Am Samstag hat die berühmt-berüchtigte Eau Rouge ihr nächstes Todesopfer gefordert. Anthoine Hubert starb im Alter von 22 Jahren. Genau 34 Jahre nach Stefan Bellof, der am 1. September 1985 schwer verunglückte.
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Martin Brundle (56) zeigt vom Dach des Williams-Motorhomes auf die beruhmte Eau Rouge. „Dort ist es passiert. Ich sehe es noch vor mir: Stefans Auto sah aus wie ein Spielzeug, das an der Mauer zerschellte. Ich wusste gleich, dass es nicht gut um ihn stehen konnte.“
Der Brite war Stefan Bellofs Kollege im Formel-1-Team von Tyrrell, als der Deutsche am 1. September 1985 beim Sportwagenrennen in Spa verunglückte. Brundle: „Das war ein großer Verlust für die Formel 1 und den deutschen Motorsport.“
Stefan Bellof († 27) war ein Jahrhundert-Talent auf vier Rädern. Er siegte sich spielerisch durch alle Nachwuchsklassen, wurde 1984 Sportwagenweltmeister mit Porsche - und damit der erste deutsche Automobil-Champion nach dem zweiten Weltkrieg.
Bellof
Das Wrack von Stefan Bellof nach dem Unglück in Spa
Auch in der Formel 1 sorgte er in zwei Jahren mit dem hoffnungslos untermotorisierten Tyrrell schnell für Furore. Sogar Enzo Ferrari wurde auf ihn aufmerksam. Der unterschriftsreife Vertrag für 1986 lag schon auf dem mächtigen Holzschreibtisch im Arbeitszimmer des Commendatore.
Dann kam Spa. Und die Kollision in Eau Rouge. Bellofs privater Porsche touchierte das Werksauto von Jacky Ickx. Der Belgier hatte Glück im Unglück, drehte sich und schlug seitlich ein. Bellof raste ungebremst und frontal in die Leitplanken. Der Porsche wurde geknickt wie eine Ziehharmonika. Der Deutsche war auf der Stelle tot.
Besonders tragisch: Der Lauf in Spa sollte das vorletzte Rennen des Gießeners mit den gefährlichen Sportwagen werden. „Unser Teamchef Ken Tyrrell wollte nicht, dass wir in der Sportwagen-WM fuhren“, verrät Brundle heute. „Er hielt die Autos für zu gefährlich. Wir mussten das aber damals tun, weil wir mit der Formel 1 kein Geld verdienen konnten.“
Der Brite erinnert sich an Bellof als wäre der Unfall gestern gewesen: „Er hatte das gleiche laute Lachen wie Gilles Villeneuve, das sofort jeden Raum füllte. Stefan war begnadet talentiert, sagenhaft schnell, absolut furchtlos und ein bisschen verrückt. Ich kannte niemanden auf dieser Welt, der weniger Angst hatte. Stefan war kein kompletter Pilot wie Michael Schumacher, aber er glänzte dank seines puren Speeds.“
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Von

Ralf Bach