Klang im Auto wird immer besser

Ob Radio, CD oder übers Telefon, jeder hört Musik im Auto. Selbst die Basis-Anlagen der Autohersteller bringen heutzutage einen ordentlichen Klang ins Fahrzeug und haben nichts mehr mit den Blechtrommeln vergangener Zeiten zu tun. Noch besser geht es aber mit den optionalen Premium-Systemen, die immer mehr Hersteller anbieten. Hier kommen mindestens zehn, manchmal sogar 20 Lautsprecher zum Einsatz, die das Klangbild im Auto besser verteilen sollen als herkömmliche Stereo-Lösungen. Wie der Klang im Auto abgestimmt wird und wie der Entwicklungsprozess bei einer Soundanlage in dieser Größenordnung abläuft, hat sich AUTO BILD am Beispiel des Kia Stinger und dessen optionaler Harman Kardon-Anlage angesehen.

15 Lautsprecher im Kia Stinger

So kommt der klang ins Auto
In jeder Tür steckt je ein Hoch-, Mittel- und Tieftöner. Im Armaturenbrett arbeitet ein Center-Lautsprecher.
Kia bietet für den Stinger eine Premium-Soundanlage von Harman Kardon mit 15 Lautsprechern an. Dabei ist die Aufteilung der Boxen denkbar logisch gestaltet: Im Armaturenbrett arbeitet ein Center-Lautsprecher mit einem Durchmesser von 100 Millimetern. Unter den vorderen Sitzen steckt jeweils ein Subwoofer, der den Schweller des Stinger als zusätzlichen Resonanzraum nutzt. Pro Tür gibt es außerdem je einen Hoch- Mittel- und Tieftöner. Damit die Insassen nicht nur frontal mit Musik bespielt werden, sondern von ihr geradezu "umschlossen" werden, setzt Harman auf einen Surround-Sound-Algorithmus. Der wohl bekannteste Vertreter solcher Algorithmen kommt in Dolbys "Atmos"-System zum Einsatz. Harmans Lösung nennt sich "Quantum Logic". Hier wird aus einem Audiosignal mit zwei Kanälen ein Signal mit vielen Kanälen erzeugt. Dadurch lassen sich einzelne Instrumente auf separate Lautsprecher verteilen. So entsteht auf Wunsch das Gefühl, umringt von Instrumenten mitten auf der Bühne zu sitzen oder auf einem Livekonzert zu sein. Getestet werden solche Algorithmen in sogenannten Referenzräumen, die eine reproduzierbare Klangatmosphäre haben – sich also immer gleich anhören.

Komprimierte Musik wird nachbearbeitet

Sein volles Potenzial spielt dieser Surround-Effekt aber nur bei einer guten Qualität des Eingangssignals aus. Das stellt im Auto oder allgemein unterwegs aber ein Problem da. Nur noch wenige Leute greifen im Auto auf CDs zurück, und auch das Radiosignal ist, was die Datenrate betrifft, eher mau. Eigene Musik kommt für gewöhnlich also komprimiert ins Fahrzeug. Dabei geht viel Bandbreite verloren und mit ihr auch die vom Hörer empfundene Musikqualität. Hier schafft Harman im Kia Stinger mit einem Algorithmus Abhilfe. Er nennt sich "Clari-Fi" und soll die Qualität von komprimierter Musik deutlich verbessern. Anders als andere Klangverbesserungen, kontert Harmans Lösung nicht mit einem Effekt gegen das Fehlen von Toninformation, sondern analysiert in Echtzeit das Soundsignal, um dann fehlende Informationen hinzuzufügen. Der Algorithmus erkennt also, was fehlt und fügt diesen Inhalt selbstständig hinzu. Ist die Tonquelle besonders schlecht, wird natürlich auch mit "Clari-Fi" kein High-End-Klang mehr möglich sein – eine deutliche Verbesserung ist es aber allemal. Je besser das Signal, desto weniger greift das System in den Klang ein. Komprimierte Titel von Streamingdiensten wie Spotify werden beispielsweise stärker angefasst als hochwertige AAC-Downloads aus einem Musikstore.

Tontechniker schon früh am Entwicklungsprozess beteiligt

So kommt der klang ins Auto
Im "CarLab" findet die finale Abstimmung der Lautsprecher statt.
Die Zusammenarbeit zwischen Ausrüster und Hersteller beginnt in der Regel zwei Jahre vor Produktionsstart. Beim Kia Stinger, aber auch bei anderen Fahrzeugen wird schon sehr früh mit Hilfe von Computersimulationen nach der optimalen Position der Lautsprecher gesucht. Üblicherweise durchläuft der Entwicklungsprozess drei Phasen: Prototypenentwicklung, Vorproduktion und Serienproduktion. Während der Entwicklung entstehen ständig neue Gegebenheiten, da das Fahrzeug selbst sich immer wieder verändert. Die finale Abstimmung findet schlussendlich im "CarLab" statt. Hier steht das fertige Vorserienfahrzeug für Messungen zur Verfügung. Dabei stellen die Toningenieure spezielle Messmikrofone auf die Sitzplätze und spielen verschiedene Referenztöne ab. Die Messergebnisse verraten den Tontechnikern dann, wie sie die einzelnen Lautsprecher einpegeln müssen, um möglichst für jede Körpergröße der Insassen den passenden Klang wiederzugeben.