Bitter für Lewis Hamilton: Ausgerechnet bei seinem Heimspiel in Silverstone erlebt der Brite im WM-Duell mit Nico Rosberg den nächsten Rückschlag. Während der Deutsche in letzter Sekunde zur Pole-Position rast, verzockt sich Hamilton mit dem Wetter, landet nur auf Startrang sechs. Dabei hatte zunächst alles so gut für den Weltmeister von 2008 ausgesehen. Nachdem es schon im Training am Vormittag geregnet hatte, spielte auch im Qualifying am Nachmittag das britische Wetter eine übergeordnete Rolle. So schien es bereits, als reiche Hamilton im finalen Q3 seine erste schnelle Runde zur Bestzeit und einem Teilerfolg im spannenden Titelkampf der Silberpfeil-Stars.
Heidfeld zum Mercedes-Duell: Nico & Lewis bleiben keine Freunde!

Silberpfeil-Duell wird zum Krimi

Rosberg
Rosberg brillierte beim Qualifying zum Großbritannien GP einmal mehr

Zwei Zehntel lag Hamilton vor Rosberg, anschließend nahm der Regen auf der Strecke wieder zu und erschwerte somit augenscheinlich weitere Verbesserungen. Wenige Sekunden vor dem Sessionende gingen beide Mercedes dann doch noch einmal über die Linie und auf Zeitenjagd. Während Hamilton seinen Versuch jedoch bald abbrach, weil er die Strecke nach den ersten Zwischenzeiten für zu nass für Verbesserungen hielt, pushte Rosberg weiter – und das zahlte sich aus. Hamilton hatte die Rechnung ohne den letzten Sektor gemacht, der zwischenzeitlich wieder aufgetrocknet und schneller geworden war.

Mercedes-Bosse rüffeln Hamilton

Mercedes-Teamchef Toto Wolff stellte anschließend nüchtern fest: „Lewis hat die Situation nicht richtig eingeschätzt.“ Auch Mercedes-Aufsichtsrat Niki Lauda erklärte: „Da hat Lewis einen Riesenfehler gemacht. Er dachte, die Strecke sei zu rutschig. Nun ärgert er sich natürlich sehr, vor allem weil der Teamkollege im gleichen Auto auf der Pole steht.“ Dass das Team Hamilton am Funk noch hätte helfen können, verneinte Lauda. „Dazu war am Schluss viel zu wenig Zeit. Wir sind am Ende ganz spät über die Linie. Da noch die Zeiten der anderen zu evaluieren geht sich nicht aus.“
Lauda rügt Hamilton: Nico war heute gescheiter

Härtestes Rennen des Jahres erwartet

Button, Rosberg, Vettel
Die Top-3 vom Samstag (v.l.): Button, Rosberg, Vettel
Entsprechend groß war das Lob für Rosberg, der der Wettersituation besser trotzte. „Wir wollten ihn schon gar nicht mehr rausschicken, um Reifen zu sparen. Aber Nico hat gesagt, dass er auf der Strecke noch etwas ausrichten kann. Daran sieht man wieder: Man sieht darf nie aufgeben! Unter dieses Bedingungen war die Pole eine unglaubliche Leistung - das hat er perfekt gemacht, man kann ihm nur gratulieren“, so der Österreicher.  Während Hamilton nach dem Qualifying frustriert aus seinem Auto stieg und erklärte, am Sonntag nun „das härteste Rennen des Jahres“ zu erwarten, strahlte Pole-Mann Rosberg über Platz eins.

Rosbergs Plan ging auf

Der WM-Führende: „Es war heute ein großes Durcheinander und sehr schwer, weil sich die Bedingungen immer verändert haben.“ Am Ende half Rosberg jedoch sein gutes Timing. „Ich bin gerade noch so über Start und Ziel gekommen, dass ich nochmal fahren durfte, hing aber im Getriebe meines Teamkollegen – sowas ist nie gut, aber ich hatte keine andere Wahl als zu pushen und Lewis hat seine Runde dann zum Glück abgebrochen.“ Zufall war die Pole von Pokerface Rosberg also nicht. „Ich wusste, dass ich trotz der langsameren Zwischenzeiten noch eine Chance habe, weil ich die Runde davor in den letzten drei Kurven vier Sekunden verloren habe. Dort gab es also Zeit gutzumachen...“

Drei Deutsche in den Top-4

Hamilton
Verzockt: Hamilton soff im Nieselregen von Silverstone gnadenlos ab
Auf der bereits wieder etwas trockeneren Fahrbahn ging dieser Plan dann perfekt auf. „Es ist ein tolles Gefühl, wenn alles richtig klappt“, so Rosberg, der auch die Zusammenarbeit mit seinem Team lobte. Ebenfalls einen guten Tag erwischten mit Sebastian Vettel und Nico Hülkenberg zwei weitere Deutsche. Der Red-Bull-Pilot münzte ähnlich wie Rosberg einen späten letzten Run in einen Platz in Reihe eins um und startet am Sonntag von P2. Hülkenberg musste sich zwar noch Lokalmatador Jenson Button im McLaren geschlagen geben, stellte seinen Force India aber auf den starken vierten Startplatz. Dahinter komplettierten Magnussen, Hamilton, Perez, Ricciardo, Kvyat und Vergne die Top-10.

Debakel für Ferrari & Williams

Einen ganz schwachen Samstag erwischten hingegen Williams und Ferrari. Sowohl das britische Traditionsteam, zuletzt beim Österreich GP mit Felipe Massa noch auf Pole, als auch die Scuderia aus Maranello verzockten sich schon in Q1 mit den Reifen für die Mischbedingungen und schieden mit beiden Fahrern aus. Doppelweltmeister Alonso anschließend gefrustet: „Das war ein schreckliches Qualifying für uns. Wenn beide Ferraris so früh raus sind, haben wir als Team was falsch gemacht.“

Beide Sauber mit Abflug

Ferrari
Ferrari sieht rot: Die Scuderia schied mit beiden Autos schon in Q1 aus

Alonso: „Es waren die falschen Reifen zur falschen Zeit. So etwas kann bei diesem Wetter schnell passieren, denn dann ist es ein schmaler Grat zwischen Held und Trottel sein...“ Wenig besser lief es auch bei Sauber: Beide Fahrer der Truppe aus Hinwil drehten sich vorzeitig ins Aus. Adrian Sutil (P16) erwischte es schon in Q1, Teamkollege Gutierrez musste sich nach seinem Ausritt im zweiten Abschnitt mit Rang 14 begnügen.

Von

Frederik Hackbarth