Für den Trend zum Japaner sorgte weniger ein furioser Film-Klamauk als vielmehr eine urdeutsche Angelegenheit: die ADAC-Pannenstatistik. Fest darauf vertrauend, dass Engel niemals lügen, sollten sie auch noch so gelb sein, kaufte sich der heute 27-jährige Kfz-Mechaniker Oliver Schade im Jahre des Herrn 2001 einen 98er Honda Civic. Ihm wollte er nur Gutes tun.

Alles eine Frage der Distanz

Viel hilft viel, das gilt auch für eine breitere Spur. Zehn Millimeter Distanzscheiben, beidseitig.
Aus diesem löblichen Vorhaben resultierte die Bestellung eines KW-Gewindefahrwerks, mit dem sich die Bodenfreiheit vorn um 90 und hinten um 70 Millimeter verringern ließ. Zum Show & (Heiligen-)Shine gehören auch verchromte Felgen wie die CR7. Hiervon durften es vier Stück des Formats 8,5 x 17 ET 25 sein, in deren Betten 205/40er-Falken-Reifen zum Einsatz kamen. Über der Vorderachse galt es nun, die Radläufe um je zwei Zentimeter nach außen zu treiben. Nachdem exakt das Gleiche über den Hinterrädern vollbracht war, stellte sich heraus, dass hier auf jeder Seite noch eine Distanzscheibe von zehn Millimetern Stärke Platz hatte.

Offensichtlich stand dem japanischen 1,4-Liter-Motörchen so etwas wie eine göttliche Eingabe bevor, denn Oliver war für fahrwerkstechnische Verbesserungen nichts zu schade. Er montierte vorn zunächst eine Tenzo-Domstrebe und gelochte Bremsscheiben von Zimmermann. Danach entfernte er sämtliche Serienbremsklötze, um sie durch äußerst bissige Erzeugnisse aus dem Hause Ferodo zu ersetzen. Schon wegen der gezogenen Radläufe musste das Auto zum Lackierer. Das jedoch sollte sich richtig lohnen. Also entfielen Wischer und Markenemblem an Heck ebenso wie die Dachantenne. Tuner TSS lieferte dazu seine hausgemachten Seitenschweller, einen Frontstoßfänger im Bomex-Style, eine Mugen-Style-Heckschürze und einen Heckspoiler, wie man ihn vom Type R kennt.

Auf den Lackierer wartete eine ganze Menge Arbeit

Nun lautete die Devise "Gambs oder gar nicht". Daher bekam die in Garching bei München ansässige Lackiererei Gambs den Auftrag, den Wagen noch einmal ins serienmäßige New-Vouge-Silber zu tauchen. Doch der Meister der Spritzpistole ließ es sich nicht nehmen, seinen Senf dazuzugeben.
Vor allem bei der Lackierung musste etwas Würziges her – Two-Tone lautete die gefundene Lösung.
Der süße, den man zur Weißwurst reicht, schien in diesem Fall weniger geeignet. Stratusgrau-Perleffekt jedoch erwies sich als optimale Mischung. Immerhin ziert sie so manchen Weißwurst-Ferrari und nun auch die noch serienmäßige Honda-Front. Als die Farbe trocken war, ging’s ans Aufgarnieren. Natürlich bedurfte es hierzu eines Mugen-Kühlergrills, den der "Lacker" selbstverständlich mitgespritzt hatte. Gleiches gilt für die beiden Kunststoffblenden links und rechts davon. Sie bilden das Umfeld der vorderen Beleuchtungseinrichtungen.

Im Ernstfall steckt der Teufel im Detail

Die Scheinwerfer im 3D-Design stammen wieder von TSS. Keine Frage – im Bistum Freising liegen Angel-Eyes natürlich ganz weit vorn! Ganz hinten dagegen leuchtet Oliver Schade seinen Verfolgern im Lexus-Style heim.
Bei 1.4 Liter und 75 PS in Serie, musste zumindest das Standard-Programm durchgezogen werden.
Wenn sich das alles auch nach mehr anhört – unter der Motorhaube hält sich der PS-Zuwachs in Grenzen. Ansaugrohr und Einspritzanlage erfuhren eine Optimierung, zu der der Twister-Luftfilter auf seinem Alu-Ansaugrohr hervorragend passt. Der Rest der Leistungssteigerung spielt sich nicht frischluftseitig ab. Ein Fächerkrümmer von DC-Sport leitet die Abgase in den serienmäßigen Katalysator. Ihm sind 55-Millimeter-Mittelrohr und Endschalldämpfer aus der Tuning-Schmiede HS Motorsport angeschlossen. Weit entfernt von heiligen Hallen ist der Innenraum des kleinen Japaners, obwohl der Hinauswurf der Rückbank durchaus Platz schuf. Damit sich der in einem teuflischen Ernstfall nicht zu sehr verkleinert, wurde ein Wiechers-Überrollbügel installiert – mit obligatorischem Kreuz und einer H-Strebe, versteht sich. Die erste Reihe hingegen bestuhlte man mit "ganzledernen" König-Schalensitzen, über die nun würdevoll schwarze Schroth-Gurte hängen. Und wir dachten immer, der heilige Stuhl sähe anders aus!

Fünf-Zoll-Drehzahlmesser mit Shiftlight

Mehr Information geht nicht: Zusatzinstrumente an A-Säule, TFT-Monitor über der Mittelkonsole.
Die Zusatzinstrumente an der A-Säule zeigen den aktuellen Lambda-Wert sowie die Öltemperatur. Mitten im Sichtfeld des Mannes, der immer eine Hand am megasportlichen Alu-Schalthebel hat, steht ein Fünf-Zoll-Drehzahlmesser mit Shiftlight. Auf den Zifferblättern der Serieninstrumente kleben Plasma-Folien amerikanischer Herkunft. Kein wirkliches Wunder also, dass bei der Geschwindigkeitsanzeige Meilenangaben im Vordergrund stehen. Ansonsten ist eine Pioneer-6400-Headunit mit ausfahrbarem Monitor tonangebend. Sie steht in ständiger Verbindung mit zwei versteckt verbauten Audiosystem-Endstufen der Typen F2 500 und F4 380. Letztere ist für Front- und Hecksystem zuständig, wobei es sich einerseits um ein Focal-Polyglas-P-130-Zweiwegesystem und andererseits um ovale Koaxial-Lautsprecher mit der Bezeichnung Focal Polyglas 690-CV handelt. Der Audiobahn-Woofer AW 1206GT zeichnet für die niederfrequenten Schwingungen verantwortlich. Seinem Verstärker ist ein 1-Farad-Kondensator von Dietz zugeordnet.

Wartezeiten verkürzen, kein Problem

Das nervige Warten auf die Pokalverleihung bei Treffen verkürzt ein Alpine-DVD-Player. Sein Programm läuft auf dem Sieben-Zoll-Monitor, der im ehemaligen Gepäckabteil steht. Dreieinhalb Jahre dauerte es, bis weißer Rauch aus Oliver Schades Garage aufstieg. Wer so lange schraubt, darf durchaus stolz sein, auf seine prall mit Show & Shine-Trophäen gefüllte Vitrine. So manchem Bayern ist "Wir sind Papst!" einfach nicht genug.

Von

Helmut Horn