicht straffrei über die Bühne schaffen. 
Die meisten Zielankünfte in Folge
1. Nick Heidfeld (33) China 2007 – Bahrain 2009 (BMW-Sauber)
2. Lewis Hamilton (33) Japan 2016 – Frankreich 2018 (Mercedes)
3. Kimi Räikkönen (30) Australien 2012 – Ungarn 2013 (Lotus-Renault)
4. Fernando Alonso (29) China 2013 – Bahrain 2014 (Ferrari)
5. Nico Rosberg (27) Kanada 2008 – Japan 2009 (Williams-Toyota)
6. Esteban Ocon (27) Belgien 2016 – Mexiko 2017 (Manor, Force India)
7. Max Chilton (25) Australien 2013 – Monaco 2014 (Marussia)
8. Daniel Ricciardo (25) USA 2015 – Abu Dhabi 2016 (Red-Bull-Renault)
9. Michael Schumacher (24) Ungarn 2001 – Malaysia 2003 (Ferrari)
10. Felipe Massa (24) Malaysia 2012 – Spanien 2013 (Ferrari)

Von

Michael Zeitler