Die Harley-Davidson FXRS von Danny Schneider aus der Nähe von Bern vereint Gegensätze, und das gleich mehrfach. Der amerikanische Motorradhersteller reagierte 1971 auf den Trend zum individuellen Motorradumbau und brachte die FX-Serie. Die vereinte den Rahmen der schweren Electra Glide mit Vorderrad, Gabel und Lenker der schlanken Sportster. Ein Mittelklasse-Motorrad entstand, das sich handlich anfühlte und für Harley-Verhältnisse sogar sportlich fuhr. Danny Schneider baut außergewöhnliche Harley-Träume. Ihm war seine Serien-FXR nicht scharf genug, also legte er nach.

Motor überarbeitet, Fahrwerk und Ergonomie neu gemacht

Harley-Davidson FXRS: Hard Nine Choppers
Lenker und Fahrwerk hat Schneider umfassend überarbeitet, der Motor spricht jetzt besser an.
Der Ex-Motocross-Profi entschied sich 2002 nach einem schweren Trainingsunfall, vom japanischen Crosser auf eine gemütliche Harley-Davidson FXR umzusteigen. "Um den Wettbewerbsmodus im Kopf" zu kontrollieren, sagte er im Gespräch mit AUTO BILD. Doch das Fahrverhalten der Harley musste explosiver und gleichzeitig präziser werden. Also spendierte Schneider zunächst dem 65 PS starken V2 eine neue Zündung, eine andere Kurbelwelle und neue Vergaser, um dessen Ansprechverhalten zu verbessern und härter aus der Kurve herausbeschleunigen zu können. Das Fahrwerk rüstete er mit einer Gabel, Federn und Dämpfern vom schwedischen Spezialisten Öhlins auf. Den Lenker tauschte er gegen ein Exemplar aus dem Motocross, montiert auf langen Risern. Ergebnis: Die Sitzposition lässt sich mit der hinter einem Apehanger vergleichen, aber sie bietet mehr Stabilität. Atemberaubende Schräglagen an Scheitelpunkten von scharfen Kurven in den Alpen gehören seitdem genauso zum Repertoire der Harley wie Ritte durch Steilkurven. Die originalen Bremsen wichen Doppelscheiben. Sie ermöglichen einen um 13 Meter kürzeren Bremsweg als bei anderen FX-Modellen. Wilde Sprünge sind bequem möglich, ebenso Wheelies.

Abgenommen beim Schweizer TÜV

Harley-Davidson FXRS: Hard Nine Choppers
Die Sitzposition ist mit der hinter einem Apehanger vergleichbar, sie bietet aber mehr Stabilität.
Selbstverständlich spielen Schneiders Können und seine Erfahrung bei solchen Manövern eine entscheidende Rolle. Aber der Schweizer achtet penibel darauf, dass jedes seiner Bikes fahrbar ist. Mit seiner Firma "Hard Nine Choppers" baut er wie einen Maßanzug auf Stilempfinden und Fahrverhalten des Eigners zugeschnittene Harley-Einzelstücke. Dieser "Zuschnitt" dauert meist Monate. 800 Arbeitsstunden fließen locker in ein Projekt. Denn Schneider zeichnet nicht. Er baut aus dem Stegreif und das kann kosten: 25.000 Schweizer Franken (ca. 22.000 Euro) müssen potenzielle Kunden mindestens einkalkulieren. Doch dafür bekommen sie etwas ganz Spezielles: Jedes Bike besteht die eidgenössische TÜV-Prüfung. Die Schweizer Prüfer haben den Ruf, besonders streng zu sein und bei Umbauten genau auf die technische Sinnhaftigkeit sowie auf den Einsatz von Originalteilen zu achten.