Spannung im Suzuka-Training schon am Freitag: Weil der Samstag beim Japan GP wegen des drohenden Taifuns Hagibis ganz abgesagt wird (alle Infos dazu hier), wird das zweite Training der Formel 1 zum Mini-Qualifying. Grund: Fällt auch das auf Sonntagfrüh verschobene Qualifying dem Wetter zum Opfer, zählt das Trainingsergebnis als Startaufstellung fürs Rennen.
"Am Ende wurde es ein bisschen hektisch da draußen", schmunzelt Red-Bull-Teamchef Christian Horner mit Blick auf die Session. Sein Schützling Max Verstappen schlägt als Dritter beide Ferrari - obwohl Charles Leclerc und Sebastian Vettel ganz am Ende noch mal frische weiche Reifen für eine schnelle Runde aufziehen, reicht es nur zu den Plätzen vier und fünf.
Alle Zeiten und Zahlen: Ergebnisse im Überblick
An der Spitze ist unterdessen Mercedes eine Klasse für sich. Valtteri Bottas leistet sich in der Zielkurve zwar einen Dreher (s. Bild oben), fährt aber auch im zweiten Training die Bestzeit, ein Zehntel vor Lewis Hamilton. Bereits in der ersten Session am frühen Freitagmorgen (deutscher Zeit), hatte sich der Finne knapp vor seinem britischen Stallgefährten durchgesetzt.
Nachdem die Silberpfeile am Morgen noch eine Sekunde schneller als der Rest des Feldes waren, kommt Verstappen im zweiten Training immerhin auf 0,281 Sekunden ran. Leclerc fehlen dreieinhalb, Vettel fast sechs Zehntel auf die Bestzeit.
Bottas
Fliegender Finne: Trotz Dreher ist Bottas Schnellster
Auch bei den Longruns demonstriert Mercedes seine Stärke in Suzuka. Auf weichen Reifen kommt Bottas über fünf Runden im Schnitt auf 1:34,7-er Zeiten. Hamilton zeigt die Konstanz des Silberpfeils, ist über doppelt so viele Runden im Schnitt nur zwei Zehntel langsamer als sein Teamkollege.
Zum Vergleich: Ferrari-Pilot Leclerc bringt es über acht Runden auf 1:35,9-er Zeiten, ist also eine Sekunde langsamer als Hamilton. Alex Albon, der im zweiten Red Bull Sechster wird, schafft sogar nur eine 1:36,2. Auf den Medium-Reifen probieren sich Max Verstappen, mit 1:35,5 über sechs Umläufe, und Sebastian Vettel, der auf 1:36,3-er Zeiten kommt, allerdings über elf Runden.
Die Katze ganz aus dem Sack gelassen hat Ferrari aber noch nicht. Die GPS-Daten in Suzuka legen nahe, dass die Scuderia ihren Motor im Training noch nicht aufgedreht hat. Experte Johnny Herbert stellt am Streckenrand mit Blick auf Ferrari allerdings fest: „Ihr Auto sieht noch recht streng aus, gerade in den Degner-Kurven sind sie ein bisschen am Limit. Es erlaubt den Fahrern, noch nicht ganz so zu pushen.“
Im Fall von Mercedes scheint das neue Update-Paket, bei dem vor allem die seitlichen Bargeboards überarbeitet wurden (ABMS berichtete, alle Hintergründe hier), gut zu funktionieren auf der ultraschnellen Super-8 in Suzuka.
Bei den Teams ist nach dem Training aber nicht wie gewohnt Feintuning an den Autos sondern erstmal aufräumen angesagt. Die Garagen werden für das drohende Wetterchaos am Samstag komplett geschlossen, die Bereiche davor und dahinter abgebaut.
Für den nicht unwahrscheinlichen Fall einer Überschwemmung räumen die Mechaniker ihr Equipment sogar weg vom Boden und bringen alles auf erhöhten Plätzen in Sicherheit - besonders wichtig bei den Top-Teams, da ihre Garagen in der abschüssigen Boxenstraße von Suzuka am Ende liegen.
Von den Veranstaltern wird unterdessen sogar das Podium abgebaut, um Beschädigungen durch die hohen Windgeschwindigkeiten vorzubeugen. Am Sonntag erstrahlt dann hoffentlich wieder alles in altem Glanz - falls nicht, darf sich Bottas bereits über die Pole freuen.

Von

Frederik Hackbarth