Der Hummer ist tot, es lebe der Hummer! Der SUV-Saurier feiert sein Comeback – als witzig-winziges Elektro-Auto.
Seinen ersten Auftritt hatte er als martialisches Militärfahrzeug im Golfkrieg, dann wurde er zum Star der Schickeria und irgendwann als SUV-Saurier erst an den Pranger gestellt und dann ausgemustert. Doch jetzt ist der Hummer wieder da. Denn drei Jahre nachdem General Motorsdie Produktion eingestellt und die Patente nach China verkauft hat, baut eine Firma in England mit dem Segen aus Detroit eine Neuauflage. Allerdings ist aus dem Klimasünder jetzt ein Öko geworden, und imponieren kann man mit dem Allrad-Giganten auch keinem mehr. Denn als hätte man das Original zu heiß gewaschen, ist der Hummer auf das halbe Format geschrumpft. Und statt dicker Diesel oder fetter Benziner summt unter der Kunststoffkarosse ein Elektromotor.
Zwei Minuten Handarbeit muss investieren, wer das Dach weg haben möchte.
Für die Wüste ist der kleine Stromer freilich nichts mehr, und auch in den Hollywood Hills oder auf der Leopoldstraße in München dürfte er keine so gute Figur machen. Zwar ist er wendiger als es das Original je war, und mit dem vollen Drehmoment aber der ersten Sekunde hat er an der Ampel sogar einen ganz ordentlichen Antritt. Aber erstens schafft der fünf Kilowatt starke E-Motor nur 80 km/h und ist mit Rücksicht auf das Versicherungskennzeichen sogar auf Tempo 45 abgeregelt. Und zweitens sieht er zwischen echten Autos halt aus wie ein etwas groß geratenes Kinderspielzeug – als Fahrer fühlt sich darin bestenfalls wie im Autoscooter auf dem Rummelplatz. Spätestens wenn man den anderen Verkehrsteilnehmern ins Gesicht schaut, fühlt man sich allerdings eher wie jemand, den seine Kinder vor dem Supermarkt in eines jener Autos gezwängt haben, die für 20 Cent zwei Minuten lang wackeln, hupen und fiepen.
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Humvee-Nachfolger Oshkosh JLTV & alle Mitbewerber
Das Design des HX orientiert sich an der gleichnamigen Studie, die 2008 in Detroit gezeigt wurde.
Dabei ist der Hummer HX eigentlich eine ganz klasse Karre. Das Design orientiert sich an der gleichnamigen Studie, mit der General Motors der Marke 2008 auf der Motorshow in Detroit noch eine Zukunft geben wollte. Details wie die wuchtigen Außenspiegel, der chromblinkende Kühlergrill, die LED-Scheinwerfer und ja, sogar die Cupholder, sind liebevoll umgesetzt. Und wer sich für die Billigvariante mit Softtop entscheidet, sitzt nach zwei Minuten Handarbeit in einem coolen Cabrio. Mag ja sein, dass das Schrumpf-SUV im fließenden Vekehr eine Lachnummer ist. Aber in einer großen Ferienanlage oder auf einem weitläufigen Golfplatz ist man damit ganz sicher der Star.
Dumm nur, dass es bei uns kaum solche Einsatzzwecke gibt. Deshalb verkaufen die Engländer den Hummer HX auch vor allem nach Amerika, nach Asien und nach Russland und der deutsche Importeur Quadix tut sich ein bisschen schwer mit der Zielgruppen-Definition. Viel mehr als verwöhnte Teenager, die vor der Schule mal richtig auffallen wollen, fallen den Bayern deshalb nicht ein. Und auch deren Interesse wird merklich abflauen, wenn sie den Preis hören: 18.000 Euro kostet der Wüstenkrieger für die Westentasche. Für einen echten Hummer ist das ein Schnäppchen. Aber für eine bessere Mobilitätshilfe eben verdammt viel Geld. Viel mehr als mit dem Preis hadert Importeur Jörg Braun allerdings mit den Batterien. Denn die Blei-Akkus reichen bestenfalls für 50 Kilometer, sind sehr wartungsintensiv und müssen nicht nur mit Strom, sondern bei jedem Boxenstopp auch mit destilliertem Wasser befüllt werden. "Das ist wenig komfortabel", räumt Braun ein.
