Fünf Tuner, fünf Lösungen

Opel macht einfach keinen Spaß mehr. Auf diese kurze Formel lässt sich die Lage der Traditionsmarke reduzieren. Wirtschaftlich gehen die Rüsselsheim am Stock. Neue Sportmodelle sind da nicht drin. 1999 setzte Opel diesbezüglich den letzten Akzent. Damals debütierte der 160 PS starke Astra . Ein vielversprechender, aber leider streng limitierter Versuch, sich der Konkurrenz mit einer rabiaten Variante entgegenzustellen.

Sieht man von dem 1997 mit einer "Last Edition" verabschiedeten Calibra ab, hielt die Marke mit dem Blitz in der jüngeren Vergangenheit kein Angebot für den sportlich versierten Fahrer parat. Bis { "alias": "lex", "anchor": "", "bid": "221055", "element": "ir_link", "params": "", "target": "", "text": "Opel", "type": "b", "url": "" } Ende 2000 einen Turbomotor im Coupé des Astra zündete. Mit 190 PS, einer Beschleunigung von 0 bis 100 km/h binnen 7,5 Sekunden und einer Höchstgeschwindigkeit von stattlichen 245 km/h meldete sich Opel wieder auf dem Parkett der sportlichen Kompaktklasse zurück.

Als Auto mit besonderem Dynamik-Potenzial ist das Topmodell der Astra-Baureihe nur von Kennern auszumachen - eine attraktive Spielwiese für Tuner. Zum großen Vergleichstest treten fünf aufgemachte Coupé Turbo aus den Häusern EDS, Hipo, Irmscher, Mantzel und Steinmetz an. Fünf Tuner, fünf Lösungen.

EDS: der Kräftige

Bereits in der Art der optischen Aufmachung gehen alle Veredler sehr unterschiedliche Wege. Die Ausstrahlung eines Astra Coupé der DTM versucht Irmscher auf die Straße zu transportieren. Das Ergebnis nennt sich entsprechend: DTM Edition. Mit der je nach Sonneneinstrahlung von grün über blau und grau bis hin zu violett stark variierenden FlipFlop-Lackierung des Testwagens fährt das Irmscher-Modell eindeutig auf die Pole position der Aufmachung.

Nicht weit davon entfernt positioniert sich das EU-blaue Coupé von Hipo. Auch der Opel des bayerischen Tuners glänzt durch zahlreiche aerodynamische Modifikationen. Einen völlig anderen Stil pflegt Steinmetz. Eine technisch-kühle Aura umgibt das Coupé. Verantwortlich dafür sind eine geänderte Frontschürze mit seitlichen Flaps, Sportspiegel und ein auf Alu-Füßen montierter mehrteiliger Heckflügel.

Deutlich bescheidener fallen die Veränderungen bei den zwei anderen Probanden aus. Während Mantzel noch auf Heckspoiler und Blenden an den Leuchteinheiten vertraut, kann sich der Astra von EDS lediglich durch eine geänderte Felgenversion von der Serie absetzen. Understatement auf die sparsame Art. Auf nahezu gleichem Niveau liegen die Veredler dagegen bei den Leistungen der modifizierten Turbomotoren. Von 220 bis 230 PS reicht die Spanne der per Optimierung der Motorelektronik leistungsgesteigerten Triebwerke. Einzig das schwarze Coupé von EDS stellt eine Ausnahme dar: Mit 260 PS ordnet sich der Opel rein nominell ganz vorne ein. Die Ursache: Als Einziger in dem Quintett vertraut EDS zusätzlich auf einen geänderten Ladeluftkühler.

Anstelle des originalen Bauteils füllt ein weitaus größer dimensionierte Kühler den Platz in der Front des Astra bis auf den letzten Zentimeter aus. Für deutlich bessere Fahrleistungen sollte also gesorgt sein. Insgesamt kommt allen Tuning-Derivaten zugute, dass der Serien-Turbolader des Astra ein klein geratener Zeitgenosse ist und deswegen bereits bei niedrigen Drehzahlen willig anspricht.

