Sportliches Komfort-Gravelbike mit großem Spaßfaktor
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Mit dem Diverge STR zeigt Specialized einmal mehr, mit welch großer Innovationskraft die Amerikaner agieren. Herausgekommen ist ein sehr sportliches, aber dennoch komfortables Gelände-Bike. Wir haben das Specialized Diverge STR Expert sowohl auf Asphalt als auch im Gelände ausführlich getestet.
Bild: Carlos F. Laser
Schon beim Lesen der Pressemitteilung zum neuen, vollgefederten Diverge STR waren wir in der BIKE BILD-Redaktion begeistert. Doch nicht mehr raus aus dem Schwärmen kamen wir, nachdem das Gavelbike endlich bei uns eingetrudelt war und wir es testen konnten. Mit dem neuen Future Shock-System am Hinterbau – schon in der alten Variante, nur mit Dämpfung am Gabelschaft, war das Diverge schon ein tolles Bike! – hat Specialized ein System geschaffen, welches seine Aufgaben mehr als gut löst.
Das neue Diverge STR sieht zumindest am Übergang von Oberrohr zum Sattelrohr anders aus als alles, was wir bisher bei sportlichen Bikes gesehen haben. Im Inneren des neuen Carbonrahmens hat Specialized die neue Future Shock-Dämpfung verbaut. Abgesehen von der neuen Technik haben die Kalifornier beim neuen Diverge jedoch weiterhin auf die schon beim Vorgängermodell bewährte Geometrie gesetzt – mit ausgewogenem Fahrverhalten und einer super Kontrolle auf fast jedwedem Untergrund. Wie gesagt, das neuartige Dämpfungselement befindet sich im Sitzrohr und kann mit verschiedenen Elementen für den jeweiligen Fahrer individualisiert werden. Insgesamt stehen sieben verschiedene Härtegrade zur Verfügung, hier sollte also für jeden Fahrer und jede Fahrerin das passende Future Shock-Element zu finden sein. Zusätzlich können die verschieden harten Frameposts noch in zwei unterschiedlichen Stellungen ins Sattelrohr eingesetzt werden, was noch einmal den Härtegrad der Federung beeinflusst.
Der Rebound des hinteren Future Shock-Systems (30 Millimeter Federweg) lässt sich am Dämpfer im Oberrohr schnell in drei Stufen anpassen.
Bild: Carlos F. Laser
Vollgefedert für volle Kontrolle
Aufgefangen wird die Federung wiederum von einem im Oberrohr versteckten Dämpfungselement. Dieses bestimmt, wie stark oder schwach der Rebound des Federung ist, letztlich also wie stark sich das Federn aufschaukelt. Diese Dämpfung ist mittels eines kleinen Hebels in drei Stufen regelbar. Das Ergebnis: Das Bike schluckt jede Menge Unebenheiten des Trails, ohne dass der Fahrer aufgeschaukelt wird. Das bringt mehr Traktion auf dem Trail und somit enormen Komfort. Während mal also beim Überfahren eines Wurzeltrails mit einem nicht gefederten Bike permanent hochgeworfen wird und somit auch nicht konstant Druck aufs Pedal bringen kann, schluckt das Diverge STR alle kleineren Unebenheiten. Infolgedessen können Radler und Radlerinnen besser ihren Rhythmus behalten. Genial.
Das vordere Future Shock-System – 20 Millimeter für die Sicherheit.
Bild: Carlos F. Laser
Alles wovon Gravelbiker träumen
Mehr Komfort bekommt das Diverge auch durch die neu geschaffene Reifenfreiheit von 47 Millimetern. Montiert man 27,5-Zoll-Laufräder, sind sogar 53 Millimeter drin. Hier ist dann schon bald die Grenze zum Mountainbike erreicht, was bedeutet, dass sich der Einsatzbereich des Bikes noch einmal vergrößert. Auch an der genialen SWAT-Box hat Specialized festgehalten. Hierbei wird ein großer Hohlraum im Unterrohr für alle möglichen Ausrüstungsgegenstände genutzt. Die Abkürzung SWAT steht für Storage, Water, Air und Tools – Gummibärchen und Schokoriegel fallen hier unter Storage, eh klar. Nach oben verschlossen wird die Box durch die Basis des Flaschenhalters. Ein Traum.
In der praktischen SWAT-Box, kann Werkzeug oder Verpflegung untergebracht werden.
Bild: Carlos F. Laser
Montagepunkte überall
Beibehalten hat Specialized die vielen Montagepunkte. Bikepacking-Fans finden sowohl unterm Unterrohr, als auch auf dem Oberrohr und an beiden Seiten der Gabel ausreichend Möglichkeiten, Flaschenhalter, Any-Cages oder verschiedene Bikepacking-Taschen mit eigenen Mount-Löchern anzubringen.
Das Diverge STR fühlt sich auf jedem Untergrund zuhause.