Großes Manko: Der E-Hummer kommt nur fünfzig Kilometer weit.
Weil er bei den Verhandlungen mit dem Hersteller nicht so recht weiterkommt und der limitierte Einsatzzweck nicht gerade die beste Basis für gute Geschäfte ist, arbeitet er mit Hochdruck bereits am Nachfolger, dem eBuggy. Der wird zwar ähnlich viel kosten, soll aber sicher 100 Kilometer schaffen, Tempo 100 erreichen und zur echten SUV-Alternative für Förster, Bauern oder Parkpfleger werden. Auf die Schützenhilfe der US-Designer will Braun dabei allerdings nicht verzichten. Statt vom Hummer ist der eBuggy deshalb vom Willys Jeep inspiriert.
Nach über 30 Jahren geht der Humvee in Rente. Das Oskosh Joint Light Tactical Vehicle (JLTV) soll die Legende beerben und alles besser können als sein Vorgänger.
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Der Oshkosh JLTV ist 2,5 Meter breit, 2,60 Meter hoch und 6,25 Meter lang. Damit ...
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... ist er vielleicht auch für europäische Armeen interessant. Außerdem hat der Hersteller noch Kapazitäten frei, denn ...
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... die US-Armee bestellt bisher nicht so, wie sie eigentlich sollte. So könnten Bestellungen aus anderen Ländern und von anderen Kunden bedient werden.
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Der Vertrag mit der US-Regierung sieht in den nächsten vier Jahren 17.000 Fahrzeuge für die US-Armee und das Marine Corps vor – mit einem Gesamtvolumen von 6,7 Milliarden US-Dollar, umgerechnet 6,07 Milliarden Euro.
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Bis 2040 sollen 54.600 Fahrzeuge verkauft werden – im Wert von 30 Milliarden Dollar (rund 26,8 Milliarden Euro).
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Ein Fahrzeug kostet demnach rund 500.000 Euro, die Gesamtkosten inklusive Entwicklungskosten rund 550.000 Euro. Zehn Jahre lang ...
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... suchten die US-Streitkräfte nach einem Humvee-Nachfolger. Zuletzt haben zahlreiche Sprengstoffanschläge im Irak und in Afghanistan den leicht gepanzerte Humvee an seine Grenzen gebracht.
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Das Oshkosh Joint Light Tactical Vehicle (JLTV) ist stärker, besser gepanzert und moderner.
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Mit der Standard-Bepanzerung und zwei Mann-Besatzung (JLTV-UTL) wiegt das Fahrzeug mindestens neun Tonnen – und ist damit fast doppelt so schwer wie sein Vorgänger.
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Maximal vier Personen (JLTV-GP) finden im geschützten Militärfahrzeug Platz, im Humvee waren es bis zu zehn. Dafür gibt es den Oskhosh auch als bewaffnetes Gefechtsfahrzeug (JLTV-CCWC).
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Der Hersteller aus Wisconsin spendiert dem Fahrzeug unter anderem einen Minen- und Sprengfallenschutz, ein automatisches Feuerlöschsystem und einen Stromgenerator.
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Weitere Anbaumöglichkeiten für Panzerung erhöhen die Sicherheit. Das adaptive Fahrwerk mit Einzelradaufhängung lässt sich bis zu 50 Zentimeter in der Höhe verstellen – für optimale Offroad-Eigenschaften.
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Bis zu 1,52 Meter tiefes Wasser kann der Allradler durchfahren, bis zu 31 Grad Steigungen hochfahren und bis zu 30 Prozent kippen.
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Für zügiges Manövrieren in engem Terrain sorgt der kleine Radstand von 7,62 Meter.
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Die Zuladung liegt bei bis zu 2,3 Tonnen. Als Antrieb dient ein 6,6-Liter-Achtzylinder-Diesel mit 305 PS und 705 Newtonmeter Drehmoment, ...
