Nur einen Tag nach seinem zweiten Platz in Spa erhielt Nico Rosberg am Abend in Hamburg den Sonderpreis der Chefredaktion beim SPORT-BILD-Award. Auch bei der Verleihung war natürlich ein Thema in aller Munde: Rosbergs Crash mit Hamilton und der anschließend folgende teaminterne Verbal-Zwist, den der Brite mit seinen Anschuldigungen, Rosberg habe den Unfall absichtlich herbeigeführt und dies im Krisenmeeting nach dem Rennen sogar zugegeben, weiter anheizte. „Sehr nette Worte von ihm, wie ich finde“, witzelte Rosberg bei der Entgegennahme seines Awards und schob mit einem Augenzwinkern hinterher: „Er ist ein sehr netter Kollege.“

Nicht die letzte schlechte Phase

Rosberg
Nico Rosberg am Abend beim SPORT-BILD-Award in Hamburg
Doch ganz so gelassen nimmt Rosberg den Vorfall vom Sonntag nicht. „Gestern war wirklich ein komplizierter und schlechter Tag für das Team“, weiß der Wiesbadener um den ernst der Lage. „Wir haben das nach dem Rennen intern diskutiert. Es ist wichtig, dass wir so etwas im Detail durcharbeiten, denn es ist sicher nicht das letzte Mal, dass wir schwere Phasen haben. Bei uns geht es derzeit jedes Wochenende um Siege und am Ende des Jahres vielleicht sogar um den WM-Titel. Klar, dass es da mal eng wird.“
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Herangehensweise überprüfen

So weit, so gut, findet Rosberg. „Dass wir für Spannung sorgen ist grundsätzlich doch Klasse, dafür sind wir ja hier. Nur eben hoffentlich nicht zu oft in der Form wie gestern“, relativiert der Mercedes-Star. „Fakt ist, dass wir danach ein gutes Gespräch hatten. Das ist auch wichtig, denn wir müssen ja auch schauen wie wir nun weitermachen und ob wir unsere Herangehensweise ein bisschen verändern oder so weiterfahren können.“ In Bezug auf den Vorfall beim Belgien GP ist sich Rosberg trotzdem sicher: „Meiner Meinung nach war es ein normaler Rennunfall. Aber zwischen Teamkollegen darf das natürlich nicht passieren.“

Hamilton plaudert Interna aus

Hamilton
Dicke Luft: Hamilton & Rosberg haben sich derzeit nicht viel zu sagen
Was allerdings auch nicht passieren darf: Dass Teaminterna nach außen gelangen. Hamilton berichtete der englischen Presse direkt im Anschluss an Mercedes’ Krisensitzung von deren genauen Inhalt. Auf die Frage, was er davon halte, dass sein Stallgefährte Teaminterna ausplappere, antwortete Rosberg: „Das ist auf jeden Fall schade. Aber so ist es eben - ich kann das nicht ändern. Mir wurde die Darstellung meines Teamkollegen erzählt und ich sehe es natürlich sehr anders. Insbesondere das, was wir in unserem Gespräch so gesagt haben. Wenn ich jetzt aber auch noch meinen Senf dazugebe, ist es nicht der richtige Weg“, so Rosberg, der um Deeskalation bemüht fordert: „Wir müssen das intern klären.“
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Vertrauen in die Teamführung

Dabei sind auch die Verantwortlichen bei Mercedes in der Pflicht, die Rosberg am Sonntag nach dem Rennen ordentlich rüffelten, bevor sie sich überhaupt die Version des WM-Spitzenreiters angehört hatten. Trotzdem setzt Rosberg sein Vertrauen in die Sportliche Leitung. „Wir haben mit Paddy (Lowe; d. Red.), Toto (Wolff; d. Red.) und der Unterstützung von Niki (Lauda; d. Red.) eine starke Teamführung - und die brauchen wir jetzt in solchen schwierigen Momenten auch. Daher bin ich zuversichtlich, dass es mit Vollgas weitergeht - und zwar nach vorne!“ Vom bisherigen Lauf seines Mercedes-Teams in dieser Saison ist Rosberg nämlich hellauf begeistert. „Daher nehme ich diesen Preis auch stellvertretend für mein Team entgegen“, sagte der 29-Jährige in Bezug auf den Award.

Als Einziger von Anfang an dabei

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Abräumer auf und neben der Piste: Rosberg nimmt den Sonderpreis der Chefredaktion entgegen
„Anfangs hatten wir eine schwierige Phase. Aber jetzt nach fünf Jahren ist es soweit, dass wir den Sport dominieren.“ Eine kleine versteckte Spitze gegen diejenigen im Team, die am Sonntag noch so auf ihn eingeprügelt hatten, konnte sich Rosberg, der sich selbst voll mit der Silberpfeil-Historie identifiziert, zum Ausklang des Abends dann doch nicht nehmen lassen. „Es ist unglaublich, was das Team geleistet hat! Darauf bin ich sehr stolz - genauso wie auf die Tatsache, dass ich seit Tag eins des Silberpfeil-Projekts der Neuzeit dabei...“ Anders als Niki Lauda, Toto Wolff und allen voran Lewis Hamilton.

Von

Frederik Hackbarth