Formel 1: Vettel sucht nach Antworten
Reifen-Rätsel für Ferrari

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Ferrari ist in Baku einmal mehr Mercedes unterlegen – auch, weil man die Reifen nicht versteht. Experten schlagen Alarm: Muss die Scuderia umbauen?
Der nächste Silberpfeil-Doppelsieg, der nächste Schlag in die Magengrube aller Ferrari-Fans: Obwohl die Scuderia in Baku die Trainings dominiert, sahnt am Ende einmal mehr Mercedes ab. Ex-Weltmeister Damon Hill unkt: "Ferrari hat die Pace nur, wenn es nicht zählt. Mercedes ist mittlerweile einfach zu abgezockt und reif."
Doch nicht nur die Reife, vor allem die Reifen stehen Ferrari derzeit im Weg. "Der erste Stint war echt schwach. Ich habe die Reifen nicht zum Arbeiten gebracht", erklärt Sebastian Vettel nach Platz drei. "Erst waren sie zu kalt. Als sie dann endlich warm waren, waren sie kaputt." Vor Vettel setzen sich die Mercedes-Stars an der Spitze ab. "Ich habe schon ab der ersten Runde gesehen, dass sie viel mehr Vertrauen ins Auto hatten als ich", so Vettel.
Die Konsequenz: "Ich hatte Probleme, den Rhythmus zu finden und kein gutes Gefühl. Es hat einfach nicht Klick gemacht. In dieser Phase habe ich natürlich viel Zeit verloren."
So lief das Rennen: Mercedes-Doppelsieg in Baku

Reifeprüfung für Vettel: Einmal mehr jubelt Mercedes
Bestes Beispiel: Als sich der Deutsche bereits auf einen "schwierigen Nachmittag" eingestellt hat, wird er positiv von Ferraris Performance auf den Medium-Pneus überrascht. "Da hatten wir auf einmal keine Probleme mehr. Vor allem nach dem Re-Start war es mega. Der Grip war echt gut, und ich war sofort einer der Schnellsten."
Warum das so ist, weiß Vettel allerdings nicht: "Ich bin mir auch nicht sicher, ob Mercedes überhaupt versteht, warum sie das Fenster treffen – wahrscheinlich genauso wenig, wie wir verstehen, warum wir es nicht treffen."
Der aktuelle WM-Stand: Mercedes-Piloten enteilen Vettel weiter
An einer Tatsache ändert das aber nichts: "Wir haben noch viel Arbeit vor uns. Wir sind noch nicht, wo wir sein wollen. Deswegen fahren wir auch nicht als Favoriten nach Barcelona", sagt Vettel, der den Glauben an Ferrari aber nicht verliert: "Das Team ist gut drauf, und für Barcelona haben wir noch mehr neue Teile."
Dann soll unter anderem ein neuer Heckflügel für mehr Abtrieb sorgen. Die Updates in Aserbaidschan (am Diffusor, den Luftleitblechen und dem Unterboden) reichten offenbar noch nicht aus. "Wir brauchen einfach mal ein sauberes Wochenende, wenn wir Mercedes schlagen wollen. Bei den letzten vier lief es nie ganz glatt."

Auch Aserbaidschan war nicht Ferraris Wochenende...
Der nächste Schlagabtausch steigt auf dem Circuit de Catalunya, auf dem Ferrari im Winter so klar dominierte – doch das ist zwei Monate her. RTL-Experte Christian Danner glaubt sogar, dass der Scuderia die guten Resultate damals auf den Kopf gefallen sind: "Ferrari hat sich in Sicherheit gewogen, weil der Barcelona-Test zu gut war. Vielleicht müssen sie doch etwas Grundlegendes umbauen", sagt der Deutsche.
Auch Marc Surer hat in der aktuellen Ausgabe von AUTO BILD MOTORSPORT schon erklärt: "Ferrari hat weniger Abtrieb und braucht hohe Asphalttemperaturen wie in Bahrain oder einen rauen Streckenbelag wie in Barcelona, um die Reifen ins Arbeitsfenster zu bekommen. Sie müssen ihr Konzept deshalb überdenken, denn ich bin nicht sicher, ob es genug GP gibt, die in das Schema passen."
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