Mit dem Civic Type R gab's leider nur ein kurzes Vergnügen
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Nach 33.915 Kilometern und zwei unverschuldeten Unfällen endet der Dauertest des Honda Civic Type R abrupt. Schade, denn der rasante Kompakte hatte sehr viele Freunde.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
Wenn zum fehlenden Glück auch noch Pech dazukommt – davon können der Honda Civic Type R und wir jetzt ein Lied singen. Nicht etwa, dass uns der exaltierte Japaner ein- oder mehrmals im Stich gelassen hätte. Das nicht. Aber offenbar besitzt der schnelle Honda eine sehr große Anziehungskraft. Die positiven Auswirkungen kann erleben, wer nur lange genug hinter dem Steuer sitzt, denn Daumen-hoch-Signale von Passanten oder anderen Autofahrern kommen durchaus vor. Die negative Ausprägung der Anziehungskraft bedeutet, dass unser Honda Civic Type R-Dauertester in der Ausstattungslinie GT auch Ungemach extrem anzieht, denn zwei kapitale (unverschuldete) Unfälle während rund 30.000 Testkilometern hatten wir bislang noch nicht. Besonders ärgerlich: Eine Schuld trifft den jeweiligen Fahrer weder beim ersten Crash noch beim zweiten, bei dem der Type R noch nicht einmal in Betrieb, sondern lediglich geparkt war. Großes Pech für uns und den Honda Civic Type R: Nach dem zweiten, teuren Schaden mussten wir den Dauertest abbrechen.
Zum Testbeginn gab's noch Lob ohne Ende
Was sehr schade ist, denn der in "Rallyerot" lackierte Renner wurde von Anfang an mit Lobeshymnen überschüttet, wie ein Blick in das Dauertest-Tagebuch zeigt. Etwa der Eintrag von SPORTSCARS-Redaktionsleiter Alexander Bernt: "Mann, macht der Laune! Legitimer Nachfolger des alten Mégane R.S. – nur in chic verarbeitet. Bei der knackigen Handschaltung sind Autobahnfahrten fast schon eine Strafe, weil man ständig schalten will. Dazu perfekte Sitze mit Seitenhalt und top Sitzposition", urteilt der großgewachsene Chef und ergänzt: "Dass ein japanisches Auto einen 1,95-Meter-Europäer angenehm beherbergt, ist mehr als ungewöhnlich."
Honda Civic Type R (2020): Neuvorstellung - Facelift - Sportwagen - Info
So kommt der frische Civic Type R
Oder: "Die beste E-Servolenkung diesseits von Porsche", schrieb etwa Carl Nowak ins Büchlein und ermittelte gleich auch noch den Minimalverbrauch: "7,5 Liter Super Plus sind möglich, macht dann aber nicht allzu viel Spaß." Mit gehörigem Spaßanteil kam dagegen der Gesamtverbrauch zustande, der über die komplette Testdistanz von 33.543 km bei 9,5 Litern lag. Überschaubar war der Ölverbrauch: Nach dem kompletten Wechsel zur Jahreswartung bei km 15.595 wurde bis Testende ein knapper Liter (850 ml) nachgefüllt.
Der Type R-Tank offenbart zwei Probleme
Auch auf der Langstrecke konnte der flinke Kompakte prinzipiell überzeugen: "Habe die Geräuschkulisse auf der Langstrecke viel schlimmer erwartet", schrieb Marc Kaczmarek, "gutes Reiseauto, kann sogar gemütlich." Klar, schließlich stammt er von einem sehr beliebten Kompakten ab, der von Honda mit großem Aufwand und technischem Geschick zum Sportler umerzogen wurde. Austrainiert ist das fähige Tracktool in jedem Fall.