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... der den Oshkosh auf bis zu 112 km/h beschleunigen soll.
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Vom Vorgänger Humvee kauften die Streitkräfte rund 280.000 Fahrzeuge. Seine Ablösung war wegen dessen schlechter Panzerung und deren Folgen notwendig. Das ...
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... ursprüngliche Modell des Humvee war sogar ungepanzert. Mit nachträglich montierten Stahlplatten gelang es, die Kabine einigermaßen gegen den Beschuss mit Sturmgewehren zu sichern. Darunter litt im Laufe der Entwicklung die Geländegängigkeit.
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Der Hersteller Oshkosh setzte sich gegen AM General und Lockheed Martin durch. Die Hersteller präsentierten dem US-Verteidigungsministerium vor einigen Monaten ihre Prototypen auf ...
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... einem Off-Road-Parcours der Marines in Quantico. Die Strecke simulierte sämtliche Hindernisse, die den gepanzerten Fahrzeugen im Einsatz begegnen können. Das Fahrzeug von Oshkosh (L-ATV) kam mit einer sogenannten TAK-4i, einem intelligenten unabhängigem-Federungssystem. Das System ...
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... bietet laut Hersteller 25 Prozent mehr Federweg als andere Militär-Fahrzeuge dieses Typs. Beim Fahren im schwieriegen Gelände soll die TAK-4i Stöße und Vibrationen absorbieren, während das Fahrerhaus stabil gelagert bleibt. Dadurch ...
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... würden die Soldaten auf langen Strecken nicht so durchgeschaukelt und fitter bleiben. Steile Steigungen, tiefer Wüstensand und zerklüftetes Gelände haben der intelligenten Einzelradaufhängung und dem ...
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... digital gesteuerten Duramax-Motor keine Probleme bereitet.
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Lockheed Martin konnte auf dem Test-Gelände zeigen, dass ein stark gepanzertes Fahrzeug mit maximal zehn Tonnen auch kraxeln kann.
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Als "eisernes Dreieck" bezeichnet das Unternehmen die Verknüpfung von Schutz, Leistung und Nutzlast ihres Bewerbers.
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Im Vergleich zu andern Mehrzweck-Fahrzeugen, die derzeit im Dienst sind, wollte Lockheed Martin stark verbesserten Schutz und mehr Mobilität bieten.
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Im Klartext: Die Aufhängung konnte um 40 Zentimeter verändert werden.
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Mit dem 253-PS-Motor sollten 113 km/h drin sein. Über 257.494 Kilometer wurden für Testfahrten zurückgelegt.
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Mit einer Tankfüllung sollte das Konzept 483 Kilometer weit kommen. Das Leergewicht betrug 6,4 Tonnen.
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Während der zweiwöchigen Veranstaltung in Quantico, Virginia, zeigte AM General das Können ihrer Prototypen. Der Parcours auf dem Test-Gelände bestand aus ...
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... steilen Hängen, Kiesgruben, Haarnadelkurven und unwegsamem Gelände mit Hindernissen.
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Zum Angebot von AM General gehörten 4-Sitz-Varianten für den Kampf und Zweisitzer zur Unterstützung in Operationen.
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Und hier sind die anderen Bewerber des Nachfolgeprogramms im Überblick: BRV-O von AM General. Der Vater des Ur-Humvee hat recht spät bekanntgegeben, mit einem eigenen Nachfolger an den Start zu gehen.
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Vorher standen sie nur als Kooperationspartner zur Verfügung. Nach Firmen-Angaben sollte ihr "Über-Humvee" alle Programm-Anforderungen des Pentagon übertreffen.
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Der Explosions-geschützte Offroader (so die Übersetzung der Abkürzung BRV-O) wurde auf über 483.000 Kilometer auf Herz und Nieren getestet.
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Trotz schwerer Panzerung durfte der nächste Humvee im Gelände nicht schlapp machen.
