Nico Rosberg hat beim zweiten Freitagstraining zum Großen Preis von Mexiko die Bestzeit erzielt und damit die sportlich richtige Antwort auf den Wirbel um ihn und Mercedes-Teamkollege Lewis Hamilton zuletzt in Austin gegeben. Nach ihrer leichten Kollision am Start beim USA GP, hatte im Anschluss an das Rennen, das Hamilton nach einem Fehler Rosbergs in der Schlussphase gewann und sich so erneut zum Weltmeister krönte, noch eine neuerliche Eiszeit zwischen den Silberpfeil-Stallkollegen geherrscht. Die Kontrahenten warfen sich vor der Podiumszeremonie provokativ (Hamilton) und wütend (Rosberg) die Kappen von Sponsor Pirelli um die Ohren.
Rosberg vs. Hamilton: Kappen-Zoff und Start-Stress

Kvyat und Ricciardo lauern

Rosberg
Rauchzeichen vom Auto: Im ersten Training streikte Rosbergs Bremse, im zweiten war er Schnellster

Rosberg machte bereits vor der Reise nach Mexiko-Stadt zum Comeback der Formel 1 auf dem altehrwürdigen Autodrómo Hermanos Rodriguez klar, dass er auf eine Revanche brennt. In der ersten Trainingssitzung am Freitag nahm ausgerechnet das Dienstfahrzeug des Deutschen diese Attitüde aber ein bisschen zu wörtlich: Aus Rosbergs Hinterradbremse schlugen Flammen, der Zwischenfall kostete ihn wertvolle Trainingszeit. In der Nachmittagssitzung lief dann aber alles rund beim 30-Jährigen, der sich deutlich vor Daniil Kvyat die Bestzeit sicherte. 1,21.531 Minuten hatte Rosberg für seinen schnellsten Umlauf benötigt und war damit knappe zweieinhalb Zehntel schneller als der Red-Bull-Pilot aus Russland. Hinter Kvyat, der auch schon im ersten Training Platz zwei hinter dem Auftaktschnellsten Max Verstappen belegt hatte, reihte sich sein Stallgefährte Daniel Ricciardo ein.
Hamilton, am Vormittag als Elfer noch außerhalb der Top-10 gelistet, kam auf die vierte Position, vier Zehntel hinter Teamkollege Rosberg. Dafür sorgte der alte und neue Weltmeister für eine andere Bestmarke: Wenngleich Hamilton dabei Windschatten von einem vorherfahrenden Fahrzeug hatte, wurde sein Mercedes bereits in der ersten Einheit mit einer Spitzengeschwindigkeit von 362,3 km/h gemessen. Ein selten hoher Top-Wert, der vermuten lässt, dass die Formel 1 an diesem Wochenende noch den bis dato bestehenden Speed-Rekord von Antonio Pizzonia aus dem Jahr 2004 knacken könnte. Der Brasilianer stellte die bestehende Bestmarke von 369,9 km/h damals im Williams-BMW in Monza auf. Wie auf dem Höchstgeschwindigkeitskurs in Italien, kommt es wegen mehrerer langer Geraden auch in Mexiko vor allem auf die Power an.
So lief das erste Mexiko-Training: Rosbergs Bremse brennt

Kurs erst spät fertig

Mexiko
Ausverkauftes Haus am Wochenende: Im letzten Sektor fährt die Formel 1 in Mexiko durch ein Stadion

Erstmals seit dem Jahr 1992 ist der Kurs in Mexiko-Stadt wieder im Formel-1-Rennkalender. Modernisiert und auch im Layout leicht überarbeitet, wurde die Strecke einmal mehr vom deutschen Architekten Hermann Tilke. Dieser verriet am Rande des Trainings, dass die Anlage erst kurz vor dem ersten Aufheulen der F1-Motoren fertig geworden ist. „Eigentlich erst vorgestern“, lachte Tilke und erklärte: „Wir hatten einen sehr knappen Zeitplan, mit nur elf Monaten Bauzeit und dazwischen fanden hier noch Konzerte und Baseballspiele statt.“ Das im letzten Streckensektor integrierte Baseballstadion ist eines der Highlights auf dem modernen Kurs. 26.000 Zuschauer fassen dort die Tribünen kurz vor der Zielgeraden.Unter dem tosenden Applaus der Zuschauer auf den auch am Freitag schon nahezu ausverkauften Rängen, fuhren die Piloten ihre ersten Runden auf dem Kurs. „Ich habe mexikanische Freunde, mit denen ich immer Weihnachten verbringe. Ich kenne daher die Stimmung der Mexikaner und denke, es wird eines der großartigsten Wochenenden“, lachte Weltmeister Hamilton in Bezug auf die Rennsport-Leidenschaft der Mexikaner. Auch Fernando Alonso freute sich: „Die Atmosphäre hier am Wochenende wird fantastisch. Das müssen wir als erstes einfach mal genießen!“ Weniger zufrieden waren die Piloten am ersten Tag allerdings mit dem Asphalt. Obwohl gerade neu aufgetragen, mussten die Streckenbetreiber an einigen Stellen schon wieder nachbessern lassen.
Alle News vom Comeback: Mexiko GP 2015 im Splitter

Ferrari nur dritte Kraft

Red Bull
Erster Verfolger: Daniil Kvyat wurde im Red Bull gleich in beiden Trainingssitzungen am Freitag Zweiter
Auf dem äußerst rutschigen Untergrund gab es für die Fans aber immerhin diverse Ausrutscher und Dreher zu beobachten. Verstärkt wurde das zusätzlich noch durch leichten Regen, der gegen Ende der Session einsetzte und die Fahrbahn feucht werden ließ. Bereits zu Beginn des Trainings war in der Zielkurve Verstappen in die Mauer gerutscht und hatte für eine Trainingsunterbrechung gesorgt. Eine zweite rote Flagge verursachte kurz vor Ablauf der Zeit dann Romain Grosjean, der im vierten Gang stecken blieb und seinen Lotus abstellen musste. Vierfach-Weltmeister Sebastian Vettel beendete den Tag hinter beiden Mercedes und beiden Red Bulls als Fünfter, direkt vor Ferrari-Teamkollege Kimi Räikkönen. Nico Hülkenberg aus Emmerich wurde im Force India Elfter.

Von

Frederik Hackbarth