André Lotterer weiß genau, was ihm entgangen ist: sein erster Sieg in der Formel E. „Das hätte mein Tag werden sollen“, sagt er im Gespräch mit AUTO BILD MOTORSPORT. Wurde er aber nicht. Denn in der letzten Runde touchiert der spätere Sieger Sam Bird sein Heck. Mit kaputter rechter Aufhängung undaufgeschlitztem Reifen scheidet Lotterer aus.
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Entsprechend sauer ist der Duisburger: „Sam ist in mich reingefahren und hat meine Aufhängung und meinen Reifen zerstört. Das habe ich sofort gespürt. Ich habe zwar versucht zu überleben. Aber das ging nicht. Er hat mich als Bremsklotz benutzt, hatte mich zuvor auch schon ein paar Mal getroffen. Das war kein faires Manöver.“
Formel E
Lotterer war heute seinem ersten Formel-E-Sieg ganz nah
Mahindra-Berater Nick Heidfeld schlägt sich auf Lotterers Seite. „Das muss ganz klar eine Strafe geben“, sagt er zu AUTO BILD MOTORSPORT. „Bird ist André hinten draufgefahren und hat damit seinen Sieg verhindert. Auch wenn er es nicht mutwillig getan hat, muss das bestraft werden, damit wir hier keinen Präzedenzfall schaffen.“ Immerhin, das wurde es dann auch: Bird bekam vier Stunden nach Rennende eine 5-Sekunden-Strafe und fiel auf Platz sechs zurück.
Lotterer macht indes ein Grundproblem aus: Die neuen Gen2-Autos provozieren solche Auffahr-Manöver. Lotterer: „Es ist zu einfach, mit den aktuellen Autos ineinander reinzufahren. Vor allem für den Hinterherfahrenden. Das Auto ist vorn ziemlich stark und hinten ziemlich schwach. Wir Fahrer wissen, dass wir mit den Autos solche Risiken eingehen können. Aber ist das fair? Ich denke nicht.“
Und weiter: „Jetzt wird das Manöver von den Stewards untersucht. Ich hoffe sie nehmen das als Exempel. Aber ob er eine Strafe bekommt oder nicht – für mich hat das keine Auswirkungen mehr. Der Tag ist futsch. Und das ist das Traurige daran.“
Auf eine Aussprache mit dem neuen Tabellenführer Sam Bird pfeift der DS-Techeetah-Fahrer: „Ich habe kein Interesse an einer Unterhaltung“, so Lotterer.
Trotzdem zieht der 37-Jährige ein positives Fazit: „Ich darf jetzt den Kopf nicht hängen lassen. Ich bin die schnellste Runde gefahren, das Tempo war gut. Ich werde hart dafür kämpfen, mir den Sieg beim nächsten Rennen zurückzuholen.“

Von

Michael Zeitler