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Der Innenraum war eine Art Schutz-Kapsel. Zusätzlich absorbierten die Sitze bei einer Explosion die ausgehende Energie. Schwer vorzustellen? AM General hat dazu einen kurzen Video-Clip ins Netz gestellt.
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Die Panzerung des BRV-O war modular aufgebaut. Je nach Einsatz-Szenario konnte das Fahrzeug leichter oder schwerer gepanzert werden.
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Genaue Angaben zum Motor machte AM General nicht. Er sollte allerdings sparsam und hochdrehend sein.
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Ein Sechs-Gang-Getriebe sollte den Antrieb vervollständigen. Im Seitenprofil ist die Nähe zum alten Humvee noch zu erkennen.
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"Kampfjet auf Rädern" von Lockheed Martin: Der Prototyp von Lockheed Martin sollte Mobilität mit bestmöglichem Schutz verbinden. Richtig ...
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... interessant wurde es im Inneren. Dort hat der Hersteller seine Erfahrungen aus der Luft- und Raumfahrt eingebracht und das Cockpit besonders bedienerfreundlich gestaltet. Es ...
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... hieß sogar, das Fahrzeug sei um den Soldaten herum entworfen worden.
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Lockheed Martin zeigte, worauf es beim neuen Humvee ankommt. In den USA heißt das Programm für die Nachfolge übrigens JLTV (Joint Light Tactical Vehicle).
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Schon vor dem Finale ausgeschieden: General Tactical Vehicle (GTV), ein Konzept von Rüstungsunternehmen General Dynamics und AM General.
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Die variable Fahrwerkseinstellung ließ das GTV in unterschiedlichen Lagen stets stabil stehen.
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Diese Teilnehmer sind in den ersten Runden ausgeschieden: Valanx von BAE Systems. Der Name setzt sich zusammen aus "Phalanx", eine Kriegs-Formation aus dem antiken Griechenland und dem "V" für den V-förmigen Rumpf, der Explosionen vom Fahrzeuginneren ablenkt.
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Um Kosten zu verringern, wurde die Basis des Valanx nah an einer Straßenversion angelehnt und konnte je nach Bedarf aufgerüstet werden.
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Ford steuerte den 6,7-Liter-V8-Diesel bei. Der Motor stammte aus dem Pick-up Super Duty. Die britische BAE gehört zu den größten Rüstungsunternehmen der Welt.
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In der ersten Runde galt es für die Bewerber mindestens 560 Kilometer bei 55 km/h mit einer Tankfüllung zu schaffen. Im schwierigen Gelände waren 480 Kilometer bei gleicher Geschwindigkeit Pflicht.
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Außerdem musste das zukünftige Arbeitstier der US-Army innerhalb von 30 Minuten transportfähig für Luft, See oder Straße sein. Ebenfalls nur 30 Minuten waren eingeplant, um einen Schutz gegen Raktenangriffe, sogenannte RPG, anzubringen.
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Ein weiterer Verlierer: Navistar Saragota. Hersteller Navistar kommt ursprünglich aus der Landwirtschaft. Mit ihrem Saragota sind sie recht spät in den Nachfolger-Wettkampf eingetreten.
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Der Saragota wird von einem MaxxForce 6D V8-Diesel-Motor mit 340 PS und 660 Nm Drehmoment angetrieben.
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Nach Aussagen von Navistar zeichnet sich ihr Fahrzeug durch wenig Gewicht und hohe Belastbarkeit aus. Dennoch hat es nicht gereicht.
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Für den Ultra von Georgia Tech Research Institute (GTRI) war schon vor der ersten richtigen Runde Feierabend. Der Prototyp baut auf einem normalen Truck-Chassis auf.
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Das Millenworks Konzept gehört ebenfalls zu den weniger erfolgreichen Prototypen.
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Ein Gewinner – allerdings nicht in den USA. Der Hawkei von Thales soll in Australien in Serie gehen und den Land Rover Perentie ersetzen.
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Der Hawkei in der "abgespeckten" Variante für Spezial-Kräfte. Der australische Favorit genügt allerdings nicht den Ansprüchen von US-Army und Marines.