Ein Feuerwehr-Einsatz und Dauerregen haben die Formel-1-Teams wichtige Trainingszeit für die Rennvorbereitung vor dem Russland GP am Sonntag in Sotschi gekostet. An einem chaotischen Trainings-Freitag am Schwarzen Meer ist die erste Kraftprobe von Mercedes' WM-Spitzenreitern Lewis Hamilton und Nico Rosberg, sowie Herausforderer Sebastian Vettel im Ferrari, buchstäblich ins Wasser gefallen. Am Vormittag hatten zunächst Einsatzkräfte die Strecke wegen Dieselspuren mit Hochdruck-Schläuchen reinigen müssen und damit den Trainingsbetrieb empfindlich gestört. Am Nachmittag zog ein Regengebiet über den Kurs, die Fahrer verbrachten die meiste Zeit in der Garage.

Rosberg warnt vor Singapur-Syndrom

Felipe Massa
Trainingsschnellster: Die meiste Zeit verbrachte Felipe Massa wie seine Kollegen aber wartend in der Box
Die Rundenzeiten hatten daher kaum Aussagekraft mit Blick auf das fünftletzte Rennen des Jahres, das am Sonntag bei besten äußeren Bedingungen steigen soll. 48 Punkte Vorsprung auf Teamkollege Rosberg und 59 Zähler auf Vettel hat Titelverteidiger Hamilton mit ins Sotschi-Autodrom gebracht. „Wir spüren den Druck von Ferrari, aber mit Blick auf die Resultate war Mercedes dieses Jahr sogar noch dominanter”, sagte der Brite, der mit dem Werksteam schon an diesem Wochenende erneut die Konstrukteurs-WM gewinnen kann. Doch ob Mercedes wie beim Doppelerfolg im Vorjahr wieder so überlegen sein wird, blieb auch nach den beiden Übungseinheiten am Freitag völlig offen. „Wir dürfen uns nicht wieder überraschen lassen, müssen vorsichtig sein”, warnte Rosberg vor einem ähnlichen Schwächeanfall wie vor drei Wochen in Singapur.
Beim Nachtrennen hatte Vettel damals auf ähnlichen Streckenverhältnissen überraschend die gesamte Konkurrenz düpiert. Der Ferrari-Hoffnungsträger sieht das Mercedes-Duo in Russland zwar wieder in der Favoritenrolle, meint aber mit Blick auf die Prognosen: „Man kann sich die Wahrscheinlichkeiten ganz leicht ausrechnen, aber auf der Strecke ist es immer ein bisschen anders.” Für derartige Wahrscheinlichkeitsrechnungen hatte Vettel wie seine Rivalen am Freitag unfreiwillig viel Zeit. Ziemlich gelangweilt saßen die Piloten zumeist in den Boxen. „Kann irgendjemand Tee und Kekse bringen”, twitterte das Mercedes-Team ironisch zu einem Bild seiner beschäftigungslosen Fahrer.
Alle News vom Russland GP: Sotschi im Splitter

Startübung als einziger Nutzen

Nico Rosberg
Trotz Achterbahn im Hintergrund: Nico Rosberg dürfte ob der Bedingungen wenig Spaß gehabt haben
Während nur acht Piloten im zweiten Training überhaupt eine Zeit setzten, wobei Williams-Pilot Felipe Massa vor Vettel und seinem Teamkollegen Valtteri Bottas der Schnellste war, nutzte Rosberg die Zeit zumindest für Startübungen. Zuletzt in Japan hatte der 30-Jährige seine Pole Position nicht gegen Hamilton verteidigen können. „Heute war die Gelegenheit dazu. Es hilft immer, weil wir ja keine Testfahrten haben”, erklärte Rosberg, der jede Chance nutzen muss, wenn er doch noch die Wende im Titelkampf schaffen will. Umso ärgerlicher war für ihn die Diesel-Panne des Vormittags, die das Training um eine halbe Stunde verzögerte. Die Streckenbetreiber kündigten eine interne Ermittlung an. Ein Kehrwagen hatte offenbar bei der Fahrt über den Asphalt Treibstoff verloren. (fh/dpa)