Mantzel: der Sprintmeister

Subjektiv zeigen sich alle Fahrzeuge recht kraftvoll. Dann die Messungen: Auch in objektiven Zahlen bestätigen sich die Muskeln. Beim Sprint aus dem Stand auf 100 km/h liegen alle fünf dicht zusammen. Die Spitze hält hier Mantzel (6,5 Sekunden), gefolgt von EDS (6,7), Steinmetz (7,0) und Irmscher (7,1). Mit 7,4 Sekunden bildet Hipo das Schlusslicht.

Als deutlicher Hemmschuh erweist sich bei den Messungen die im Turbo Coupé serienmäßige Traktionskontrolle, die bei keinem der Konkurrenten abschaltbar ist. Die regelnde Elektronik vereitelt leider manch bessere Zeit. Neu gemischt werden die Karten, wenn die doppelte Geschwindigkeit erreicht werden soll. Mit 23,7 Sekunden durchbricht der EDS-Opel als erster die Tempo-200-Grenze. Dichtauf: Mantzel mit 25,2 Sekunden. Bereits deutlich zurück folgen Irmscher (28,6), Steinmetz (28,8) und Hipo (30,2).

Das maximale Drehmoment - und nicht die schiere Leistung - bildet die Grundlage für überzeugende Werte in der Elastizität. In dieser Disziplin gelingt es wieder dem unscheinbaren Mantzel-Coupé, sich vom Rest abzuheben. Mit 4,7 Sekunden im vierten Gang (60 bis 100 km/h) respektive 5,9 Sekunden in der fünften Fahrstufe (80 bis 120 km/h) stürmt der getunte Opel aus Oberhausen seinen Mitbewerbern auf und davon. EDS (5,3 und 7,0), Hipo (5,5 und 7,1), Irmscher (6,1 und 7,5) und Steinmetz (5,8 und 7,7) lautet die Reihenfolge hinter dem Mantzel-Astra.

Steinmetz: der Fahrdynamiker

Neben dem Spurtvermögen müssen sich die fünf Coupés zudem einer fahrdynamischen Prüfung auf dem Handling-Kurs unterziehen. Hier schlägt die Stunde des Steinmetz. In rekordverdächtigen 52,09 Sekunden meistert das Coupé den abwechslungsreichen Pylonen-Parcours. Dabei glänzt besonders die ausgesprochen harmonische Fahrwerksauslegung.

Selbst das weitaus stärkere EDS-Coupé liegt mit einer Zeit von 53,57 Sekunden deutlich dahinter. Nachteil des kraftvollen Coupés ist sein viel zu hartes und deshalb unausgewogenes Fahrwerk. Ganz anders Irmscher: Trotz erstaunlich weicher Fahrwerkauslegung etabliert sich der schwäbische Tuner im Mittelfeld: Rang drei. Mantzel und Hipo liegen dahinter.

Stichwort Wirtschaftlichkeit. Turbo läuft, Turbo säuft - das gilt für alle getunten Coupés. Mit einer Ausnahme: Hipos Opel bleibt im Testmittel mit 9,8 Litern unter der zehn-Liter-Marke. Um zwölf Liter sind es bei den anderen. Ausnahme: Das Triebwerk im Irmscher, das sich mit 14,1 Liter Super Plus im Schnitt deutlich mehr gönnt. Ihm muss jedoch eine Gnadenfrist eingeräumt werden, da sich die Leistungssteigerung noch im Entwicklungsstadium befindet.

Hipo: der Kundenfreundliche

Alles andere als entwicklungsbedürftig zeigen sich die getunten Fahrzeuge angesichts der zum vergangenen Jahreswechsel geänderten Garantiebedingungen. Irmscher, quasi der Haustuner von Opel, übernimmt die Garantie des Rüsselsheimer Herstellers ohne Einschränkung. Besonders kundenfreundlich: der bayerische Veredler Hipo. Mit zwei Jahren ohne Kilometerbegrenzung (bei Neufahrzeugen) und einem Jahr bei Gebrauchten unter 50.000 Kilometer fällt der Schutz umfassend aus.

