Honda – nicht immer an vorderster Front des Fortschritts, aber stets in Rufweite. Schon 1999 brachte das Unternehmen den ersten Hybrid-Benziner unters Volk, da kratzten sich die Konkurrenten noch an den Köpfen. Insight hieß damals der Honda mit dem Hybridantrieb, ein merkwürdig gestyltes, stromlinienförmiges Coupé mit der (sehr bescheidenen) Kraft von zwei Herzen. Inzwischen bietet Honda bereits eine Palette von Hybridautos. Auch ein Insight zählt weiterhin dazu, wenngleich von gänzlich anderem Kaliber als der ursprüngliche. Optisch macht er nun ganz eindeutig auf Prius – viertürig, leicht futuristisch und mit üppig verglastem Fließheck wie das Vorbild von Toyota. Der wichtige Unterschied: Sein Elektroaggregat fällt vergleichsweise kümmerlich aus (14 PS) und fungiert nur als Hilfsmotor. Beschleunigt wird ausschließlich in Tateinheit mit dem Benziner (88 PS). Nur in einem schmalen Bereich bei Tempo 40 kann kurzzeitig rein elektrisch gefahren werden – konstante Fahrt und gefühlvolles Gasgeben vorausgesetzt.
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Vergleich der Sparsamen

Bild: AUTO BILD
Vorteil dieses sogenannten Mildhybriden: weniger Gewicht und Raumbedarf, geringere Kosten. Als Stromspeicher dient eine kleine Nickel-Metallhydrid-Batterie, die sich beim Verzögern des Autos nachlädt. Um die Koordination und die Übersetzungen bemüht sich ein stufenloses Automatikgetriebe (CVT). Maximale Systemleistung: 98 PS. Schön: Das Drehmoment des Elektromotors (92 Nm) liegt schon bei niedrigen Drehzahlen an, dort wo der 1,3-Liter-Vierzylinder (121 Nm) noch schlapp durchhängt. Verlockend: Wer sich so ein kompaktes Hybrid-Kraftpaket gönnen möchte, muss keineswegs zum Insight greifen. Er bekommt es auch knapp 2200 Euro billiger (und nicht so eigenwillig verpackt) im Honda Jazz. Welchen nehmen? Nebeneinander betrachtet ist die Sache klar: Eindruck macht nur der Insight. Fast einen halben Meter länger und zehn Zentimeter flacher ist er, das verschafft ihm Prestige. Obendrein verheißt seine Stromlinie Fortschritt, die Kastenform des Jazz hingegen allenfalls sparsame Vernunft: Wir sehen einen Kleinwagen auf halbem Weg zum Minivan.
Honda Insight Hybrid
Der Insight von innen: Der Digitaltacho versteckt sich hinter dem Lenkrad, die Bedienungselemente verwirren.
Innen vertieft sich dieser Eindruck: Pilotenkanzel mit Captain-Future-Anmutung im Insight, Sachlichkeit im Jazz. Beide hegen keine Premium-Ambitionen, glattes Hartplastik dominiert, aber die Verarbeitung wirkt japanisch routiniert. Der Insight verlangt vom Fahrer aber mehr Zugeständnisse: Die Übersichtlichkeit ist miserabel, besonders nach hinten, der Digitaltacho versteckt sich hinter dem Lenkradkranz, ein integriertes Navigationssystem gibt es nicht, und die Bedienungselemente stiften Verwirrung. Allein am Lenkrad sammeln sich 18 Schalter, Tasten und Hebel (inklusive Schaltpaddel). Nicht optimal die Sitzposition hinter dem Steuer, unbequem sogar jene hinter den Vordersitzen: Im Fond des Insight hocken Mitfahrer auf einer schmalen Bank, Großgewachsene stoßen mit dem Kopf an die Decke. Vorausgesetzt, sie gelangen unbeschadet ins Innere, denn das Einsteigen nach hinten erfordert verschärfte Gymnastik.
Kein praktisches Auto also, viel unpraktischer auch als sein Stallgenosse, der Jazz. Der überrascht mit ungeahnter Raumfülle für ein 3,90-Meter-Auto, vor allem im Fond, bietet auch reichlich Stauraum und eine vollkommen ebene Ladefläche. Clever gemacht, der Kleine. Wie funktioniert die Hybrid-Technik? Die Antwort für beide: reibungslos, aber zäh. Kaum zu glauben, dass hier kombinierte 98 PS arbeiten. Wobei sich der Jazz – obgleich sogar ein paar Kilo schwerer – eine Idee spritziger benimmt als sein größerer Bruder. Als Lustkiller entpuppt sich das stufenlose Getriebe: Schon bescheidene Beschleunigungswünsche genügen, und es jagt den Verbrennungsmotor auf 6000 Touren, wo er dann jämmerlich heulend verharrt. Nicht gerade aufbauend, diese Geräuschkulisse, zumal die Tankerlebnisse solche Qualen keineswegs rechtfertigen. Sicher, die Werte auf unserer Verbrauchsteststrecke können sich sehen lassen, zumal es sich ja um Benziner handelt (Insight 6,0 l/100 km, Jazz 5,7 l/100 km). Wahr ist aber auch: Bei zügiger Fahrt außerhalb der Stadt zeigen die Bordcomputer meist Durchschnittswerte zwischen sieben und acht Litern.

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Angenehm bei Stadtfahrt: die sanfte Start-Stopp-Funktion dieser Hybriden. Der Weg zum Glück ist hier also die geruhsame Gangart. Dazu passen die Fahrwerke. Gegen eine sportliche Handhabung sprechen bereits die gefühlsarmen Lenkungen, ganz besonders die des Insight, aber auch die sehr bescheidenen Reserven an Grip, die frühzeitig die ASR- und ESP-Regelung auf den Plan rufen. Immerhin bewegt sich der kleine Jazz deutlich agiler. Recht ordentlich die Komfortqualitäten: In beiden Autos sitzt es sich vorn ausreichend bequem, und sie federn straff, aber nicht zu hart. Der hohe Jazz wankt stärker und tönt etwas lauter, aber auch hier lässt es sich noch gut aushalten. So mündet dieser Zwist unter Brüdern schließlich in einer klar erkennbaren Rollenverteilung: Der Insight macht mehr her, aber der Jazz macht mehr Sinn.

Fazit

von

Wolfgang König
Da die Verbrauchsvorteile des Hybridantriebs ohnehin nur im Stadtverkehr zutage treten, spricht schon deshalb alles für den Jazz. Er ist kompakt, viel übersichtlicher und handlicher, das weitaus bessere Stadtauto also. Ansonsten sehne ich mich in beiden Honda wieder einmal nach einem entspannten, kraftvoll durchziehenden Dieselmotor, der mir auch über Land mit niedrigem Spritkonsum Freude macht. Wie fast immer im Hybridauto.

Von

Wolfgang König