Sonntag

Mexiko feiert seine Helden: Die Stimmung bei der Formel 1 in Mexiko war am Wochenende genauso gut, wie der Ansturm auf einen der begehrten Plätze auf dem Autódromo Hermanos Rodríguez groß war. Nach 23 Jahre ohne Königsklasse schien den Mexikanern die PS-Show gewaltig gefehlt zu haben, denn weit über 100.000 begeisterte Fans an der Strecke verwandelten den Kurs auch am Sonntag wieder in ein Tollhaus. In Mexiko kosteten die günstigsten Tickets am Wochenende auf der offiziellen Formel-1-Homepage umgerechnet rund 104 Euro. Das teuerste, ein VIP-Paket auf den besten Plätzen, 3177 Euro. Trotz der Preise war die Veranstaltung ausverkauft. An den Aufgängen zum exklusiven Paddock Club herrschte an allen Tagen Betrieb. VIP-Tickets wurden auf dem Schwarzmarkt angeblich sogar für umgerechnet bis zu 6600 Euro gehandelt. Die Formel 1 in der Krise? Zumindest für den Auftritt in Mexiko kann das keineswegs gelten...
Hamilton
Zumindest in Mexiko wurde Hamilton von Rosberg und dessen Teil des Teams nass gemacht
Hamilton wähnt sich ohne Gegner:
Einem kleinen Arroganz-Anfall Lewis Hamiltons folgte postwendend der mahnende Klapps auf den Hinterkopf für den alten und neuen Weltmeister. Vor dem Rennen am Sonntag in Mexiko sagte der Brite, dass er sich mittlerweile für praktisch unschlagbar im Kampf um weitere Weltmeisterschaften hält. „So lange ich es nicht selbst verspiele, kann mir im Moment wohl keiner den Titel nehmen”, meinte Hamilton und fügte an: „Sagen wir so: Mein größter Feind bin ich selbst. Ich glaube, ich kann mich nur selbst schlagen.” Und Nico Rosberg? „Er gewinnt nur, wenn ich Fehler mache. Es ist im Moment auf jeden Fall keine gute Idee neben mir zu fahren...”, sparte Hamilton auch nicht an Spitzen gegen seinen Teamkollegen. Dass Rosberg diese aber wohl eher noch mehr anspornen, zeigte der Deutsche in Mexiko auf der Strecke: Das ganze Wochenende hatte er Hamilton im Griff, kontrollierte das Geschehen und gewann überzeugend - auch ohne Fehler der selbsterklärten Nummer eins.

