Gebrauchtwagen-Check Mitsubishi L200
Der Dauerpatient im Draufgänger-Dress

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Die eine Seite des Mitsubishi L200: einst einsamer Pick-up-Marktführer. Die andere: unlösbare Technikpannen. Weshalb Checker Wolfgang Blaube erstmals von einem Typen generell abrät.
Es hätte so schön werden können. Der Checker, Folge 25: klingt nach Jubiläum, nach ausgelassener Partylaune – wegen der großartigen Resonanz, die ich von Ihnen, liebe Leser, immer wieder erhalte. Und nun das. Na gut, Dienst ist Dienst. Also Augen auf und durch. Was diesmal so schlimm ist? Kurz: der Mitsubishi L200 selbst. Dabei geht es nicht primär um Rahmenbrüche, die etwa Camping-Aufbauten verursachen, nicht um brechende Blattfedern oder ausgeschlagene Vorderachsen. Weder stehen die Getriebe mit ihren unkalkulierbaren, schweren Schäden im Vordergrund noch die häufigen Havarien am Motor. Zahnriementrieb, Zylinderkopf, Turbo, Vorglühanlage: Alles verursacht hier horrende Kosten. Und macht den L200 in der Summe – sagen wir ruhig, wie es ist – zum Wegwerfartikel.
Manche dieser L 200 laufen sorglos, andere zicken ein Leben lang

Es bleibt die Erinnerung an einen ewigen Alptraum

Wie gesagt: Je rund ein Drittel aller Fahrzeuge ist betroffen. Gehört der hier gezeigte L200, für 14 500 Euro im Netz, zu den anderen zwei Dritteln? Der Erstbesitzer, ein liebenswerter, absolut ehrlicher Hobby-Landwirt, kommt sofort auf den Punkt: "Direkt nach dem Neukauf nervte schon die Sache mit dem Notprogramm. Bei jedem Beschleunigen vom niedrigen Drehzahlbereich auf über 3000 Touren." Zig Werkstattbesuche mit hilflosen Basteleien folgten, alle auf Garantie oder Kulanz. Bis ein Mitsubishi-Vertreter einen 136-PS-Tuningsatz installierte. "Seitdem hat der L200 genug Saft, um die kritischen Übergänge einigermaßen umschiffen zu können. Keine Lösung, aber immerhin die beste", stöhnt der gebeutelte Mann. Tags darauf ist der L200 verkauft, für 14.000 Euro. Inklusive der schonungslosen Bilanz seines Vorlebens. Was dem Erstbesitzer bleibt? Die Erinnerung an einen ewigen Alptraum. Außerdem ein zweiter L200, den er 2003 neu kaufte und parallel fuhr. Ein Auto übrigens, das zur Zwei-Drittel-Mehrheit gehört.
Fazit von Gebrauchtwagen-Experte Wolfgang Blaube
14.000 Euro: marktgerechter Preis – aber inakzeptabel. Denn angesichts der dramatischen Probleme muss ich vom L200 bis 2005 kategorisch abraten. Alternativen? Der recht solide, aber auch viel teurere Nachfolger in rundlichem Design. Oder der Toyota Hilux, im unteren Preisbereich der beste Pick-up.
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