Ganzjahresreifen-Test 2018: 235/60 R 18
Im Test: Ganzjahresreifen für SUVs

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Im großen Ganzjahresreifen-Test traten auch zwei All-Terrain-Reifen für Straße und Gelände an. Können es die groben Profile besser?
Bild: AUTO BILD
Was für Dieselautos eine künftige blaue Plakette sein könnte, ist für Reifen das Schneeflockensymbol. Geplant ist, dass man ab dem Jahr 2024 im Winter nur noch auf die Straße darf, wenn an den Reifen das sogenannte Alpine-Symbol prangt. Das erhalten Reifen dann, wenn Sie vor der amerikanischen Straßenverkehrsbehörde einen Test auf Schnee bestehen. Unter uns: Besonders schwer ist es nicht, diesen Test zu bestehen, weil die geforderten Mindestwerte nicht sonderlich hoch angesetzt wurden. Aber immerhin: Eine Mindestaussagekraft über die Wintertauglichkeit eines Reifen hat dieser Test. Und damit auch das Schneeflockensymbol. Jedenfalls hat das Symbol durch den US-Test mehr Aussagekraft als eine M+S-Kennzeichnung, die bekanntlich jeder Reifenhersteller nach Gutdünken und ohne jede Prüfung auf seinem Reifen anbringen darf. Weil der Schneeflocken-Test so hart nicht ist, bestehen ihn allerdings nicht nur echte Winterreifen. Unsere acht Test-Kandidaten jedenfalls zeigen sowohl die M+S-Markierung als auch das Schneeflockensymbol – obwohl es sich nicht um reinrassige Winterreifen handelt, sondern um sechs straßenorientierte Ganzjahresreifen sowie zwei Mischreifen, also grobere All-Terrain-Profile für Straße und Gelände.
NEU: Ganzjahresreifen-Test 2019 im Format 235/55 R 19 (SUVs)
Weitere Tests: Ganzjahresreifen in 195/65 R 15
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Sommer- und Winterreifen zum Vergleich mitgetestet
Um besser einordnen zu können, was diese acht Reifen wirklich können, durchliefen auch ein reiner Sommerreifen und ein reiner Winterreifen unser Testprogramm. Wie gut, dass wir auch dem reinen Sommerreifen die kompletten Schneeprüfungen zugemutet haben. Sein katastrophales Abschneiden verdeutlicht plakativ das Können der anderen Reifen, speziell das der Mischreifen für Straße und Gelände. Zwar belegen die beiden groben Profile von Yokohama aus Japan und General Tire aus den Vereinigten Staaten auf Schnee eindeutig die letzten Plätze unter den Ganzjahresreifen, aber so schlecht wie der reine Sommerreifen sind sie bei Weitem nicht. Selbst der General Grabber AT3, der im Traktionstest auf Schnee das Schlechtere der beiden AT-Profile ist, zieht auf der weißen Pracht immer noch 165 Prozent besser als der Sommerreifen. Noch krasser sieht die Situation beim Bremstest auf Schnee aus Tempo 50 aus: Klar sind die 29,1 Meter Bremsweg des Yokohama AT nicht gut im Vergleich zu den 23,7 Metern des reinen Winterreifens und auch nicht verglichen mit den 24,5 Metern des hier besten Ganzjahresreifens, dem finnischen Nokian. Aber: Auf den Sommerreifen brauchte unser als Messauto dienender Audi Q5 unfassbare 71,4 Meter bis zum Stillstand. Dagegen sind die 29,1 Meter des AT-Yokohama durchaus befriedigend.
All-Terrain-Reifen neigen bei Nässe zum Rutschen
Ebenfalls erstaunlich beim Bremstest auf Schnee: Der grobe AT-General liegt hier mitten unter den Straßen-Ganzjahresreifen und kann dabei sogar Markenreifen wie den Michelin in Schach halten. Doch spätestens, wenn der Schnee schmilzt und die Fahrbahn nass ist, offenbart sich das Drama der groben AT-Reifen: Ihre auch fürs Gelände komponierte Gummimischung neigt auf nassem Asphalt zum Rutschen. Das gilt sowohl beim Bremsen als auch in Kurven. Immer wenn es um Haftung bei Nässe geht, liegen die beiden groben AT-Reifen am Ende des Feldes. Besonders krass fallen die Messergebnisse des AT-General aus. Um nasse Kurven muss er mit konsequent reduziertem Tempo getragen werden. Wenn nicht, schiebt er über die eingeschlagenen Vorderräder nur allzu gern geradeaus. Noch übler sieht es beim Bremstest auf nassem Asphalt aus: 68,7 Meter benötigt der AT-General, um aus Tempo 100 zum Stillstand zu kommen. Selbst der AT-Konkurrent von Yokohama schafft die gleiche Disziplin mit gut 10 Meter weniger Bremsweg. Aber nur rund 50 Meter benötigen die hier besten Straßen-Ganzjahresreifen von Michelin, Vredestein, Goodyear und Nokian, die hier sogar einem Sommerreifen ebenbürtig sind. Da bleiben für den AT-Yokohama nur die Note 4+ und für den AT-General gar nur die Note 6.