Ein Jahr (ohne Kilometerbegrenzung) auf Schäden am Antriebsstrang gewährt EDS seiner Kundschaft. Eine Vollgarantie für Neufahrzeuge ist in Arbeit. Aufgestockt hat man auch bei Steinmetz: Zwei Jahre Garantie bietet das Aachener Unternehmen mittlerweile. Bei Mantzel hingegen sieht es vergleichsweise dürftig aus: ein halbes Jahr ohne Laufleistungs-Limit beträgt gilt die Garantie.

Coupé-Historie: die Vorgänger

Neben einer zweitürigen Limousine und dem ebenfalls zweitürigen Caravan war das Coupé des Kadett A ab 1962 die dritte erhältliche Version. In erster Linie sollte es dem Karmann Ghia Konkurrenz machen. Doch trotz herausstechender Qualitäten konnte das niedliche Auto mit dem schlanken Rücken nie den VW überflügeln.

1965 folgte der Kadett B. Er wurde bis 1973 gebaut. Mit einer Stückzahl von 2,6 Millionen ist er nach wie vor der meist verkaufte Opel mit Heckantrieb. Das B-Coupé sorgte vor allem als Rallye-Kadett für Fuore. Doppelvergaser, 60 PS, Scheibenbremsen vorn und eine mattschwarz ausgelegte Motorhaube sind seine Merkmale. Für 645 Mark Aufpreis war er ab 1967 mit dem 1,9-Liter-CIH-Triebwerk (90 PS) erhältlich.

Mit dem Kadett C etabliert Opel 1975 drei legendäre Buchstaben: GT/E. Das Coupé war für den Motorsport gedacht und hatte anfangs 105 PS. Als Rallye 2.0 war es später dank 110-PS-Maschine 189 km/h schnell. Das Topmodell, den 115 PS starken GT/E 2.0, gab es schließlich ab 1977 in limitierter Auflage. Preis: 16.700 Mark. Damals ein Vermögen.

Mit dem Erscheinen des Kadett D kurz darauf verabschiedete sich das elegante Fließheck am Kompakt-Opel für Jahrzehnte. Erst 2000 wagten die Rüsselsheimer einen Neubeginn: Der Astra Coupé wurde geboren.

Coupé-Galerie: weitere Angebote

Lexmaul Zu den Höhepunkten bei Lexmaul (Telefon 0 60 74- 9 88 98) zählt der Frontbügel aus Edelstahl. Er ist in schwarzer oder polierter Ausführung erhältlich. Abgerundet wird dieser Astra mit Spoilerstoßstange, Sportgrill, Scheinwerferblenden, Heckflügel sowie verschiedenen Rad-/Reifenkombinationen. Internet: www.lexmaul.de

Lumma Den Namen GT/R2 trägt bei Lumma (Telefon 0 75 77-33 13) der extremste Komplett-Umbau. Wahlweise kann das Coupé mit verschiedenen Sportspiegeln und einer Sport-Motorhaube umgerüstet werden. Internet: www.lumma-tuning.de

MLK Tuning Neben Accessoires wie modifizierten Front- und Heckschürzen ist bei MLK (Telefon 06 31-35 19 70) auch Motortuning erhältlich. Der Altmeister in Sachen Opel-Veredelung bietet derzeit bis zu 238 PS im Astra Coupé. Internet: www.mlk-tuning.de

MS Design Nicht nur mit zwei unterschiedlichen Heckflügeln kann MS Design (Telefon 00 43-54 17-63 63) aufwarten. Auch Dachspoiler, Seitenschweller und einen Doppelrohrauspuff hält der österreichische Zubehörspezialist parat. Internet: www.ms-design.com