So schnell kann’s gehen… Noch in Monza vor zwei Rennen hatte Ferrari das beste Auto. In Singapur und Sotchi drehte Mercedes den Spieß um. In Russland so sehr, dass Ferrari im Qualifying eine halbe Sekunde auf die silbernen Renner fehlte. Mercedes dominierte das Rennen, Lewis Hamilton demütigte Vettel mit einem kinderleicht aussehenden Überholmanöver.
Machtwechsel an der Spitze der Königsklasse. Aber was macht den Mercedes plötzlich so stark? Oder ist Ferrari langsamer geworden?
Es ist wohl eine Mischung aus beidem.
Mercedes-Sportchef Toto Wolff verrät: „Es sind nur Kleinigkeiten. Aber wenn du zehn Kleinigkeiten findest, wird daraus etwas Großes.“
Ferrari
Ferrari muss einen Schritt nach vorne machen
Fakt ist: Der Silberpfeil liegt wie auf Schienen und beschleunigt auch aus langsamen Kurven heraus ohne Gripverlust. In Spa war das noch anders. Da klagte Hamilton aus der Haarnadel La Source heraus über durchdrehende Räder. Wolff: „In Spa haben wir viel gelernt, weil unser Auto in der La Source und Busstop-Schikane so schlecht war, dass wir da genauer hinschauen mussten. Wenn du merkst, dass es hart wird, musst du noch mehr pushen. Das ist eine Truppe von Kriegern, die am Ende erfolgreich sein wollen.“
Vettel über WM-Zweikampf: "Muss hart aber fair bleiben"
In den letzten vier Rennen war Mercedes gleich dreimal mit Updates am Start. Und: Auch der mysteriöse Beschleunigungs-Vorteil von Ferrari ist auf den GPS-Daten laut Renault nicht mehr feststellbar. Insider glauben, dass Mercedes Ferraris Trick kopiert hat. Toto Wolff deutet an: „Wir haben unser letztes Motorupdate in Spa gebracht. Das war gut und solide.“
Was Vettel Angst machen muss, ist diese Aussage von Valtteri Bottas: Der Finne über seine schnellste Rennrunde: „Für mich hat sich das eher nach Cruisen angefühlt. Wir waren da in dem Modus unterwegs, mit dem man den Motor schont.“
AUTO BILD MOTORSPORT weiß aber auch: Ferrari hatte im Qualifying von Sotchi Probleme, die Reifen ins richtige Arbeitsfenster zu bekommen. Das kann in Suzuka am Wochenende schon wieder ganz anders aussehen. Auch Ex-Weltmeister Nico Rosberg glaubt: „Sotchi ist eine ganz spezielle Strecke. Die Kräfteverhältnisse können sich in Japan schon wieder ändern.“ Vettel optimistisch: "Im Rennen waren wir näher dran, als ich dachte."
Übrigens: Bottas hat Hamilton in Russland gleich doppelt geholfen. Nach Vettels Boxenstopp ließ sich der Mercedes-Soldat brav so weit zurückfallen, dass er Vettel einbremsen konnte. Der Deutsche ließ sich von der Mercedes-Zange irritieren und verbremste sich. Hamilton nutzte den Fehler, positionierte sich zum Angriff und zog an Vettel vorbei.
In Russland war demnach nicht allein der Silberpfeil besser als der Ferrari. Auch in Sachen Teamtaktik hat Mercedes Ferrari abgehängt.

Von

Ralf Bach