Bild: Carlos F. Laser
Alles vom obersten Regal
Kommen wir abschließend zum Haken am famosen Diverge STR: Specialized bietet das Bike in drei Modell-Varianten an, als Expert (unser Test-Bike), als Pro und als S-Works. Die kosten – bitte halten Sie Sich fest – 7.500 (Expert), 9.500 (Pro) oder gar 15.000 Euro (S-Works). Unser Resümee: Das macht ähnlich sprachlos wie der Fahrspaß. Sei's drum. Das Gute ist, die Rahmen aller drei Modelle sind mit Fact-11r-Carbon gebacken, dem besten Material, das Specialized verbaut.
Die Unterschiede im Preis ergeben sich also durch die verbauten Gruppen, Felgen und andere Anbauteile. Unser Testbike kam zum Beispiel mit einer Sram Rival eTap AXS, der – bisher – preiswertesten elektronischen Gruppe von Sram. Die Terra C Laufräder wurden von Roval geliefert. Alles schon feiner Stoff. Die teureren Modelle verfügen dann nach oben logisch verschoben über die elektronische Force- oder Red-Gruppe und Terra CX- oder Terra CX II-Laufräder. So ergeben sich aufsteigend vom Expert über das Pro bis hin zum S-Works die Gewichte von 9,5 Kilogramm, 8,9 Kilogramm und 8,5 Kilogramm (voll gefedert!).
Technische Daten
Modell
Specialized Diverge STR Expert
Preis
Rahmen
Gabel
Schaltung
Bremsen
Laufräder
Reifen
Gewicht
Modelle
7.500 Euro
Carbon
Carbon, Future Shock 2.0
Sram Rival eTap AXS, 1x12, 40/11-50
Sram Rival eTap AXS
Roval Terra C
Specialized Tracer, 42 Millimeter
9,5 Kilogramm
Expert (Testrad), Pro und S-Works
Nützliches Wissen zum Specialized Diverge STR Expert
Muss das Gravelbike so teuer sein?
Fakt ist: In dem neuen Diverge STR steckt jede Menge Entwicklungsarbeit. Es gibt wohl einen Grund, warum einige Hersteller sich genau vor einem so großen und neuen Schritt, der Entwicklung eines neuen Feder- und Dämpfungssystems scheuen. Specialized hat aber auch allen drei STR-Modellen sein teuerstes Carbon zukommen lassen, was sich – trotz Dämpfungselemente – in einem niedrigen Gewicht niederschlägt. Käufer zahlen also letztlich die Entwicklung mit. Fakt ist auch, nicht jeder fährt Specialized. Man muss es wollen. Das Image fährt mit.
Federung vorn und hinten, braucht man das an einem Gravelbike?
Es gibt andere Lösungen, relativ komfortabel durchs Gravelgelände zu kommen. So zum Beispiel mit breiteren Reifen und entsprechend weniger Druck (am besten tubeless montiert). Das Future Shock-System erlaubt aber eben mit relativ schlanken Reifen ebenso komfortabel zu fahren - bei agilerem Handling und besserem Rollverhalten. Die beiden Dämpfungselemente am Specialized Diverge STR lassen indes während der Fahrt Anpassungsmöglichkeiten zu. Ein Vorteil.
Macht eine elektronische Schaltung am Gravelbike Sinn?
Klares Ja! Wer präzise und schnell schalten möchte, kommt auch im Gelände nicht um eine gute elektronische Schaltung herum. Angst vor Verschmutzung und somit Funktionsausfällen muss man nicht haben. Insbesondere die Sram-Schaltungen können einiges ab. Bei einer Testfahrt auf dem Kurs der Tour Divide (4.500 Kilometer von Kanada nach Mexiko; 55.000 Höhenmeter) mit Regen, Matsch, Schnee und Überschwemmungen von Straßen hatten wir nicht einen Fail.
Kann ich mit dem Diverge STR Gepäck transportieren?
Zusätzlich zu den üblichen Bohrungen für Flaschen im Rahmendreieck gibt es sowohl auf dem Oberrohr als auch unterm Unterrohr Montagepunkte für diverse Taschen. Auch an der Gabel gibt es auf jeder Seite drei Gewindebohrungen. Montagepunkte für einen Gepäckträger hinten gibt es nicht. Es gibt im Markt aber Alternativen, die sich zum Beispiel auf der Steckachse abstützen (z. B. Tailfin). Genial finden wir die SWAT-Box (Storage, Water, Air, Tools). Hier lässt sich von Gummibärchen über Schokoriegel bis hin zu Werkzeugen und Ersatzschläuchen alles unterbringen.
Wieder muss man Specialized technischen Fortschritt attestieren. Das Rad ist ein Meisterwerk. Wir wollten es schon nach der ersten Ausfahrt nicht mehr hergeben. - Oh, das Telefon klingelt. - Specialized. - Brauchen die das Bike? - Wir gehen nicht ran!