Ganzjahres-Michelin beim Bremsen auf trockener Piste top
Auf trockener Fahrbahn fallen die Unterschiede geringer aus. Klar, der Sommerreifen rangiert hier ganz vorn. Aber nur knapp dahinter folgt der Straßen-Ganzjahresreifen von Michelin mit kurzem Bremsweg und guter Lenkreaktion. Ebenfalls gut kann sich der Vredestein in Szene setzen. Die anderen Straßen-Ganzjahresreifen wie auch die beiden AT-Profile folgen mit dem typischen Abstand, den in etwa auch ein reiner Winterreifen auf trockener Fahrbahn zeigt. Das liegt an trägeren Lenkreaktionen und verlängerten Bremswegen. Weltweit gesehen sind Ganzjahresreifen das zentrale Geschäft im Reifenmarkt. Denn die saisonale Reifenwechselei mit reinen Sommer- und Winterrädern hat sich nur bei uns in Zentraleuropa und in Japan als üblich durchgesetzt. Überall sonst in der Welt leisten sich die Autofahrer mehrheitlich nur einen Satz Räder – schon aus Kostengründen. Und weil es in vielen Teilen der Welt schneit, sind Ganzjahresreifen eine willkommene Alternative. Das haben längst auch die chinesischen Reifenbäcker erkannt, die ja erst vergleichsweise spät ins Gummigeschäft eingestiegen sind.
Herausragend sind die Leistungen des Goodyear-Reifens
Der China-Ganzjahresreifen dieses Vergleichstests stammt von der Marke Mastersteel, die der niederländische Reifenvertrieb Inter-Sprint in Asien fertigen lässt. Verlockend ist der Preis, der 40 Prozent unter den teuren Markenreifen von Michelin und Goodyear liegt. Das Testergebnis für den China-Mastersteel offenbart zumindest keine groben Ausrutscher. Auf Schnee ist er kaum schlechter als manche Marken-Ganzjahresreifen. Bei Nässe und Trockenheit dagegen liegt der China-Reifen deutlich, aber nicht dramatisch weit hinter den Markenreifen, sodass es insgesamt noch für ein befriedigendes Gesamturteil reicht.
Die Chinesen lernen offenbar dazu. Doch auch unter den Marken-Ganzjahresreifen bestehen deutliche Unterschiede. Herausragend sind die Leistungen des Goodyear, der einfach keine echte Schwäche zeigt. Klar, den Schneegrip eines echten Winterreifens erreicht er ebenso wenig wie die Asphalthaftung des reinen Sommerreifens. Aber als tauglicher Kompromiss für weniger Anspruchsvolle empfiehlt er sich dennoch. Der zweitplatzierte Michelin liegt auf Schnee hinter dem Goodyear, dafür auf trockener Fahrbahn vor ihm.
Die Bewertung der acht Ganzjahresreifen finden Sie unten in der Tabelle. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Stärken und Schwächen der Reifen haben wir zudem in der Bildergalerie zusammengestellt. Den vollständigen Artikel mit allen Daten und Tabellen gibt es in AUTO BILD ALLRAD 5/2018.
SUV-Ganzjahresreifen 2018 der Dimension 235/60 R 18: die Testergebnisse
Modell
Goodyear Vector 4Seasons SUV Gen-2 (107 V)
Michelin CrossClimate SUV (107 W)
Nokian Weatherproof SUV (107 V)
Vredestein Quatrac 5 (107 W)
Hankook Kinergy 4S (107 V)
Masterstee All Weather (107 V)
Yokohama Geolandar A/T GO15 (107 H)*
General Tire Grabber AT3 (107 H)*
Platz
Preis pro Satz
Schnee**
nass**
trocken**
Urteil
Stärken
Schwächen
Fazit
Ganzjahresreifen haben ein erstaunliches Niveau erreicht, bleiben aber ein Kompromiss zwischen reinen Sommer- und Winterreifen. Grobe AT-Profile haben dagegen heftige Nachteile auf der Straße.
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