Gut aussehend, genügsam, günstig und sogar noch praktisch veranlagt. Nein, liebe Mütter, wir sprechen hier nicht vom perfekten Schwiegersohn. Die Rede ist vielmehr vom Kia Sportage, einem kompakten SUV, der den hausbacken wirkenden Herausforderer Honda CR-V ziemlich alt aussehen lässt. Oder? Langsam, nicht nur bei der Wahl des Schwiegersohns. Auch bei den SUVs lohnt sich ein Blick hinter die Fassade. Und der offenbart beim Japaner starke innere Werte.

Die Honda-Rückbank beherrscht einen genialen Falttrick

Honda CR-V
Auf einen Zug am Hebel klappt die Rücksitzbank zusammen und gibt 1669 Liter Ladevolumen frei.
Das beginnt schon mit dem auf allen Plätzen besseren Raumangebot sowie einem erheblich größeren Kofferraum. Wo wir im CR-V entspannt lümmeln und auf den schmuseweichen Polstern auchlange Strecken locker aussitzen, kneift der Kia sowohl vorn als auch hinten spürbar früher. Die Herzen aller Familienspediteure erobert der Honda mit seiner pfiffigen Faltmechanik für die Fondbank. Auf einen Zug am Hebel seitlich im Kofferraum stellt sich die Sitzfläche auf, klappen sodann die Kopfstützen um, fällt die Lehne zu Boden. Das ergibt neben 1669 Liter Ladevolumen auch eine fast ebene Ladefläche. Im Kia lässt sich der Laderaum ebenfalls mit einem Handgriff erweitern, allerdings müssen 1353 Liter fürs Gepäck reichen, steigt der Boden leicht an.

Beide SUVs geben sich mit rund sechs Litern Diesel zufrieden

Kia Sportage
Macht mehr Lärm: Der Kia-Diesel rumort deutlich vernehmlicher als das Honda-Aggregat.
Weil der Honda hier erstmals mit dem noch frischen 1.6er-Spardiesel antritt, widmen wir dem Antriebskapitel natürlich unsere besondere Aufmerksamkeit. Und stellen erfreut fest, dass die 120 PS des CR-V zur ruhigen Sorte gehören und nerviges Diesel-Dröhnen vermeiden. Daran dürfte Kia sich ruhig ein Beispiel nehmen. Gerade im Stadtverkehr, wo Wind-und Abrollgeräusche den Motor nur wenig überdecken, rumort der 1.7er des Koreaners rauer und rücksichtsloser. Gleichzeitig erledigen die 115 PS des Kia ihre Aufgabe etwas lustloser. Zugegeben, zum Sport-SUV taugt keiner der beiden Fronttriebler, und groß fallen die Unterschiede in den Fahrleistungen auch nicht aus. Trotz einer kurzen Verschnaufpause im Drehzahlkeller wirkt der Honda aber munterer, kräftiger, einfach engagierter. Ab 2000 Touren spendiert er bemerkenswerte 300 Nm Drehmoment, dem Kia müssen 260 Nm reichen – die stellt er aber schon bei 1250 Umdrehungen bereit.
Weil ein teurer und vor allem schwerer Allradantrieb bei beiden Kandidaten fehlt, geizen beide auch mit dem Sprit. Nur 6,3 Liter pro 100 Kilometer schluckt der Kia, mit 5,9 Litern/100 km behauptet der Honda aber auch hier die Führung. Wer sich und seinen Gasfuß unter Kontrolle behält, schafft mit dem CR-V locker 1000 Kilometer ohne Tankstopp.

Bei der Sicherheitsausstatung kann Kia noch zulegen

Honda CR-V Kia Sportage
Besserer Bremser: Aus Tempo 100 kommt der CR-V knapp drei Meter eher zum Stehen als der Sportage.
Dem Thema Sicherheit widmen die japanischen Ingenieure offenbar mehr Aufmerksamkeit als ihre koreanischen Kollegen. Für den Nothalt aus Tempo 100 benötigt das Japan-SUV knapp drei Meter weniger bis zum Stillstand als der Kia – eine Welt! Und auch sonst fährt der CR-V eher auf der sicheren Seite als der Kia. Neben der üblichen Sicherheitsausstattung wie Airbags und ESP lässt sich der Sportage nicht sehr wirksam aufrüsten. Gerade noch ein Parklenkassistent steht in der Preisliste. Schon beim automatisch auf-und abblendenden Fernlicht, im Honda-Testwagen serienmäßig, blicken Sportage-Käufer in die Röhre: nicht lieferbar. Auch City-Stop, Spurhalter und aktiven Tempomaten suchen wir im Kia vergebens – bei Honda lassen sich diese Helferlein wenigstens kostenpflichtig erwerben. Wann immer es um Geld geht, schlägt die Stunde des Koreaners. Der Sportage kostet gut 3000 Euro weniger, erzielt im Alter dennoch die besseren Restwerte und kommt im Unterhalt günstiger.
Auch wenn Honda keine Wucherpreise verlangt – im Kostenkapitel bleibt er chancenlos. Sogar die drei Jahre Garantie, mit denen der CR-V deutsche SUV-Kollegen sonst gern aussticht, verblassen gegenüber dem Sieben-Jahre-Sorgenfrei-Paket des Kia zu einem nur noch mittelmäßigen Angebot. Wer also nur auf Euro und Cent schielt, wird mit dem Sportage sicherlich glücklich. Alle anderen fahren mit dem Honda besser.

Fazit

So unscheinbar, wie der Honda CR-V sich optisch präsentiert, so faustdick hat er es unterm braven Blech. Er bietet gemütliche Platzverhältnisse, funktioniert unauffällig und schont mit seinem sanften Spar-Diesel den Geldbeutel. Da verzeihen wir ihm durchaus, dass der Kaufpreis höher ist als beim Kia Sportage. Der flott gezeichnete Koreaner glänzt vor allem durch seine kleinen Preise und die großzügige Garantie. Ansonsten muss er dem japanischen Kollegen in allen Testdisziplinen den Vortritt lassen.