Samstag

Neuigkeiten von Schumi: Weltverbandschef Jean Todt hat am Rande des Mexiko GP über den Zustand des im Dezember 2013 beim Skifahren verunglückten Michael Schumacher gesprochen. Der Franzose war Schumachers Wegbegleiter bei dessen fünf Titeln bei Ferrari. Seitdem verbindet beide eine enge Freundschaft. „Ich sehe Michael sehr oft und er kämpft weiter. Und wir müssen weiter zusammen mit der Familie kämpfen”, sagte der FIA-Präsident. Über Schumachers genauen Zustand gibt es seit langer Zeit keine Angaben. Der F1-Rekordweltmeister hatte sich bei einem Ski-Sturz in Frankreich ein schweres Schädel-Hirn-Trauma zugezogen und in Lebensgefahr geschwebt. Nach monatelangem Koma befindet er sich zur weiteren Rehabilitation zu Hause in seiner Schweizer Wahlheimat am Genfer See. In Mexiko hatte Schumacher 1992 als Dritter die erste Podiumsplatzierung seiner einzigartigen Karriere mit sieben WM-Titeln und 91 Rennsiegen gefeiert.
Haas F1
Ferrari-Ersatzpilot Esteban Gutiérrez komplettiert das Aufgebot von Gene Haas' (r.) Team
Gutiérrez fährt für US-Team:
Ferrari-Ersatzpilot Esteban Gutiérrez wird im nächsten Jahr wie erwartet der zweite Fahrer beim amerikanischen F1-Rennstall Haas. Das US-Team gab die Verpflichtung des 24 Jahre alten Mexikaners bei einer Pressekonferenz am Vorabend der Qualifikation in Mexiko-Stadt bekannt. Gutiérrez bestritt 2013 und 2014 38 Grand Prix für den Schweizer Sauber-Rennstall. Danach wurde er dritter Pilot bei Ferrari, und der italienische Autobauer ist der Antriebspartner von Haas. Bereits seit einiger Zeit steht der Franzose Romain Grosjean als Pilot für das Team von Gene Haas fest. Der 29-Jährige bringt die Erfahrung von 80 Rennen mit. Er fährt in dieser Saison noch für Lotus. Das Team Haas wird der erste US-Rennstall in der Motorsport-Königsklasse seit 1986 sein. Es hat seinen Stammsitz in Kannapolis. Dort befindet sich auch Haas' NASCAR-Team.
Manor-Bosse werfen hin: Beim krisengeplagten Rennstall Manor-Marussia herrscht drei Rennen vor Saisonende Chaos. Das Hinterbänkler-Team verliert offenbar nahezu seine komplette Führungsriege. Teamchef John Booth und Sportchef Graeme Lowdon haben wegen Differenzen mit Rennstall-Besitzer Stephen Fitzpatrick ihre Kündigung zum Saisonende eingereicht. Auch Technik-Berater Bob Bell hört bei Manor-Marussia auf. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff zeigte sich betroffen. „Aus persönlicher Sicht und auch als Racer muss ich sagen, dass diese Abgänge ein schwerer Schlag sind”, so Wolff, der ab 2016 Motoren an Manor-Marussia liefert: „Wir haben einen Deal mit Manor abgeschlossen und verfolgen nun als Zuschauer neugierig die weiteren Entwicklungen.” Manor war im Vorjahr fast insolvent gegangen. Booth und Lowdon hatten den in finanzielle Schieflage geratenen Rennstall im Winter am Leben gehalten. In dieser Saison ist das Team noch ohne WM-Punkt.

