Die neuen Formel-1-Autos 2020 sind da. Natürlich handelt es sich dabei um Detailverbesserungen zu den Vorjahresmodellen. Das Reglement ist stabil, die Konzepte ausgefeilt, große Änderungen lohnen sich nicht.
Die Formel-1-Präsentationen 2020: Der Überblick
Trotzdem hat sich an den Rennwagen der drei Topteams Mercedes, Ferrari und Red Bull einiges getan.
Bei Weltmeister Mercedes spricht Technikchef James Allison von drei prinzipiellen Änderungen am Formel-1-Flitzer. Sie betreffen die Vorderachse, die Hinterradaufhängungen und die Seitenkästen. An der Vorderachse und der Hinterradaufhängung wurde die Komplexität weiter erhöht – also wie beispielsweise die Querlenker verlaufen.
Mercedes
Die Autos 2019 und 2020 im Vergleich
Die Lufteinlässe der Seitenkästen sind deutlich nach oben gewandert – und extrem eng. Die seitliche Aufprallstruktur hat Mercedes nämlich weiter nach unten versetzt, wodurch die Lufteinlässe höher angebracht werden konnten. Das soll die Kühleffizienz – eine der Achillesfersen bei Mercedes 2019 – verbessern, ebenso den Abtrieb.
Die Achillesferse von Ferrari war derweil der fehlende Abtrieb. Das resultiert auch aus dem Frontflügelkonzept: Der Flügel zieht sich bei Ferrari zu den Endplatten hin stark zusammen, was die Luft besser um das Auto leitet, aber Abtrieb kostet. Trotz der Nachteile bleibt Ferrari dem Konzept treu – und auch Mercedes sowie Red Bull gehen immer mehr auf dieses Konzept über.
Den daraus resultierenden Nachteilen will Ferrari auf drei Arten entgegenwirken: Erstens wurde der Frontflügel am SF1000 generell weiter nach vorn gesetzt, um mehr Abtrieb zu generieren. Zweitens hat Ferrari in allen Bereichen an der Komplexität gearbeitet. Auffallend sind zum Beispiel die Hörner an der Airbox, die vor 15 Jahren durch McLaren in Mode gekommen sind, aber zuletzt jahrelang verschwunden waren. Aber auch den Barge Boards und den Rückspiegeln hat sich die Scuderia noch stärker gewidmet.
Drittens ist der Ferrari generell schlanker. Die Einlässe an den Seitenkästen sind kleiner, die Kästen dadurch noch stärker eingezogen. Damit das geht, musste Ferrari die Kühleffizienz steigern.
Bei Red Bull ist vor allem die Nase die offensichtlichste Änderung. Kein Team experimentiert an ihrem Fahrzeug so sehr mit Schnorcheln und Luftkanälen in der Nase wie Red Bull. Aus einem Loch sind inzwischen fünf geworden. Ziel ist es, die Luft nicht über das Fahrzeug, sondern unter das Auto zu leiten. Seitlich neben der Nase hat Red Bull zudem große Schaufeln am Unterboden angebracht. Das bringt Anpressdruck.
Erstaunlich am Red Bull sind auch die viel größeren Bremsbelüftungen. Die dienen inzwischen nicht nur der Kühlung der Bremsen, sondern werden auch aerodynamischen Zwecken unterworfen. Daher sind in den Bremsbelüftungen bei Red Bull verschiedene Kanäle zu erkennen. Sie sollen auch die Felgen kühlen und insgesamt positiv auf das Reifenmanagement einwirken.
Grundsätzlich hat auch Red Bull die Barge Boards, die Querlenker und den Heckbereich komplexer gestaltet. Der Heckflügel sitzt nun auf zwei Stelzen, nicht mehr nur auf einer wie noch 2019.
Die genauen Vergleichsbilder sehen Sie in unserer Bildergalerie.

Von

Michael Zeitler