Mit großem Aufwand und technischem Geschick wurde der Civic zum Sportler umerzogen.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
Übertrainiert wirkt höchstens der optische Auftritt, aber das ist wie immer Geschmacksache. Doch es gab auch Schattenseiten. Bemängelt wurde der mit 46 Litern viel zu kleine Tank, der zudem noch für ein weiteres Ärgernis verantwortlich ist. Beim Conti-Tuning-Tag auf dem Contidrom bei Hannover wurde der Civic Type R zur Leserbespaßung eingesetzt und fuhr längere Zeit auf dem Handlingkurs. Nach einiger Zeit schlug die Motorwarnleuchte an – reproduzierbar und immer an gleicher Stelle in der Runde. Ein Mangel, der auch unserem Leser Martin Fehrmann auf der Nordschleife aufgefallen ist, und zwar bei Tankfüllungen unter einem Viertel in Verbindung mit starker Querbeschleunigung. Grund dafür: die Konstruktion des Tanks. Es fehlen ausreichend Schwallbleche, die genau das verhindern. Für den nächsten Modellwechsel hat Honda konstruktive Abhilfe in Aussicht gestellt. Die Werkstatt konnte hier natürlich auch nicht weiterhelfen. Der ausgelesene Fehlerspeicher meldete "überdreht", was aber nicht der Fall war. Vielmehr wird bei schneller Kurvenfahrt und niedrigem Kraftstoffstand Luft statt Sprit angesaugt, die Motorleuchte meldet sich; Leser Fehrmann berichtet gar von Notlauf-Erfahrungen. (Überblick: Alles zum Honda Civic Type R)Nicht verlässlich reproduzierbar flackerte von Zeit zu Zeit der zentrale Bildschirm, meistens im Stand, aber niemals vorhersehbar, was laut Honda ein Einzelfall sein soll. Auch der gelegentliche Ausfall der Rev-Match-Funktion trat ohne ersichtlichen Grund auf; sie arbeitete nach einem Neustart wieder tadellos. Überhaupt war es vor allem die Bedienung, die eine kleine Eingewöhnungszeit braucht. Beispielhaft hierfür sei die Lage der USB-Steckdose erwähnt, die hinten unten in der Mittelkonsole zwar vor neugierigen Blicken geschützt ist, sich aber nur sehr fummelig mit einem Kabel bestücken lässt.
Zwei Unfälle brachten das traurige Aus
Nach 22.000 Kilometern stand der Austausch der hinteren Bremsbeläge an. 10.000 Kilometer später folgten die vorderen Beläge samt Bremsscheiben.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
Ein Sirren von der Hinterachse machte schließlich einen Werkstattbesuch nötig. Das Sirren erwies sich als Verschleißanzeige für die hinteren Bremsbeläge, die nach gut 22.000 Kilometern einen baldigen Austausch anmahnte. Etwa 10.000 Kilometer später waren die vorderen Beläge samt Bremsscheiben fällig. Zum Schluss noch kurz zum unheilvollen Anfang und dem tragischen Ende unseres Honda Civic Type R GT-Dauertesters, der am 19. Februar 2019 in der Redaktion ankam und am 14. März den ersten kapitalen Unfall hatte: Ein "größerer Gegenstand" auf der A3 zwang Manuel Iglisch zum Ausweichen, trotzdem kam es anschließend zum Crash. Die Folge war ein kapitaler Frontschaden: 5787 Euro Reparaturkosten. Zu diesem Zeitpunkt hatte der Type R 5772 km auf der Uhr. Am 16. Februar 2020 übersah ein A-Klasse-Fahrer den parkenden Type R und richtete so großen Schaden an, dass sich eine Reparatur nicht mehr gelohnt hätte – Ende des Dauertests mit 33.543 Kilometern. Schade, denn die Abschlussmessungen von Längs- und Querdynamik nach 100.000 Kilometern hätten gezeigt, wie sich der doch recht kräftig rangenommene Spaßsportler über die gesamte Distanz geschlagen hätte. Und schließlich bedauern wir den Verlust eines hoch emotionalen, äußerst beliebten Reisebegleiters mit sportlicher Kompetenz.
Bildergalerie
Dauertest Honda Civic Type R
Fazit von Ralf Kund: Trauriges Ende einer Dienstfahrt, die wir gern noch fortgeführt hätten. Schade, denn ab 30.000 km wird es erst interessant. Insgesamt hinterließ der Civic Type R einen guten Eindruck, sieht man vom Problem auf der Rennstrecke und kleineren Nicklichkeiten ab.
Als der Honda Civic Type R GT zum Dauertest antrat ahnten wir nicht, dass unsere gemeinsame Zeit viel schneller enden würde, als geplant. Leider zog der kompakte Sportler nämlich nicht nur viele Komplimente an, sondern auch reichlich Pech: Zwei kapitale (unverschuldete) Unfälle während rund 30.000 Testkilometern hatten wir bislang noch nicht.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
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Von Anfang an wurde der Renner mit Lobeshymnen überschüttet. Das Test-Tagebuch hat viele Beispiele parat. Etwa den Eintrag von Redaktionsleiter Alexander Bernt: "Der macht Laune! Legitimer Nachfolger des alten Mégane R.S. – nur in chic verarbeitet. Bei der knackigen Handschaltung sind Autobahnfahrten fast eine Strafe, weil man ständig schalten will."
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
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"Dazu perfekte Sitze mit Seitenhalt und top Sitzposition", urteilt der großgewachsene Chef und ergänzt: "Dass ein japanisches Auto einen 1,95-Meter-Europäer angenehm beherbergt, ist mehr als ungewöhnlich." Gelobt wurde auch die "die beste E-Servolenkung diesseits von Porsche".
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
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Und praktisch ist der Civic Type R GT auch noch: Er bietet Platz für vier bis fünf Passagiere.
