Galaktische Raum-Transporter

Willkommen auf dem Planeten Erde, dem dritten im Sonnensystem. Hier sind gerade Abgesandte zweier führender Raumfahrt-Nationen gelandet. Aus Deutschland der Raum-Transporter VW T5 Multivan. Ein galaktisches Monstrum, 4,89 Meter lang, 1,90 Meter breit und 1,93 Meter hoch. Aus Frankreich der Renault Grand Espace, der sich mit 4,86 Meter Länge, 1,89 Meter Breite und 1,75 Meter Höhe nur mit Mühe hinter dem VW verstecken kann.

Es scheint fast so, als hätte die europäische Weltraumagentur ESA ihre besten Leute geschickt, um an der Inneneinrichtung des Renaults mitzuarbeiten – das Cockpit wurde vermutlich für den geplanten Raumgleiter Phoenix mitentwickelt. VW beweist dagegen Bodenhaftung, setzt auf analoge Instrumente und eine auch von Raumfahrt-Neulingen nachzuvollziehende Bedienungs-Logik.

Für den Einstieg in den Fond gibt es beim Deutschen zwei Schiebetüren. Dahinter liegt ein riesiges Abteil, das mit dem Laderaum vom Space Shuttle konkurrieren könnte. In der zweiten Reihe warten zwei drehbare Einzelsessel auf Passagiere, in der dritten gibt es eine Dreierbank. Dazu haben die Raumfahrtspezialisten noch eine Staubox eingebaut, aus der auf Knopfdruck ein Tisch schwenkt.

Variabilität und Komfort

Doch nicht genug der Raum-Raffinese. Im Multivan steckt wahrlich ein Multitalent. Die Sitzbank lässt sich im Handumdrehen zu einer Liegefläche umbauen. Diese Schlafstätte entfaltet sich elegant und raffiniert. Und im Boden ist ein mehrgleisiger Schienenstrang verlegt, auf dem sich die gesamte Einrichtung beliebig verschieben oder auch komplett ausbauen lässt.

Beim Umstieg vom (riesigen) Multivan in den (sehr geräumigen) Grand Espace haben sich unsere Euronauten etwa so gefühlt wie beim Umzug aus dem Space Shuttle in die kleine russische Mir-Station. Auch hier im französischen Raumsektor lässt es sich hervorragend aushalten. Auch hier lassen sich die Einzelsitze verschieben, umlegen und ausbauen.

Aber es ist unbequemer: Die Sitze sind zu zierlich, die Auflage zu kurz. Erwachsene kauern in flachem Winkel darauf, nur Kinder und Heranwachsende sitzen bequem. Ärgerlich, zumal das bei allen Espace-Generationen bisher ähnlich war.

Motor und Fahrwerk

Viel mehr Grund zur Freude liefert dafür der Dreiliter-V6-Diesel mit 177 PS. Der startet zwar nicht gerade wie eine Rakete, verleiht dem 2,03 Tonnen schweren Diesel-Van aber ein erstaunliches Temperament. Zudem läuft er kultiviert und leise, klingt angenehm kernig nach V6. Serienmäßig gibt es den Dreiliter nur mit Fünfgangautomatik. Die schaltet zwar sanft, hält beim Beschleunigen die kleinen Gänge aber zu lange.

Diese Aufgeregtheit passt nicht zum sonst so entspannten Charakter des Espace, der so lässig und handlich über die Straßen schwebt, wie von einem französischem Raumgleiter erwartet. Der VW geht deutlich deutscher an die Sache ran. Irgendwie ernster. Er liegt präziser und sehr berechenbar, federt erstaunlich aufmerksam. Für ein Auto dieser Größe fährt er sich außergewöhnlich agil – auch wenn du immer die 2,4 Tonnen im Nacken spürst.

Gerade deshalb hat auch der neue 2,5-Liter-TDI mit 174 PS etwas Mühe, in die Gänge zu kommen. Das Pumpe-Düse-Triebwerk wirkt unter 2000 Touren eher schlapp, zündet erst darüber richtig den Diesel-Brenner. Dann macht der heiser klingende Fünfzylinder aber mächtig Dampf, hängt bissig am Gas, wird bei hohem Tempo aber auch lauter als der Renault-Sechszylinder.

Kosten und Ausstattungen

Kommen wir zu den Kosten. Die bemannte Raumfahrt gab es ja noch nie zum Touri-Sondertarif. Da machen unsere beiden leider keine Ausnahme. Renault fordert für den Grand Espace 3.0 dCi Expression 37.900 Euro, VW für den Multivan 2.5 TDI gar 41.348 Euro – beides wirklich astronomische Preise.

Technische Daten und Testwerte

Beide Bremswerte beim Renault liegen knapp unter 39 Metern, das ist für einen Van schon ganz gut. Der VW hat das größere Gewicht. Trotzdem, 41,3 Meter sind mies.

Fazit und Wertung

Fazit von Dirk Branke Richtig große Vans gibt es nicht viele. Da nimmt der neue Multivan von VW schon eine Sonderstellung ein. Beim T5 spüre ich die ganze Erfahrung, die VW mit dieser Art von Autos hat. Der Neue hat ein konkurrenzlos großes Platzangebot und viele praktische, durchdachte Details. Er fährt trotz seiner Dimensionen erstaunlich handlich, der neue TDI geht kernig zur Sache und verbraucht nicht zu viel. Aber auch der Renault Grand Espace macht seine Sache gut: Er hat vor allem einen Traummotor, bietet hohen Fahrkomfort und intelligente Variabilität. Das futuristische Cockpit mag ja noch Geschmacksfrage sein, die zu kleinen Sitze im Fond sind es jedoch nicht mehr. Und beim Preis hat er den extrem teuren T5 schon fast eingeholt.