Freitag

Aston Martin vor Einstieg: Nico Hülkenberg Rennstall stellt sich für die kommende Saison offenbar neu auf. Aus Force India könnte demnach 2016 Aston Martin werden. Das berichteten am Rande des Mexiko GP mehrere Medien. Offenbar strebt das Team eine Kooperation mit dem britischen Autohersteller an und würde nach Abschluss der Gespräche auch mit neuen Farben (blau und gold) fahren. „Nichts ist entschieden, solange nicht unterschrieben ist. Ich zähle meine Hühner erst, wenn sie geschlüpft sind”, sagte Force-India-Besitzer Vijay Mallya: „Wenn morgen jemand kommt und mir gutes Geld für ein Titelsponsoring anbietet, dann wäre ich bereit, den Teamnamen zu ändern. Wenn eine Marke kommt und den Teamnamen beanspruchen möchte, müsste ich mir anschauen, wie das Team profitieren könnte.” Privatteam Force India plagen schon seit geraumer Zeit finanzielle Probleme.
Red Bull
Neue Liaison gesucht: Wer oder was treibt Red Bull in der Formel-1-Saison 2016 an?
Heiratswille bei Red Bull:
Seine bisher erfolglose Suche nach einem Motorenpartner für die kommende Saison nimmt Red Bull mittlerweile mit Humor. Das Team postete bei Twitter einen Zeitungsausschnitt mit einer Heiratsannonce. „Einsamer RB12, der dem richtigen Partner (oder irgendeinem Partner) eine Menge bieten kann”, heißt es dort: „Interessiert an diversen Auswärtswochenenden. Energiegeladener Nichtraucher bevorzugt.” Red Bull hat nach der Trennung von Renault für 2016 noch keinen neuen Motorenlieferanten gefunden. Gespräche mit Mercedes und Ferrari scheiterten, auch ein Deal mit Honda droht zu platzen. Eigentlich wollte Red-Bull-Boss Dietrich Mateschitz bis Ende Oktober Klarheit, mit welchen Motoren das Team in die neue Saison geht. Sonst drohte er mit dem F1-Ausstieg. „Wir müssen wissen, wo die Reise hingeht. Im Moment würde die Zeit aber noch reichen, um zum ersten Rennen im März ein wettbewerbsfähiges Auto an den Start zu bringen”, sagte auch Motorsportberater Helmut Marko.
Williams im 007-Fieber: Das Williams-Team macht am Wochenende in Mexiko Werbung für den 24. James-Bond-Film. Auf dem Chassis der beiden Rennwagen wird das Logo '007 Spectre' zu sehen sein, auf den Rückspiegeln der Boliden klebt jetzt ein dezentes '007'. „Als ein britisches Team sind wir natürlich extrem stolz und glücklich, mit zwei britischen Ikonen wie Jaguar Land Rover und der Marke James Bond zusammenzuarbeiten”, sagte Claire Williams, die Tochter von Teamgründer Sir Frank Williams und stellvertretende Teamchefin. Pilot Felipe Massa durfte daher im Vorfeld des Mexiko GP einen Jaguar C-X75 fahren, der auch im Film zum Einsatz kommt. „Es war sehr aufregend, in einem echten James-Bond-Auto zu sitzen. Diese Fahrt war etwas ganz Besonderes und hat mir großen Spaß gemacht”, grinste der Brasilianer nach der PR-Aktion.
Perez
Auf ihn sind in Mexiko alle Augen gerichtet: Lokalmatador Perez im Azteken-Overall
Heimspiel für Perez:
Für Lokalmatador Sergio Perez wird der Mexiko GP ein anstrengendes Wochenende. Die Fans an der Strecke kennen kein Idol außer ihrem 'Checo'. „Das wird der größte Tag in meiner Karriere. Es ist alles ein einziger Traum”, sagte Perez im Vorfeld seines Heimrennens. Fast überall in der Stadt hängt das Bild des 25-Jährigen. Auch wurde der Force-India-Star im Vorfeld in fast jede TV-Sendung eingeladen und selbst Mexikos Staatspräsident Enrique Pena Nieto gab sich in Perez' Box schon die Ehre. Nach 23 Jahren Abstinenz ist die Sehnsucht der Mexikaner nach der Formel 1 an jeder Ecke zu spüren. „Das ist nicht irgendein neues Rennen, das ist eine Heimkehr”, so Perez, der am Wochenende entsprechend eine einzige große PS-Party erwartet: „Ich traue mich zu sagen: Die Begeisterungsfähigkeit der Menschen hier ist einzigartig. Das wird fantastisch.”
Hamilton mit Wrestling-Ausflug: Als frischgekürter Weltmeister wagte Lewis Hamilton am Mittwoch vor dem Grand Prix in Mexiko-Stadt einen Ausflug in eine andere Sportart und stieg in den Ring. Der Gegner für die kurze Schaueinlage hieß diesmal aber nicht Nico Rosberg sondern 'Místico'. Ein 32 Jahre alter Profi-Wrestler aus Mexiko, der eigentlich Luis Ignacio Urive Alvirde heißt und eine gefährlich aussehende silberne Kopfmaske trägt. Hamilton ging dagegen bekannt lässig im Sweat-Shirt in den kurzen Fight. Der 30 Jahre alte Brite tänzelte durch den Ring, versetzte Místico einen 'Tritt', nahm ihn bei der Hand und schleuderte den Lokalmatadoren in die Seile. Dann nahm er selbst Schwung und stürzte sich auf den Profi-Wrestler. Zur Belohnung für die gelungene Showeinlage trug dieser den dreimaligen F1-Champ vor dem begeisterten Publikum auf den Schultern durch den Ring.

Von

Frederik Hackbarth