Und der Verbrauch? 7,5 Liter Super Plus sind möglich, macht dann aber nicht viel Spaß. Mit Spaßanteil kam der Gesamtverbrauch zustande, der über die Testdistanz bei 9,5 Litern lag. Überschaubar war der Ölverbrauch: Nach dem kompletten Wechsel zur Jahreswartung bei km 15.595 wurde bis Testende ein knapper Liter nachgefüllt.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
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Auch auf der Langstrecke konnte der flinke Kompakte prinzipiell überzeugen: "Habe die Geräuschkulisse auf der Langstrecke viel schlimmer erwartet", schrieb Marc Kaczmarek, "gutes Reiseauto, kann sogar gemütlich."
Klar, schließlich stammt er von einem sehr beliebten Kompakten ab, der von Honda mit großem Aufwand und technischem Geschick zum Sportler umerzogen wurde. Austrainiert ist das fähige Tracktool in jedem Fall.
Übertrainiert wirkt höchstens der optische Auftritt, aber das ist wie immer Geschmacksache. Doch es gab auch Schattenseiten. Bemängelt wurde der mit 46 Litern viel zu kleine Tank, der zudem noch für ein weiteres Ärgernis verantwortlich ist. Beim Conti-Tuning-Tag auf dem Contidrom bei Hannover wurde der Civic Type R zur Leserbespaßung eingesetzt ...
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
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... und fuhr längere Zeit auf dem Handlingkurs. Nach einiger Zeit schlug die Motorwarnleuchte an – reproduzierbar und immer an gleicher Stelle in der Runde. Grund dafür: die Konstruktion des Tanks. Es fehlen ausreichend Schwallbleche, die genau das verhindern. Für den nächsten Modellwechsel hat Honda konstruktive Abhilfe in Aussicht gestellt.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
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Die Werkstatt konnte hier natürlich auch nicht weiterhelfen. Der ausgelesene Fehlerspeicher meldete "überdreht", was aber nicht der Fall war. Vielmehr wird bei schneller Kurvenfahrt und niedrigem Kraftstoffstand Luft statt Sprit angesaugt, die Motorleuchte meldet sich.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
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Nicht verlässlich reproduzierbar flackerte von Zeit zu Zeit der zentrale Bildschirm, meistens im Stand, aber niemals vorhersehbar, was laut Honda ein Einzelfall sein soll. Auch der gelegentliche Ausfall der Rev-Match-Funktion trat ohne ersichtlichen Grund auf; sie arbeitete nach einem Neustart wieder tadellos. Überhaupt war es vor allem die Bedienung, die eine kleine Eingewöhnungszeit braucht.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
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Ein Sirren von der Hinterachse machte schließlich einen Werkstattbesuch nötig. Das Sirren erwies sich als Verschleißanzeige für die hinteren Bremsbeläge, die nach gut 22.000 Kilometern einen baldigen Austausch anmahnte. Etwa 10.000 Kilometer später waren die vorderen Beläge samt Bremsscheiben fällig.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
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Zum Schluss noch kurz zum unheilvollen Anfang und dem tragischen Ende unseres Dauertesters, der am 19. Februar 2019 in der Redaktion ankam und am 14. März den ersten kapitalen Unfall hatte: Ein "größerer Gegenstand" verursachte trotz Ausweichens einen Crash. Die Folge war ein kapitaler Frontschaden: 5787 Euro Reparaturkosten.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
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Am 16. Februar 2020 übersah ein A-Klasse-Fahrer den parkenden Type R und richtete so großen Schaden an, dass sich eine Reparatur nicht mehr gelohnt hätte – Ende des Dauertests mit 33.543 Kilometern.
Schade, denn die Abschlussmessungen von Längs- und Querdynamik nach 100.000 Kilometern hätten gezeigt, wie sich der doch recht kräftig rangenommene Spaßsportler über die gesamte Distanz geschlagen hätte. Und schließlich bedauern wir den Verlust eines hoch emotionalen, äußerst beliebten Reisebegleiters mit sportlicher Kompetenz.
Bild: Ronald Sassen / AUTO BILD
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Besonders ärgerlich: Eine Schuld trifft den jeweiligen Fahrer weder beim ersten Crash noch beim zweiten, bei dem der Type R noch nicht einmal in Betrieb, sondern lediglich geparkt war. Großes Pech für uns und den Honda Civic Type R: Nach dem zweiten, teuren Schaden mussten wir den Dauertest abbrechen.
Bild: Lena Willgalis / AUTO BILD
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Fazit von Ralf Kund: Trauriges Ende einer Dienstfahrt, die wir gern noch fortgeführt hätten. Schade, denn ab 30.000 km wird es erst interessant. Insgesamt hinterließ der Civic Type R einen guten Eindruck, sieht man vom Problem auf der Rennstrecke und kleineren Nicklichkeiten ab.