Die Ferrari-Abschiedstournee wird für Sebastian Vettel (33) immer mehr zur Qual. Auch das Qualifying zum Großen Preis von Portugal in Portimao endet für den Deutschen im Desaster. Platz 15, raus in der zweiten Quali-Runde, fünf Zehntelsekunden Rückstand auf Ferrari-Teamkollege Charles Leclerc, der am Ende auf Rang vier landet.
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Der Corona-Mundschutz wird für Vettel immer mehr zum willkommenen Schleier, der den offenen Blick in seine verletzte Seele verhindert. Dabei gibt sich der Hesse nicht einmal mehr Mühe, seine Ratlosigkeit und Enttäuschung zu verbergen. „Das war wieder kein gutes Qualifying“, sagt er mit hängenden Schultern und leerem Blick. „Nach dem ersten Run hatte ich noch ein gutes Gefühl und dachte, ich schaffe es locker in Q3. Im zweiten Run habe ich dann keine Temperatur in die Reifen bekommen und mich gleich verbremst. Ich habe keine Ahnung, warum sich das Auto so unberechenbar verhält.“
Keine Ahnung und in der Folge auch keine Lust aufs Rennen. Vettel zu RTL-Reporter Kai Ebel über seine Vorfreude auf Sonntag. „Nächste Frage.“ Der Pause folgt die endgültige Kapitulation: „Das Rennen wird ja jetzt auch wieder Murks.“
Ferrari
Vettel kam nur auf Rang 15
Bild: Ferrari
Allein: Das Muster wiederholt sich. Vettel reist voller Hoffnung an die Rennstrecken Europas. Er macht Kampfansagen, übt Selbstkritik, verspricht Steigerung. Und dann kommt der Hammer im Qualifying, der ihn auch im Teamduell gegen Leclerc die weiße Flagge schwenken lässt. „Es ist ja nicht nur so, dass ich von ihm geschlagen werde“, so der Heppenheimer bei Sky. „Er fährt ja fast in einer anderen Liga. Ich gebe alles, was ich kann. Selbst die Runden, mit denen ich zufrieden bin, sind zu langsam. Ich versuche alles aus mir und dem Auto rauszuholen. Mehr geht nicht.“
Vettel und das Ferrari-Rätsel. Der Vierfachweltmeister befindet sich in einer Abwärtsspirale, aus der er sich auch in seinen letzten sechs Rennen für die Scuderia nicht befreien wird können. „Ein Fahrer, der merkt, dass er nichts auf die Reihe kriegt, der hinterfragt erstens die Technik, zweitens die Herangehensweise und drittens auch sich selbst“, erklärt RTL-Experte Christian Danner. „Du kannst mir nicht erzählen, dass ein Sebastian Vettel derzeit nicht unter Selbstzweifeln leidet. So etwas nagt an einem Fahrer – und dann fehlt auch der mentale Kick.“
Auch die Konkurrenz beobachtet den Vettel-Teufelskreis: „Das ist nicht der Vettel, den wir aus unserer Zeit kennen“, sagt beispielsweise Red Bull-Berater Helmut Marko. „Das ist bei weitem nicht der Sebastian, der vier WM-Titel gewonnen hat.“ Sein zukünftiger Teamchef bei Aston Martin, Otmar Szafnauer, nimmt Vettel in Schutz: „Sebastian hat das Fahren nicht verlernt“, sagt der US-Amerikaner zu AUTO BILD MOTORSPORT. „Es muss an etwas anderem liegen. Ich erwarte, dass er mit unserem Auto wieder besser zurechtkommt.“
Für Vettels Image wird 2021 deshalb noch wichtiger als die vermurkste Ferrari-Finalsaison. „Die Antwort, ob es am Auto oder am Fahrer liegt, wird es erst nächstes Jahr bei Aston Martin geben“, sagt Ralf Schumacher. Der sechsmalige GP-Sieger zu AUTO BILD MOTORSPORT: "Wenn dann auch Lance Stroll ihn unter Druck setzen kann, wäre das nicht gut."
Für den Deutschen heißt das bis dahin: Augen zu und durch. Und vor allem: Ja nicht den Glauben an sich selbst verlieren.
In der Bildergalerie zeigen wir Ihnen die besten Bilder vom Qualifying.

Bildergalerie

Formel 1: Die besten Bilder es Portugal Grand Prix 2020
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Kamera
Formel 1: Die besten Bilder es Portugal Grand Prix 2020

Von

Ralf Bach